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Die Rose von Asturien

Titel: Die Rose von Asturien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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hochzuziehen. Hustend und keuchend blieb sie darauf liegen und würgte das Wasser wieder heraus. Als sie sich endlich wieder aufraffen konnte, war es bereits hell. Maite sehnte sich nach der Sonne, um ihre klammen Glieder zu wärmen und den Kittel trocknen zu lassen, der wie Blei an ihr hing und jeden Schritt zur Qual werden ließ.
    Mit viel Mühe kletterte sie aus dem Bach hinaus und erreichte eine Stelle, die bereits von der Sonne beschienen wurde. Dort ließ sie sich zu Boden sinken und schloss die Augen. Sie war so erschöpft, dass sie sofort einschlief.
    Als sie erwachte, stand die Sonne hoch am Himmel. Maite starrte verwirrt um sich, denn sie hatte von ihrem Vater und ihrer Mutter geträumt, die sie liebevoll an sich gezogen hatten. Mit Tränen in den Augen dachte sie daran, dass sie nun ganz alleine war. Die Trauer um ihre Eltern packte sie mit aller Macht, und sie konnte nicht mehr aufhören zu weinen.
    Ihr Vater, der stolze Krieger, der sowohl den Mauren wie auch den Asturiern Schaf- und Ziegenherden geraubt hatte, lebte nicht mehr. Doch er war nicht im ehrlichen Kampf gefallen, sondern in eine Falle gelockt worden, die ihm ein Verräter gestellt hatte. Der Hass auf diesen Mann drohte Maite zu ersticken. Ebenso inbrünstig hasste sie Graf Roderich und dessenTochter, der sie die fürchterlichen Prügel zu verdanken hatte. Das kalte Wasser des Baches hatte ihr gutgetan, dennoch schmerzte jede Faser ihres Körpers. Auch der Durst war zurückgekehrt. Vorsichtig kletterte sie zurück in das Bachbett und suchte sich eine Stelle, an der sie trinken konnte. Während Maite trank, fiel auf einmal ein Schatten über sie. Sie blickte auf und starrte in die Augen eines Luchses, den ebenfalls der Durst hierhergelockt hatte. Das Tier wiegte sich leicht vor und zurück, als wisse es nicht so recht, ob es das Mädchen als Beute ansehen sollte oder ob der Bissen doch zu groß war.
    Maite wagte nicht, sich zu rühren. Sie hatte nichts, womit sie sich gegen einen Angriff des Raubtiers hätte zur Wehr setzen können. Sie überlegte, ob sie sich bücken und wenigstens nach einem Stein greifen sollte, aber sie fürchtete, das Tier gerade dadurch zu reizen.
    Schier endlos lange stand das Raubtier oben auf der Bachkante und äugte zu ihr herab. Endlich hob der Luchs den Kopf und lauschte. Einen Augenblick später machte er kehrt und verschwand mit geschmeidigen Bewegungen zwischen den Felsen. Maite atmete auf, vernahm dann aber die Geräusche, die den Luchs vertrieben hatten, und presste sich gegen die Felswand.
    Mehrere Reiter kamen näher. Der Sprache nach waren es weder Waskonen noch Asturier, sondern Mauren. Maites Herz schlug so heftig, dass sie fürchtete, man könne es hören. Wenn sie diesen Menschen in die Hände fiel, würden die sie noch viel weiter wegbringen als die Asturier, nämlich bis nach Tudela oder gar nach Saragossa. Dort würde sie ebenfalls Sklavendienste leisten müssen und gewiss nicht so leicht entkommen können wie aus Graf Roderichs Burg. Da kam ihr der befriedigende Gedanke, dass diese Mauren möglicherweise auf dem Weg dorthin waren, um die Festung zu erobern und niederzubrennen.Möglicherweise würden die Männer Ermengilda gefangen nehmen und mit sich schleppen. Bei der Vorstellung lächelte Maite grimmig, denn sie gönnte es diesem hochnäsigen Geschöpf, eine Sklavin der Mauren zu werden.
    Nun aber ging es um ihr eigenes Schicksal. Maite wagte nicht einmal mehr zu atmen, als einer der Männer sein Ross anhielt und auf den Bach zeigte. »Abdul, wir sollten die Pferde tränken und sich erholen lassen. Sie sind erschöpft.«
    Maite war froh, genug von der maurischen Sprache zu verstehen, um das Gesagte begreifen zu können. Wenn die Männer ihre Gäule an dieser Stelle tränkten, würden sie sie unweigerlich entdecken. Voller Angst flehte das Mädchen in Gedanken sämtliche Heiligen an, ihr beizustehen.
    Das Gebet zeigte Wirkung, denn der Maure, der Abdul genannt wurde, lehnte den Vorschlag ab. »Hier ist das Ufer viel zu steil, Fadl. Ein Stück weiter den Bach hinunter gibt es einen Platz, an dem wir Rast machen können.«
    Maite segnete den Mann für seine Worte, die die Mauren veranlassten, sofort weiterzureiten, und sie lauschte den Hufschlägen, die sich bald in der Ferne verloren.
    Mit zitternden Knien stieg sie aus dem Wasser, und diesmal suchte sie nach einem Versteck, in dem man sie nicht so leicht überraschen konnte. Nach einer Weile entdeckte sie einige große Felsbrocken, verkroch sich

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