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Die Riesen vom Ganymed

Die Riesen vom Ganymed

Titel: Die Riesen vom Ganymed Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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Mittelpunkt an-und ausging.
    »Was ist das?«
    »Die Sonne.«
    »Ein Stern?«

    »Korrekt.«
    Storrel fuhr fort, die Namen der jeweiligen Planeten an-zugeben, wenn ihre entsprechenden Symbole auf dem Schirm auftauchten. Die Unterhaltung war immer noch langsam und unbeholfen, machte jedoch Fortschritte. Im Verlauf des Konversationsaustausches verstanden es die Ganymeder, ihre Verwirrung über die Nichtexistenz eines Planeten zwischen Mars und Jupiter auszudrücken, eine Problemstellung, die sich als nicht zu schwierig herausstellte, da die Erdbewohner darauf gefaßt waren. Es dauerte lange, bis die Botschaft von der Zerstörung Minervas verstanden worden war und daß von dem Planeten nichts weiter als Geröll und Pluto übriggeblieben sei, der ja bereits beim Namen genannt worden war und somit verständli-cherweise die Quelle weiterer Geheimnisse für die fremde Rasse darstellte.
    Als nach wiederholtem Fragen und entsprechender Rücküberprüfung sich die Ganymeder schließlich eingestehen mußten, daß sie keinem Mißverständnis zum Opfer gefallen waren, wurde ihre Stimmung sehr ruhig und gedämpft.
    Obwohl ihnen keine der Gesten und der Gesichtsausdrücke bekannt waren, wurden die Beobachter von der Erde doch von dem Eindruck äußerster Verzweiflung und unendlicher Trauer berührt die sie ausschnittsweise von dem Schiff der Fremden übermittelt bekamen. Sie konnten den Seelenschmerz fühlen, der sich in jeder Regung dieser langen, nunmehr auf besondere Weise sorgenvoll erscheinenden Gesichter der Ganymeder ausdrückte, so als sei ihr Innerstes von einer Wehklage berührt, die vom Anbeginn der Zeit herübertönte.

    Es dauerte eine Zeit, bis die Fremdlinge wieder gesprä-chig wurden. Die Erdbewohner, die festgestellt hatten, daß die Erwartungen der Ganymeder auf einer Kenntnis des Sonnensystems, wie es in ferner Vergangenheit beschaffen war, aufgebaut waren, schlossen daraus, daß die Rasse, wie eine Zeitlang bereits vermutet worden war, in ein anderes Planetensystem ausgewandert sein mußte. Allem Anschein nach handelte es sich also angesichts ihres plötzlichen Wiederauftauchens um eine Art sentimentaler Reise an den Ort, der ihre Rasse vor Millionen von Jahren hervorgebracht hatte und den niemand von ihnen jemals zu Gesicht bekommen hatte, höchstens auf sorgsam gehüteten Aufnahmen, die aus einer unendlich fernen Vergangenheit, jenseits aller Erinnerungen, überliefert worden waren. Kein Wunder, daß sie Bestürzung über das, was sie nach ihrer langen Reise erwartete, gezeigt hatten.
    Aber als die Erdbewohner ihre Ansicht äußerten, die Ganymeder seien von einem anderen System gekommen, und Auskunft über dessen Position verlangten, wurden sie allem Anschein nach von den Ganymedern mit einer abschlägigen Antwort beschieden. Offenbar versuchten ihnen die Fremden zu verdeutlichen, daß ihre Reise vor unendlich langer Zeit auf Minerva selbst begonnen hatte, eine Auskunft, die natürlich lächerlich erscheinen mußte. Da sich Storrel mittlerweile jedoch in grammatischer Hinsicht hoffnungslos verstrickt hatte, wurde der Fall aus Gründen eines zwischenzeitlich aufgetauchten Verständnisproblems zunächst auf Eis gelegt. Zweifellos würde er später gelöst werden, wenn die sprachlichen Fähigkeiten des Übersetzers besser geworden waren.
    Der ganymedische Übersetzer war auf die implizite Ver-

    bindung zwischen ›Erde‹ und ›Erdbewohner‹ aufmerksam geworden und kehrte daher zu dem problematischen Fall zurück, indem er sich Gewißheit darüber verschaffte, daß die Geschöpfe, mit denen er sich unterhielt, tatsächlich vom dritten Planeten der Sonne gekommen waren. Als dies bestätigt wurde, schienen die auf dem Schirm sichtbaren Ganymeder sehr erregt zu werden und ergingen sich in langem Gesprächsaustausch untereinander, der nicht übertragen wurde. Warum diese Enthüllung denn eine solche Reaktion hervorrief, wurde nicht erklärt. Eine entsprechende Frage wurde auch nicht gestellt.
    Die Fremdlinge deuteten schließlich an, daß sie eine sehr lange Zeit unterwegs gewesen waren und daß sie mancherlei Krankheit und Todesfälle zu ertragen und zu beklagen hatten. Ihre Vorräte waren knapp geworden, ihre Ausrüstung war in schlechtem Zustand, vieles war irreparabel.
    Hinzu kam, daß sie alle miteinander unter völliger körperlicher, geistiger und seelischer Erschöpfung litten. Sie vermittelten den Eindruck, daß ihnen lediglich der Gedanke an die Rückkehr in die Heimat den Willen zum Durch-halten

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