Die Richter des Königs (German Edition)
Jeremy.
Einen Moment lang zögerte George Jeffreys noch, dann gab er sich geschlagen. »Also gut, ich sage Euch die Wahrheit. Sie kam zu mir, um mir vom Tod eines Lakaien zu berichten, der offenbar in der Nacht vergiftet worden war. Bevor er starb, nannte er meinen Namen. Esther wollte mich warnen, dass man mich wahrscheinlich wegen des Mordes befragen würde.«
»Aber weshalb sollte ihr etwas daran liegen, Euch zu warnen?«
»Eine Weile hat sie einer Freundin und mir geholfen, uns heimlich zu treffen.«
»Mary Peckham.«
»Ja. Ihr wisst wie immer gut Bescheid. Doch vor einigen Tagen kam alles heraus, und man hat uns verboten, einander wiederzusehen. Ich denke, Esther versuchte, mich um Marys willen vorzuwarnen.«
»Hatte sie denn Grund zu glauben, dass Ihr etwas mit dem Tod des Dieners zu tun haben könntet?«, bohrte Jeremy weiter.
»Nein. Ich weiß nicht, warum sie dachte, der Lakai habe mich gemeint. Aber Ihr kennt ja die Frauen. Sie handeln, ohne nachzudenken. Wahrscheinlich sagte der arme Kerl nur etwas, das wie mein Name klang. Sie hörte es und lief gleich los, um es mir zu erzählen. Doch ich schwöre Euch, dass ich diesen Walker nicht kannte und nichts mit seinem Tod zu tun habe.«
»Nun, warum solltet Ihr auch?«, bemerkte Jeremy mit einem spöttischen Unterton. »Trotzdem möchte ich Euch bitten, uns zu sagen, wo Ihr gestern Abend wart.«
George Jeffreys betrachtete ihn abschätzend, bevor er gelassen antwortete: »Ich war mit einigen anderen Studenten in einer Schenke, so wie fast jeden Abend. Ich kann Euch ihre Namen nennen. Sie werden bestätigen, dass ich dort war. Wir haben gewürfelt, Karten gespielt, etwas gegessen …«
»Und Wein getrunken?«
»Ich ziehe Bier vor, wie Ihr wisst«, erwiderte Jeffreys lächelnd.
»Was ist mit dem Abend vor Sankt Luzia?«
»Auch da war ich mit meinen Freunden in einer Bierschenke und habe sie beim Würfeln um einige Shilling erleichtert. Ich habe nämlich meistens Glück im Spiel.«
»Zumindest seid Ihr davon überzeugt«, entgegnete Jeremy.
»Macht eine Liste der Personen, die bezeugen können, wo Ihr an den beiden Abenden wart«, schaltete sich Richter Trelawney ein.
Der Student nickte. »Wenn Ihr mir Tinte und Feder zur Verfügung stellt, kann ich es gleich jetzt tun.«
Als Jeffreys die Liste erstellt hatte, wandte sich Sir Orlando an Jeremy. »Habt Ihr noch Fragen an ihn?«
»Nein. Lasst ihn gehen.«
Der Richter zögerte, dann gab er seinem Kammerdiener ein Zeichen. George Jeffreys verabschiedete sich höflich und sichtlich erleichtert.
»Glaubt Ihr, dass er etwas mit Walkers Tod zu tun hat?«, fragte Trelawney.
»Ich weiß nicht«, erwiderte Jeremy nachdenklich. »Es könnte ein Zufall sein. Jeffreys ist ein häufiger Name, und wir wissen nicht einmal, ob Walker einen Taufnamen oder einen Familiennamen meinte.«
»Auf jeden Fall war es klug von ihm, uns gleich mehrere Zeugen zu nennen. Sicher gehen sie oft mit ihm trinken und werden behaupten, dass sie dies auch an den bezeichneten Abenden taten, wenn er es ihnen geschickt einredet. Und doch halte ich Aussagen, die sich auf einen Zeitraum beziehen, in dem die Zeugen betrunken waren, für ziemlich unzuverlässig. Das Problem ist, sie zu widerlegen.«
»Überprüft seine Familie. Findet heraus, ob es eine Verbindung zu den Königsmördern gibt«, schlug Jeremy schließlich vor.
»Das werde ich tun. Ich gebe Euch Bescheid, wenn ich Ergebnisse habe.«
Neunundzwanzigstes Kapitel
T rotz Jeremys sorgfältiger Pflege verzögerte ein Fieber Alans Genesung. Als Patient war der Wundarzt unerträglich. Es fiel ihm schwer, untätig im Bett zu liegen, obwohl er sich elend fühlte und sich ohnehin kaum auf den Beinen hätte halten können. Doch der Jesuit blieb unerbittlich. Er befürchtete, Alan könne einen Rückfall erleiden, falls er zu früh aufstände, und verordnete seinem Patienten absolute Ruhe. Dieser gehorchte schließlich nur, weil er sich dank Lady St. Clairs Großzügigkeit keine Sorgen um sein Auskommen zu machen brauchte.
Gwyneth hatte ihn nur noch ein Mal besucht. In dem Verlangen, seinen guten Vorsätzen treu zu bleiben – wenigstens für eine Weile –, bat Alan Jeremy, ihn nicht mit ihr allein zu lassen, und so wurde es nur eine recht unpersönliche Unterhaltung, an deren Ende die Apothekerfrau ihm alles Gute wünschte. Alan war erleichtert, als sie wieder ging. Er schämte sich ein wenig für sein abweisendes Verhalten, hatte aber zugleich das Gefühl, als könne er
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