Die Rose von Asturien
ihrem herrischenTonfall zusammen und bequemte sich zu einer Verbeugung. »Ich erlaube mir, dich und die Sklavin, die für den ruhmreichen Emir Abd ar-Rahman – Allah segne und beschütze ihn – bestimmt ist, in den Trakt zu bringen, der für hochrangige weibliche Gäste vorgesehen ist. Kein fremder Mann wird euch dort belästigen, und selbst mein eigener Herr wird die Schwelle dieses Gemachs nicht überschreiten.«
Maite war zwar noch nie in einem Harem gewesen, hatte aber von dem Eunuchen, den Eneko von dem aus Iruñea verjagten Statthalter übernommen hatte, einiges über die Art der Mauren erfahren. Diese Leute hüteten ihre Frauen und Mädchen besser als die Waskonen ihre Herden. Kein fremder Mann durfte sie sehen, geschweige denn, ihnen so nahe kommen, dass er mit ihnen sprechen konnte. Da Abd ar-Rahman seine Macht gegen die lokalen maurischen Walis immer stärker ausgebaut hatte, durfte selbst die mächtige Sippe der al Qasi ihn nicht verärgern. Schon aus diesem Grund waren sie und Ermengilda so sicher, als ständen Engel mit Flammenschwertern vor ihrer Tür.
In der Hoffnung, endlich mit Ermengilda über all das reden zu können, was ihr Herz beschwerte, folgte sie dem Obereunuchen in das Gebäude. Die Eingangstür, die aus dicken Hart-holzbohlen und Eisenbeschlägen bestand, hätte jeder Festung zur Ehre gereicht, und der Gang dahinter war so düster, dass man, wenn man von draußen kam, kaum die Hand vor Augen sehen konnte. Mehrere Türen gingen rechts und links ab, waren aber verschlossen. Nur die letzte stand offen, und der Eunuch winkte ihr einzutreten.
Sie folgte ihm und fand sich in einem Märchenland aus Brokat und Seide wieder. Auf dem Boden dämpften dicke Teppiche die Schritte, und Wandbehänge in glühenden Farben zogen ihre Blicke auf sich. Neben einem großen, polsterüberladenen Diwan gab es ein Fenster, dessen hölzernes Gitter so ähnlichgestaltet war wie die im Palast von Iruñea. Auch aus diesem konnte man hinausschauen, ohne selbst gesehen zu werden.
In einer kleinen Kammer, die von dem Raum abging, stand eine Badewanne aus Kupfer, in der Ermengilda gerade von zwei Mägden gebadet wurde. Maite sehnte sich zwar danach, den Schmutz der Reise abzuwaschen, doch die Wanne war zu klein, sie beide aufzunehmen. Daher lehnte sie sich mit der Schulter gegen die Wand, um zu warten, bis Ermengilda fertig war.
Eine Weile sah sie zu, wie die Sklavinnen Ermengilda mit weichen Schwämmen wuschen, ihr das blonde Haar mit wohlriechenden Essenzen einrieben und schließlich ihre Körperhaare entfernten. Dabei fiel ihr auf, dass Ermengilda die zuletzt recht unangenehme Behandlung geistesabwesend über sich ergehen ließ, und sie fragte sich, wie es in der Asturierin aussehen mochte.
Tatsächlich achtete Ermengilda kaum auf das, was mit ihr geschah. Wenn die Frauen zu sehr an ihr zupften, traten ihr Tränen in die Augen, doch sonst nahm sie ihre Umgebung kaum wahr. Sie litt noch immer unter den Bildern des grauenhaften Gemetzels und versuchte, diese zurückzudrängen, indem sie sich mehr mit Konrads Schicksal als mit ihrem eigenen beschäftigte. Da sie ihm bereits zum zweiten Mal das Leben verdankte, verging sie fast vor Mitleid. Aber ihr war auch bewusst, wie wenig sie für ihn tun konnte. Sie würde versuchen, den Emir von Córdoba zu bitten, sein Leben zu schonen. Das war das Einzige, was in ihrer Macht stand. Fadl um Gnade für den Franken zu bitten, fehlte ihr der Mut, denn sie fürchtete sich vor dem Berber. Bis Córdoba war es jedoch noch ein langer Weg, und sie hatte Angst, Fadl würde Konrad unterwegs zu Tode quälen. Ganz in ihre Gedanken versunken, bemerkte sie Maite nicht und schritt, als die Sklavinnen sie abgetrocknet und in ein flauschiges Gewand gehüllt hatten, an ihr vorbei, als bestände sie aus Luft.
Maite streckte die Rechte aus, um Ermengilda aufzuhalten, sagte sich dann aber, dass sie auch nach dem Bad mit ihr reden konnte, und trat auf die Wanne zu. Sofort waren die Sklavinnen bei ihr und begannen, sie zu entkleiden. Dabei schüttelten sie die Köpfe über die schlichte, fremdartige Tracht der jungen Frau. Eine Dame von Stand hatte sich besser zu kleiden, wenn sie den Herrn von al Andalus aufsuchen wollte.
Dennoch taten die Frauen alles, damit auch dieser Gast sich wohl fühlte. Sie halfen Maite in die Kupferwanne, gossen wohlriechende Essenzen und warmes Wasser hinein und unterzogen sie einer gründlichen Reinigung. Maite lehnte sich zurück und schloss die Augen. Zum ersten
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