Die Rose des Propheten 1 - Das Buch der Götter
gebührende Opfer dargebracht zu haben?«
»Verdammt!« schrie der Kapitän zurück und blickte mit einem für den Abt unglaublichen Mut der Kreatur in die Augen. »Wir haben das Opfer gebracht! Wir haben Hurishta Gold und Inthaban Eisen geopfert…«
»Was aber habt ihr Quar geopfert?« donnerte der Riese.
Der Kapitän erbleichte.
»Quar? Wer ist dieser Quar?« murmelte der Abt und trat rasch an die Seite des Erzmagus. »Irgendein König?«
»Quar ist der Gott der Ungläubigen in diesem Land«, belehrte ihn der Erzmagus.
»Was ist das da… für ein Wesen?« Der Abt bemühte sich, das Zittern in seiner Stimme zu unterdrücken.
»Wahrscheinlich ein Unsterblicher, der unter den Ungläubigen als Ifrit bekannt ist«, erwiderte der Erzmagus und betrachtete die riesige Kreatur mehr aus wissenschaftlicher Neugier denn aus Furcht. »Ich habe Berichte über sie gelesen, aber ich muß gestehen, daß ich sie bis heute nicht glauben konnte. Das ist in der Tat ein äußerst bemerkenswertes Ereignis!«
»Unsinn! Das ist ein Erzfeind des Dämonenprinzen Astafas!« widersprach der Abt ärgerlich. »Er wurde geschickt, unseren Glauben zu prüfen!«
»Wer auch immer er sein mag, offensichtlich sind wir in seiner Gewalt«, gab der Erzmagus gelassen zurück.
»Wir sind ein Handelsschiff in einer friedlichen Mission«, schrie der Kapitän in die Höhe. »Dein Gott kennt uns. Wir haben die notwendigen Opfergaben an Bord. Quar sei versichert, daß unser erster Schritt an Land zu seinem Tempel führen wird!«
»Lügner!« knurrte Kaug zornig. Sein stürmischer Atem traf das Schiff und schüttelte es im Wasser hin und her. »Ihr habt die Priester von Promenthas an Bord, die nur hergekommen sind, um die Menschen von der Verehrung des wahren Gottes abzubringen.«
»Haben wir Quar versehentlich beleidigt?« lenkte der Kapitän demütig ein, um sich Kaugs Gnade zu empfehlen.
Als Antwort zersplitterte ein Blitz den Mast.
Der Kapitän nickte mit ernstem Gesicht und wandte sich um. »Werft die Priester über Bord!« befahl er seiner Mannschaft.
»Untersteht euch, diesen heiligen Männern auch nur ein einziges Haar zu krümmen!« drohte der Erzmagus und trat der angreifenden Meute entgegen.
Auf ein Wort ihres Führers hin sprangen die vier anderen Hexer, einschließlich des jungen Hexerlehrlings Mathew, an die Seite des Erzmagus. Obwohl Mathew am ganzen Körper zitterte und sein Gesicht totenbleich war, bezog er auf dem schwankenden Deck neben seinem Anführer Stellung. Hastig versammelte der Abt seine Priesterschar um sich und suchte Schutz hinter den Hexern.
»Promenthas, komm uns zu Hilfe! Errette uns vor dem Erzfeind!« flehte der Abt, während die zwölf Mitglieder seines Ordens sein Gebet inbrünstig wiederholten.
»Laßt euch nicht von diesem Haufen alter Weiber aufhalten!« stieß der Kapitän zornig hervor. »Zwanzig Goldstücke für den ersten, der einen Priester zu den Haien schickt!« stachelte er seine Männer an.
Der Erzmagus schrie geheimnisvolle Worte und reckte einen schwarzen Obsidianstab, aus dem eine pechschwarze Flamme hervorstach, gen Himmel. Die anderen Hexer taten es ihm gleich. Sie hielten Stäbe aus reinem Quarz, rötlichem Rubin oder grünem Smaragd empor. Aus jedem Stab leckte eine Flammenzunge in der entsprechenden Farbe hervor. Die vorstürzenden Matrosen wurden wie von unsichtbarer Hand in ihrer Bewegung zurückgehalten.
Gelächter erscholl über dem Meer. Kaug streckte beide Arme hoch über den Kopf. Blaues Feuer flackerte in seinen Händen, während eine grüne Feuerlohe aus seinen Augen schoß. Das Haar stand in roten Flammen und wurde von wilden, wirbelnden Sturmwinden gepeitscht.
Trotzig hielt der Erzmagus stand, obwohl seine geringe Magie im Vergleich zu der auflodernden Flamme aus Kaugs Fingern wie eine kleine Kerze in den Händen eines Kindes wirkte. Die Gebete der Priester nahmen an Inbrunst zu, einige Mönche fielen sogar auf die Knie, um den Schutz des Promenthas zu erflehen. Die Magier flankierten ihren Führer und warteten auf sein Signal, ihre Zaubersprüche loszuschleudern. Der junge rothaarige Hexer hielt sich etwas dichter bei den Mönchen als bei seinen Gefährten auf. Er blieb in der Nähe seines Freundes, einem Mönch, der nicht auf die Knie gefallen war, sondern mutig und mit wachsamen Augen dastand.
Einen Augenblick schien die Zeit stillzustehen. Niemand bewegte sich. Die Seeleute waren zwischen den Feuern der Hexer und dem Feuer des Ifrits gefangen und schauten mit
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