Die Rose der Highlands
âºMiss Munroyâ¹
angesprochen und mir verraten, dass es das allerschönste Kleid ist, das ich je
getragen habe.«
Lili kostete es einige Ãberwindung, sich in diesem Augenblick auf
Rose und ihre Freude über das Geschenk einzustellen. Ihre Gedanken waren noch
bei Isobel und ihrer unfassbaren Dummheit, die sie auf Lord Frasers Rat hin
begangen hatte.
Doch als Lili den Blick auf ihre Tochter richtete, war sie für einen
Augenblick wie geblendet. Rose sah so wunderschön und erwachsen aus, dass Lili
ein paarmal schlucken musste. Das Rot, das ein wenig ins Bordeaux ging, passte
perfekt zu ihrem Teint und dem blonden Haar. Der Seidenstoff umspielte ihren
Körper, und es war nicht zu übersehen, dass Rose eine nahezu ideale Figur
besaÃ. Sie hatte Rundungen, wo sie bei einer Frau sein sollten, und war dort
schmal, wo es die Silhouette des Kleides verlangte. Das Kleid war
hochgeschlossen, doch ärmellos und zwar so raffiniert geschnitten, dass auch
die Schultern unbedeckt blieben.
Sie ist kein Kind mehr, durchfuhr es Lili halb bewundernd und halb
bedauernd, sie ist zu einer wunderschönen Frau erblüht.
»Hat es euch die Sprache verschlagen?«, fragte Rose lachend. »Ich
bin es doch. Eure Rose. Aber nun sagt schon, wie gefalle ich euch?«
»Du siehst aus wie eine Lady aus dem Modeheft«, stieà Lili
bewundernd hervor.
Rose wandte sich übermütig Isobel zu. Rose war nicht nachtragend. In
ihrer Euphorie über dieses Kleid schien sie vergessen zu haben, wie sie sich
vorhin noch angegiftet hatten.
»Na, Schwesterchen, was sagst du nun?«
Isobels Augen waren zu Schlitzen verengt, und ihr Mund war so
schmal, dass man meinen konnte, sie besäÃe keine Lippen.
Lili sah das aufkeimende Unglück über sie hereinbrechen, bevor Rose
irgendetwas merkte, sie wollte es noch verhindern, aber es war zu spät.
»Billig«, fauchte Isobel und musterte Rose wie ein ekelhaftes
Insekt. »In diesem Fetzen wirst du jedenfalls nicht auf meiner Verlobung
erscheinen!«
Ehe Lili eingreifen konnte, hatte sich Rose auf Isobel gestürzt und
sie einmal kräftig an den Haaren gezogen. »Das sagst du nicht noch mal, du alte
Jungfer. Und ob ich das anziehe!«
»Rose, das geht zu weit«, mischte sich Lili ein und konnte ihre
Tochter gerade noch davon abhalten, erneut an Isobels Haar zu ziehen.
»Mom, sag doch was!«, heulte Rose auf. »Sie ist so gemein!«
Lili atmete ein paarmal tief durch.
»Isobel, das war unfair und gehässig, was du da eben von dir gegeben
hast. Das Kleid ist wunderschön und steht deiner Schwester. AuÃerdem ist es
nicht billig, sondern ein besonders edles Stück.«
Isobel lachte spöttisch auf. »Ach, da hast du dein Geld also
gelassen?«
»Bitte nicht!«, flehte Lili. »Hör jetzt auf und lass uns den Tag in
Frieden â¦Â«
»So sieht bei dir Frieden aus?«, fragte Isobel kalt. »Sie hat mir
ein Büschel Haare ausgerissen.«
»Das geht auch nicht. Bitte, Rose, dafür entschuldigst du dich!«
Rose aber verschränkte die Hände hinter dem Rücken und schob trotzig
die Unterlippe vor. Stumm schüttelte sie den Kopf.
»Bitte, macht es mir und euch doch nicht so schwer. Isobel, dann sei
du die Vernünftigere, die nachgibt. Entschuldige dich bei Rose.«
Isobel setzte eine hochmütige Miene auf. »Warum sollte ich? Ich habe
doch nur die Wahrheit gesagt. Sie sieht in diesem Kleid aus wie ein
männermordender Vamp, und ich verstehe nicht, wie du ihr so etwas kaufen konntest.
Möchtest du sie umgehend unter die Haube bringen?«
»Isobel, halt den Mund. Du bist bösartig!«, zischte Lili.
»Du bist doch bloà neidisch, dass du nicht so ein Kleid hast«, fügte
Rose giftig hinzu.
Lili hob abwehrend die Hände. »Genug! Ich habe ein für alle Mal
genug von diesem ewigen Gezanke. Zum letzten Mal: Du, Isobel, entschuldigst
dich bei Rose, und du, Rose, bittest Isobel um Verzeihung. Wirdâs bald?«
Keiner rührte sich. Die Nerven der Frauen im Raum waren zum
ZerreiÃen gespannt. Lili lieà resigniert die Arme sinken. Es hatte keinen Sinn.
Frieden wird in dieses Haus wohl erst wieder einkehren, wenn Isobel bei Lord
Fraser auf der Black Isle wohnt, dachte sie traurig.
»Ich ziehe mich zurück. Vielleicht vertragt ihr euch besser, wenn
ich mich nicht andauernd einmische und zwischen den Fronten aufgerieben werde«,
erklärte
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