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Die Ringe des Tantalus

Die Ringe des Tantalus

Titel: Die Ringe des Tantalus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Cooper
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ihren eigenen Interessen entsprach? Es gab nur eine Antwort. Es war sicher nicht so, daß gewisse Kreise lediglich das Tantalus-Projekt zerstören wollten. Sie hatten vielmehr vor, das ganze ExPEND-Programm zu diskutieren. Auf diese Weise würden die enormen Mittel dieses Dienstes zur Verfügung stehen und könnten den notleidenden Staaten zugeführt werden.
    Ja, aus diesem Blickwinkel ergab alles einen Sinn. Davon abgesehen, würde ExPEND nicht eine Nachricht über 56 Lichtjahre schicken, wenn man dort nicht felsenfest von einer ernsten Bedrohung des Projekts überzeugt war. Conrad spürte, wie es auf seinem Rücken kribbelte. Angst? Er war noch nicht lange aus dem ST und fühlte sich immer noch schwach und etwas desorientiert. Als ob ich nicht genug Probleme am Hals hätte, sagte er sich bitter.
    In diesem Moment trat Matthew auf das Navigationsdeck.
    »Sir, Lieutenant Smith nähert sich dem Wiedererweckungspunkt. Wünschen Sie, bei ihrem Erwachen zugegen zu sein?«
    Conrad kratzte sich leicht über die silberne Augenklappe.
    »Nein, bring sie so rasch wie möglich auf die Beine. Und dann holst du Kurt Kwango aus dem ST und machst ihn auch so bald wie möglich fit. Aber den Rest läßt du im ST, bis ich es dir befehle.«
    »Entscheidung bestätigt. Ausführung erfolgt.«
    »Noch was, Matthew, einer von deinen Kollegen soll mir eine neue Tasse Kaffee bringen. Diese Brühe hier schmeckt ja wie Spülwasser.«
    »Sir, der Kaffee wurde von John gemäß Programmspezifizierung P-17-3904 zubereitet und sollte daher …«
    »Löschen«, schnappte Conrad. »Bring Smith und Kwango so schnell wie möglich aus dem ST. Und vergiß meinen neuen Kaffee nicht!«
    Matthew verließ das Deck.
    Conrad stieß einen langen Seufzer aus. Er war nicht in der besten Laune, und er wußte es. Das alles hatte er schon einmal mitgemacht. Das Trauma, das beim Erwachen aus dem ST eintrat, hielt sich doch länger, als er erwartet hatte. Unglücklicherweise mußte man Menschen auf einem Überlichtflug einfrieren, weil sie andernfalls den Verstand verlieren würden. Angenehmerweise litten Roboter nicht an einem solchen Effekt.
    Conrad erhob sich und lief unruhig im Deck auf und ab. Als erfahrener Raumfahrer war er seit langem damit vertraut, sich bei Nullschwerkraft über einen Hafthakenbelag zu bewegen. Er fragte sich kurz, ob er nicht doch Matthews diskretem Hinweis folgen und dabeisein sollte, wenn Indira die Augen aufschlug.
    Damals, im Orbit um Kratos, war er dabei gewesen. Er erinnerte sich noch sehr gut daran, wie sie beim Anblick seiner silbernen Augenklappe aufgeschrien hatte. Er erinnerte sich auch daran, wie Matthew bei der Wiederbelebung nicht besonders zärtlich Indiras Brüste gepackt hatte. Und er erinnerte sich an die dünnen Linien, dort wo die Beinprothesen mit dem Fleisch der Hüften verbunden waren. Conrad entschied, daß er das alles nicht noch einmal erleben wollte. Außerdem war Matthew bestens mit dem Wiederbelebungsprozeß vertraut. Er würde sehr gut ohne Conrad auskommen.
    Doch Conrad war zu ehrlich, um sich selbst etwas vorzulügen. Er wußte zu gut, warum er nicht bei Indiras Wiedererweckung dabeisein wollte. Zwischen diesen prothetischen Schenkeln hatte er gelegen, in einer Nacht auf Kratos, und es war schön gewesen. Später noch einmal, im Nordwesten der Highlands von Schottland, als die ENTS nach ihrem Erfolg bei ihrer ersten Mission Urlaub bekommen hatten.
    Conrad wußte, daß er nicht zusehen wollte, wie ein geschlechtsloser Roboter am Körper einer Frau herumhantierte, die er in Liebe und Leidenschaft gehalten hatte.
    Der Roboter John erschien auf dem Deck. »Sir, Kaffee. Gesüßt, ohne Milch, Temperatur 85 Grad.« Er stellte die Plastikkanne vor dem Commander ab.
    Conrad nahm einen winzigen Schluck. Deutlich besser als der erste halbe Liter.
    »Dich muß man wohl sonstwohin treten, was, bevor es klappt?«
    »Anfrage, Sir. Erbitte Definition Terminus ›sonstwohin‹.«
    Conrad spürte, wie seine Gereiztheit sich in Wut verwandelte. »Du bist der dämlichste wandelnde Elektronik-Schrotthaufen.« Dann seufzte er noch einmal und riß sich zusammen. »Beide Aussagen löschen.«
    »Entscheidung bestätigt«, erklärte John ungerührt.
     
    Conrad trank seinen Kaffee und versuchte sich dazu zu zwingen, geduldig auf das Erscheinen von Lieutenant Smith zu warten. Abgesehen von der Gefahr eines Sabotageakts gab es noch genügend andere Dinge, über die er sich Gedanken machen mußte. Wie lange sollte er die Santa Maria im

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