Die Romantherapie: 253 Bücher für ein besseres Leben (German Edition)

Thomas Manns Meisterwerk Doktor Faustus . In dieser Version des Faust-Mythos ist es 327 ein Komponist, der vom Teufel umgarnt wird. Im Tausch gegen vierundzwanzig Jahre unvergleichlichen künstlerischen Schaffens soll seine Seele auf ewig Mephisto gehören.
    Es ist nicht das erste Mal, dass Adrian Leverkühn sich auf drastische Maßnahmen verlegt. Bevor er auf die unterschiedlichen Verkörperungen des Teufels trifft, steckt er sich freiwillig mit Syphilis an, weil er glaubt, der damit einhergehende Wahnsinn werde seine künstlerische Empfindsamkeit vertiefen. Dann, während eines syphilitisch bedingten Anfalls von Umnachtung, hat er eine Vision von Mephisto, die nur für eine Halluzination zu halten der Teufel ihn warnt.
    Unsicher und verängstigt kehrt Leverkühn an seine Arbeit zurück – und fängt sofort damit an, Meisterwerke zu erschaffen. Er ›erfindet‹ die radikale Zwölftonmusik, wird als Genie gepriesen und als bedeutendster Musiker seiner Generation gefeiert. Aber es ist etwas Beunruhigendes an ihm, etwas Kaltes, das Freunden wie Publikum auffällt und das nur als eine Art Abwesenheit beschrieben werden kann, so, als würden jegliche für Leverkühn gehegten Gefühle lautlos und ohne jeden Nachhall einfach verpuffen. Es ist kein Zufall, dass der Roman in einer Zeit spielt, in der ganz Deutschland kopfüber ins Inferno rannte.
    Halten Sie an Ihrer Seele fest. Ihre vierundzwanzig Jahre Ruhm – oder nach welchen irdischen Reichtümern es Sie auch immer verlangt – bekommen Sie vielleicht trotzdem. Aber wer will schon ein seelenloser Mensch sein – oder mit einem solchen etwas zu schaffen haben?

Sehnsucht, allgemeine
    Seide
Alessandro Baricco
    Sich – schmerzhaft, endlos, vergeblich – nach etwas zu sehnen, von dem man glaubt, dass es ein inneres, anders nicht zu befriedigendes Bedürfnis stillen wird, ist eine schmerzhafte, endlose und vergebliche Art und Weise, das Leben zu vergeuden. Die zudem alle nervt, die das mit ansehen müssen. Das Leben ist zu kurz für so was. Zum Glück haben wir eine derart kurze Therapie in petto, dass uns das Ver 328 schreiben nicht allzu viel Zeit kostet – genauso wenig wie Sie, wenn Sie sie anwenden.
    Es ist ja gar nicht so, dass Hervé Joncour seine ihn liebende Ehefrau Hélène nicht gern hätte. Geduldig wartet sie auf ihn, wenn er auf dem Land- wie auf dem Seeweg seine alljährliche abenteuerliche Reise ins japanische Dorf Shirakawa unternimmt, um von dort Seidenraupeneier zurückzuschmuggeln – ein illegales Geschäft zu jener Zeit. Es ist nur einfach so, dass er sie noch lieber hätte, wenn er sich nicht so sehr nach der jungen Konkubine sehnen würde, die sein Herz in Shirakawa gefangen hält, mit der er aber nur auf Japanisch verfasste Schriftstücke tauscht. Messen Sie dem Unbekannten keinen höheren Wert bei als dem Bekannten. Lieben Sie lieber Ihren Partner/Ihre Partnerin im echten Leben (falls Ihnen das schwerfällt ▶ Verheiratet sein ), nicht einen fernen, unerfüllbaren Traum.

Selbstbewusstsein, mangelndes
    Schiffsmeldungen
Annie Proulx

Rebecca
Daphne du Maurier
    Dass Quoyle, der Held der Schiffsmeldungen , an mangelndem Selbstbewusstsein leidet, ist nicht verwunderlich. In seiner Kindheit bekommt er ständig von seinem Vater zu hören, er sei ein Versager, der ältere Bruder Dick, Vaters Liebling, verprügelt ihn. Quoyle ist fett und hat ein abnorm großes Kinn, später kann seine Frau ihn nicht leiden und schläft sich durch fremde Betten, sein Arbeitgeber bezahlt ihn nicht angemessen, seine Eltern kriegen Krebs und bringen sich um, seine Frau verlässt ihn und nimmt beide Töchter mit (die übrigens Bunny und Sunshine heißen, was die Sache nicht besser macht), er wird entlassen, und dann stirbt auch noch seine Frau bei einem Autounfall – obwohl, Moment, das ist eigentlich einer der wenigen guten Momente. Aber Sie haben jetzt ungefähr ein Bild. Anzahl der Gründe, 329 warum Quoyle nach den ersten Kapiteln (ja, das alles passiert gleich am Anfang, wir haben also noch nichts verraten) ein positives Selbstverhältnis haben sollte: null, ganz ehrlich.
    Deswegen beschließt Quoyle, »voll Kummer und glückloser Liebe«, dann auch, sich an den Rat seiner Tante zu halten und in der eher wenig verheißungsvollen Umgebung von Neufundland, dem Geburtsort seines Vaters, ein neues Leben anzufangen – die Tante und die beiden zurückeroberten, kriminellen Töchter im Schlepptau. Was dann folgt, ist sicherlich eines der erstaunlichsten Comebacks der