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Die Romantherapie: 253 Bücher für ein besseres Leben (German Edition)

Die Romantherapie: 253 Bücher für ein besseres Leben (German Edition)

Titel: Die Romantherapie: 253 Bücher für ein besseres Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Berthoud
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bekommen wir ein ganzheitlicheres Bild. Am Anfang sind die Brüder noch beste Freunde; aber als erwachsene Männer und Bauern erklimmt ihr Konkurrenzdenken gefährliche Höhen. Eines Tages bringen sie Gott Opfergaben dar – Abel ein Lamm, Kain Gemüse –, aber der Herr hält nicht viel von Gemüse, was er auch offen zeigt. Kain hat hinsichtlich Abels Erfolg derartig starke Rivalitätsgefühle, dass er den Kieferknochen eines Esels nimmt und seinen Bruder damit in einer Höhle erschlägt. Was er sofort fürchterlich bereut und woraufhin er Gott vorwirft, nicht eingeschritten zu sein. Wir finden, offen gestanden, dass er nicht ganz Unrecht hat. Für den Rest des Romans will Kain sich an Gott rächen, indem er in die Pläne des Allmächtigen hineinpfuscht und Sand ins Getriebe der alttestamentarischen Geschichten streut, angefangen bei Sodom und Gomorra bis hin zur Sintflut. Was dabei herauskommt, ist herrlich unterhaltsam.
    In Saramagos Roman ist Gott ein nur allzu menschlicher 148 Vater – inkonsequent, unzuverlässig und ungerecht. Die Kinder ähnlich untalentierter Eltern sollten sich über das schlechte Beispiel hinwegsetzen und sich gegenseitig lieben, egal, wie unterschiedlich man sie behandelt hat. Deswegen ist letztendlich dann doch Kain der Versager. Tappen Sie nicht in dieselbe Falle: Machen Sie nicht Ihre Geschwister verantwortlich für die Fehler Ihrer Erzeuger.
    In George Eliots Mühle am Floss versucht Herr Tulliver, mit gutem Beispiel voranzugehen: Er sagt seiner Schwester, Mrs. Moss, dass sie das von ihm geliehene Geld nicht zurückgeben muss – in der Hoffnung, dass sein Sohn Tom dieses Beispiel beherzigen und sich seiner Schwester Maggie gegenüber eines Tages gleichermaßen großzügig benehmen möge. Aber Toms Weigerung, Maggie zu vergeben, als sie vergisst, seine Kaninchen zu füttern (woraufhin die Tiere sterben), enthüllt seine grausame Ader. Hier haben wir es mit einem Bruder zu tun, der in der Bewunderung seiner kleinen Schwester badet, und ihr gleichzeitig die Anerkennung verweigert, nach der sie sich sehnt, und sie so auf ewig in der Schwebe hält. Man kann einem Menschen in Maggies Situation nicht befehlen, den älteren Bruder einfach nicht mehr gar so sehr zu lieben. Aber man kann ihm nahelegen, es zu versuchen oder zumindest die eigene Zuneigung zu verbergen. Wenn Maggie es geschafft hätte, sich ein anderes Lebensziel zu stecken als das, eines Tages Toms Haushälterin zu sein, hätte sich das Blatt vielleicht gewendet und sie im Gegenzug seine Bewunderung bekommen.
    Die Tragik um das Leben der Schwestern Lea und Ruth liegt nicht in Kindheit und Eltern begründet, sondern in der Geschichte des 20. Jahrhunderts: Mit nur einem Jahr Abstand sind sie im mährischen Brünn zur Welt gekommen, ihre Kindheit war bürgerlich behütet, ihre Talente wurden gefördert, ein älterer Bruder gab ihnen Schutz. Der Zweite Weltkrieg zerstört diese Welt und die Lebenspläne der Schwestern, zwingt ihnen einen gemeinsamen Lebensweg auf, der in einer kleinen Wohnung in Schwaben endet. Hier lieben und hassen sich die beiden, bohren genussvoll in Wunden, die das Leben geschlagen hat, und sind doch so symbiotisch 149 verbunden, dass die größte Sorge der einen der Tod der anderen ist: »Und davor, daß eine von uns um die andere trauern muß, haben wir beide entsetzliche Angst. Also halten wir uns gemeinsam am Leben. Gemeinsam, sag ich. Und wenn wir manchmal auch Streit haben, daß die Fetzen fliegen – heute bitte nicht! –, möchte ich Dir, Schwester, gestehen, daß ich dich brauche und deshalb vielleicht sogar, natürlich nur zeitweilig, liebe.«
    Peter Härtling inszeniert eindrucksvoll, dass eine Geschwisterbeziehung eine Lebensbeziehung ist. Und also ist sie zu hegen und zu pflegen, so gut es geht. Behandeln Sie sie gut – auch wenn das bedeutet, sich gegen die Eltern zusammenzuschließen. Verabschieden Sie sich von der Dynamik, die zwischen Ihnen herrschte, als Sie Kinder waren, und bauen Sie als Erwachsene ein neues Verhältnis zueinander auf – zu Ihren Brüdern und Schwestern, die, dem Himmel sei Dank, groß geworden und völlig anders sind als Sie.
    ▶ Eifersucht
    ▶ Familie; mit ihr zurechtkommen
    ▶ Reizbarkeit
    ▶ Weihnachten

Gier
    Die Perle
John Steinbeck

Die Farbe der Träume
Rose Tremain
    Das Verlangen, mehr zu besitzen, als man eigentlich braucht – mehr Geld, mehr Dinge, mehr Macht –, ist eine seltsame Neigung. Denn welchen Sinn ergibt es, zu kaufen, zu sammeln, zu horten?

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