Die Rose der Highlands
es gibt ein Foto von ihm.
Meine Tante hat so etwas angedeutet, dass er auf einem Bild zu sehen ist. Das
werde ich dir zukommen lassen, Isobel Munroy, dann kannst du dich mit eigenen
Augen davon überzeugen, wem du da auf den Leim gegangen bist.« Sie lachte
betrunken auf. »Das ist doch nicht zu fassen. Wie kann man nur auf so ein
Windei reinfallen? Und lieben Gruà an die arme Lili.«
Isobel machte Anstalten, sich wütend umzuwenden, doch Sibeal hielt
sie davon ab.
»Das Schlimmste ist Nichtachtung für die Dame«, zischte sie.
»Dann werden wir ihr geben, was sie braucht.«
Ohne sich noch einmal nach Lady Ainsley umzudrehen, wollten die
beiden Frauen das Restaurant verlassen, doch was die betrunkene Lady ihnen
jetzt hinterherrief, lieà Isobel das Blut in den Adern gefrieren.
»Und pass bloà auf, dass dein kleiner Keith später nicht nach den
französischen Frasers schlägt.«
Isobel verspürte den Impuls, sich mit Gebrüll auf das hinterhältige
Weibsstück zu stürzen, aber da hatte Sibeal sie schon ins Freie geschoben.
49
A ls Sibeals Wagen
wenig später vor Isobels Haus hielt, stutzten die beiden Frauen. Ein
Polizeiwagen stand am StraÃenrand, und ein Polizist pochte ungeduldig gegen
ihre Tür.
»Warte bitte«, bat Isobel und stieg mit zitternden Knien aus dem
Wagen. Das konnte nichts Gutes bedeuten. Wenn die Polizei jemanden zu Hause
aufsuchte, war meistens etwas Schlimmes geschehen. Hoffentlich ist nichts mit
Lili oder Rose, durchfuhr es sie eiskalt.
»Kann ich Ihnen helfen?«, rief sie und eilte zu dem Polizisten, den
sie nicht einmal vom Sehen kannte. Das versetzte sie noch mehr in Panik. Wenn
es wenigstens der örtliche Polizist gewesen wäre, aber ein Fremder?
»Ich habe eine Nachricht für Misses Isobel Munroy«, erklärte der
Polizist.
»Das bin ich. Worum geht es?«
»Wollen wir nicht hineingehen?«, fragte er in sachlichem Ton. Aus
seiner ausdruckslosen Miene konnte Isobel nicht das Geringste lesen.
»Nein, sagen Sie mir erst, was passiert ist!«, stieà Isobel heiser
hervor.
»Meine französischen Kollegen haben in einem Wald in der Nähe von
Grasse eine grausige Entdeckung gemacht.«
»Grasse?«, wiederholte Isobel.
»Das ist ein Ort in der Nähe von Nizza in den Bergen. Die Stadt des
Parfums â¦Â«
Isobel winkte ungeduldig ab. Das wusste sie auch, aber nicht, was
sie mit einer grausigen Entdeckung im fernen Frankreich zu tun haben sollte.
»Was haben Sie dort gefunden?«
»Einen toten Mann, den wir auf die Anzeige Ihres Anwalts hin zur
Fahndung ausgeschrieben hatten. Er heiÃt ⦠Moment, das haben wir gleich â¦Â« Der
Polizist blätterte die Akte, die er bei sich führte, umständlich auf.
»Sie meinen Mister Jones, nicht wahr?«
Statt zu antworten, fuhr er mit dem Blättern fort.
»Er hatte den Schlüssel für das SchlieÃfach bei einer Bank in Nizza
bei sich. Und zwar in sein Hosenbein genäht â¦Â«
»Nun sagen Sie schon: Ist es Mister Jones?«
»Unter anderem ist es ein gewisser Tomas Jones.«
»Wie meinen Sie das? Unter anderem?«
»Wir haben mehrere seiner Pässe in dem SchlieÃfach gefunden und dann
eine Menge Geld, von dem wir glauben, dass es Ihnen â¦Â« Er blickte sich nach
allen Seiten um. »Sollen wir nicht doch lieber ins Haus gehen? Ich möchte Ihnen
das Geld ungern hier drauÃen übergeben.«
»Gut«, seufzte Isobel und machte ein Zeichen, dass Sibeal dazukommen
solle. »Meine Freundin darf anwesend sein, nicht wahr?«
»Ihre Entscheidung«, erwiderte der Polizist.
Wie der Blitz kam Sibeal angerannt. »Was ist passiert?«
»Man hat Mister Jones in der Nähe von Grasse tot aufgefunden.«
»Was hat er denn da gemacht? Wollte er sein Geld in Parfum anlegen?«
Der Polizist musterte sie konsterniert.
»Entschuldigen Sie, das ist nun einmal meine Art von Humor«, lachte
Sibeal. Sie wurde sofort wieder ernst. »Wie ist er umgekommen?«
Der Polizist hob die Schultern. »Das können wir noch nicht mit
Gewissheit sagen. Es besteht der Verdacht auf Fremdeinwirkung.«
»Das heiÃt, er ist ermordet worden.« An Sibeals Hals bildeten sich
vor Aufregung rote Flecken.
»Davon ist auszugehen, zumal am Fundort Ãberreste eines zweiten
Toten gefunden wurden. Bei dem wird es allerdings schwierig sein, die
Todesursache zu
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