Die Rose der Highlands
Aberdeen.«
»Genau. Das sind an die einhundertzehn Meilen. Wenn ich mich gleich
auf den Weg mache, bin ich abends da, gehe in ein Hotel und besuche die alte
Dame gleich morgen früh. Danach mache ich mich sofort auf den Rückweg.
Spätestens morgen Mittag bin ich zurück.«
»Aber meinst du nicht, es wäre besser, wenn wir über unseren Verdacht
erst mit der Polizei sprechen und die das erledigt?«
»Du hast den Polizisten doch gehört. Du glaubst doch nicht allen
Ernstes, dass die auf so eine vage Beschuldigung unsererseits Nachforschungen
anstellen, ob Lord Fraser auch wirklich echt ist.«
»Nein, das werden sie nicht, und ich glaube ja selbst kaum dran.
Wahrscheinlich wird er den Spieà umdrehen und behaupten, das wäre Lilis und
meine Rache, weil er Rose geheiratet hat. Und uns dann wegen Verleumdung anzeigen!«
»Aber nicht, wenn ich morgen mit einem Foto in der Hand zurückkomme
und auf dem Bild nicht unser Lord Fraser ist! Dann haben wir den Beweis, dass
er sich zumindest unter falschem Namen bewegt. Da wird sich die Polizei dann
schon fragen müssen, warum und wo denn der echte Lord Fraser steckt!«
»Ja, wenn. Willst du wirklich wegen eines Fotos so einen weiten Weg
machen? Wir könnten diese alte Dame doch vielleicht auch anrufen und sie
fragen, wie dieser Kerl aussieht.«
»Und wenn sie das gleich Lady Ainsley erzählt und die alles
weitertratscht? Nein, ich möchte etwas in der Hand haben. Sonst wimmelt die
Polizei uns als Spinnerinnen ab. Wir brauchen einen richtigen Beweis.«
»Gut, dann ⦠ich würde gern mitkommen, aber ich muss morgen früh in
die Schule â¦Â«
»Lass mich mal machen, aber vielleicht könntest du statt mir nach
deiner Mutter sehen. Es wäre ja nicht unwichtig zu erfahren, was sie in
Fortrose vorgefunden haben. Soll ich dich rasch hinbringen?«
»Nein, lass gut sein. Ich nehme das Rad. Ich glaube, eine
Frischluftfahrt am River Conon entlang würde mir jetzt guttun.«
Isobel umarmte Sibeal und wünschte ihr eine gute Reise. Sibeals
Wangen waren vor Aufregung gerötet. Und Isobel wusste, dass niemand ihre Tante
von diesem Abenteuer hätte abbringen können.
»Pass gut auf dich auf«, gab sie ihr besorgt mit auf den Weg.
Sibeal lachte aus voller Kehle.
»Das würde ich eher euch raten, denn wenn mein Verdacht sich
erhärtet, müssen wir morgen als Erstes Rose in Sicherheit bringen, denn wir
dürfen sie nicht einen Tag länger unter einem Dach mit diesem Mörder wohnen
lassen! Und bis dahin, macht keinen Unsinn!«
»Versprochen! Wir unternehmen nichts, solange du nicht zurück bist!«
Isobel begleitete Sibeal nach drauÃen und schwang sich dort auf ihr
Fahrrad, während Sibeal in ihren Wagen stieg. In entgegengesetzte Richtungen
fuhren die beiden davon.
50
L ili hatte erst
wenige Meilen geschafft, als Liam zum ersten Mal neben ihr gehalten und sie
angefleht hatte einzusteigen. Sie aber hatte ihn stehen lassen und war auf ein
Feld geflüchtet.
Das Spiel hatte sich ein paarmal wiederholt. So schaffe ich den
Heimweg nie, dachte Lili erbost und beschloss, sich einfach nicht mehr darum zu
kümmern, wenn er anhielt und sie anbettelte, ins Auto zu steigen. Das nächste
Mal würde sie einfach weitergehen und ihn ignorieren. Sobald sie Avoch erreicht
hatte, würde sie zum Bahnhof gehen und bis nach Beauly mit dem Zug fahren.
Vielleicht konnte sie heute Nacht bei Isobel bleiben.
Wie erwartet, dauerte es nur wenige Minuten, als sich sein Wagen
erneut näherte. Dieses Mal kam er ihr auf ihrer StraÃenseite entgegen, weil er
wieder einmal an ihrem Versteck in Richtung Muir of Ord vorbeigefahren war. Sie
konnte also sein Gesicht hinter der Windschutzscheibe erkennen. Er sah nicht
gut aus, aber sie hatte nicht das geringste Mitgefühl für ihn. Dass er dem
Halunken nach dem Mund geredet hatte, würde sie ihm niemals verzeihen.
Dieses Mal stellte er sich mit dem Wagen so hin, dass sie sich nicht
daran vorbeidrücken konnte. Wieder blieb ihr nur die Wahl, die Flucht zu
ergreifen. Zu ihrer Rechten lag ein Wald, und sie zögerte nicht, loszurennen.
Doch dieses Mal blieb er nicht untätig. Er verfolgte sie, bis sie an einem kleinen
Fluss nicht weiterkam. Sie hatte die Wahl, in voller Kleidung hineinzuspringen
oder sich der Begegnung mit ihm zu stellen.
Da hörte sie schon seinen keuchenden Atem und fühlte seine Hand auf
ihrer
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