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Die Richter des Königs (German Edition)

Die Richter des Königs (German Edition)

Titel: Die Richter des Königs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lessmann
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amüsiert von einem zum anderen. Er brauchte nur einen Blick auf Alans Kniehose zu werfen, um zu wissen, was zwischen ihm und der Apothekerfrau vorgegangen war.
    Sich ein Lächeln verkneifend, sagte er höflich: »Es ist mir eine Ehre, Mistress Bloundel.«
    »Ich kaufe regelmäßig Kräuter und andere Zutaten bei ihrem Mann«, erklärte Alan. »Seine Apothekerstube ist nur zwei Häuser entfernt.«
    Gwyneth wollte sich verabschieden, doch Jeremy hielt sie zurück.
    »Euer Gatte hat doch vor einigen Wochen die Medizin für Baron Peckham hergestellt, nicht wahr?«
    »Ja, das stimmt. Der arme Baron! Er war ein so angesehener Richter.«
    »Ist es möglich, dass eine fremde Person Arsenik in die Medizin gerührt haben könnte? Ein Kunde vielleicht?«
    »Ich glaube nicht, Sir«, meinte Gwyneth kopfschüttelnd. »Mein Mann mischte die Zutaten, gleich nachdem ein Bote von Dr. Whalley das Rezept gebracht hatte. Die Arznei blieb nie unbeaufsichtigt. Es war immer jemand im Laden, entweder mein Gatte, der Geselle, die Lehrjungen oder ich.«
    »Wer lieferte die Medizin im Haus des Barons ab?«
    »Ich selbst. Ich übernehme oft die Botendienste, wenn viel zu tun ist.«
    »Und Ihr habt sie auf dem Weg nie aus den Augen gelassen?«
    »Nein.«
    »Hat niemand versucht, Euch anzusprechen oder abzulenken? Denkt bitte genau nach.«
    »Ich versichere Euch, wenn sich jemand an der Arznei zu schaffen gemacht hätte, dann hätte ich es bemerkt.«
    »Ihr seid eine kluge Frau, Mistress Bloundel. Wenn Ihr es sagt, so glaube ich es«, schloss Jeremy sichtlich enttäuscht.
    Als die Waliserin gegangen war, folgte Alan seinem Freund in die Schlafkammer, die er ihm bei seinem Einzug überlassen hatte. Sie lag nach vorne zur Straße hinaus, unmittelbar über der seinen. Als Junggeselle litt er nicht unter Platzmangel. John, der Geselle, und die Magd Susan bewohnten jeweils eine Dachkammer, Tim, der Lehrjunge, schlief in der Werkstatt, und Mistress Brewster, eine Witwe, die Alan den Haushalt führte, hatte ein eigenes Zimmer im zweiten Stock.
    Jeremy hatte seine wenigen Habseligkeiten in einer Truhe verstaut. Seine Bücher stapelten sich auf einem Bücherbord, das Alan als Willkommensgeschenk bei einem Schreiner in Auftrag gegeben hatte. Ansonsten war der Raum nur noch mit einem Baldachinbett, dessen Vorhänge tagsüber um die Pfosten geschlungen waren, einem Tisch, einem Stuhl und einem Schemel möbliert. Ein Wasserkrug und eine Schüssel aus Zinn dienten zum Waschen. Der Kamin war schmucklos, die Kaminböcke bestanden aus einfachem Eisen. Der Tisch mit den gedrechselten Beinen, den Jeremy zum Schreiben benutzte, diente ihm außerdem als Altar. Die Katholiken, die seiner Verantwortung unterstanden, versammelten sich regelmäßig in seiner Kammer, um die Messe zu hören.
    Jeremy hatte Alan auf die Konsequenzen aufmerksam gemacht, die seine Einladung für ihn haben würde. Sich einen römischen Priester ins Haus zu holen bedeutete den Verstoß gegen eine Reihe von Gesetzen, die zwar nicht mehr vollstreckt wurden, aber noch nicht abgeschafft waren. Sie konnten jederzeit wiederbelebt werden. Und auf die Beherbergung eines Priesters stand immer noch die Todesstrafe.
    Doch Alan war ähnlich zuversichtlich wie Jeremy. Er glaubte nicht, dass der König, der nach Glaubensfreiheit strebte, es jemals so weit kommen lassen würde.
    Und so fand er sehr bald Gefallen an den Besuchen der wenigen Katholiken in seinem Haus, die friedlich an der Messe teilnahmen und danach gewöhnlich noch zu einem Plausch blieben. Dadurch gewann Alan sie ohne Mühe als neue Kunden.
    »Wart Ihr beim Richter?«, fragte der Wundarzt, während er zusah, wie Jeremy die Utensilien, die er zum Spenden der Sterbesakramente brauchte, in die Truhe packte. Eine seiner Schutzbefohlenen war gerade gestorben.
    »Ja, er erholt sich gut und braucht meine Pflege nicht mehr. Würdet Ihr in ein paar Tagen an meiner Stelle noch einmal nach ihm sehen, Alan? Das wird ihm lieber sein.«
    Alans Gesicht wurde ernst. »Ihr habt ihm doch nicht etwa die Wahrheit gesagt?«
    »Ich musste. Er hat sich mir anvertraut. Ich konnte ihn nicht länger hinters Licht führen.«
    »Euer Ehrgefühl wird eines Tages noch Euer Tod sein. Der Richter kann Euch große Schwierigkeiten machen, das wisst Ihr doch!«
    »Traut Ihr ihm das zu?«
    Alan zögerte. »Nein … nein, eigentlich nicht.«
    »Ich denke, er wird darüber hinwegkommen«, meinte Jeremy aufmunternd. »Übrigens wäre ich Euch dankbar, wenn Ihr mich morgen ins

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