Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Rose von Asturien

Titel: Die Rose von Asturien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
Vom Netzwerk:
Gascogne wieder dem Frankenreich einverleibt hatte, bestand die Gefahr, dass er seinen ersten Feldzug in Spanien nicht gegen die heidnischen Mauren führen, sondern das christliche Reich von Asturien erobern würde.
    Ramiro bemerkte Ermengildas Zweifel. Da er befürchtete, dass der Franke sich Silos Krone aufs Haupt setzen und das Land als Ausgangspunkt für weitere Kriegszüge in Spanien benützen wollte, machte er ihr flüsternd erneut klar, dass ihre Ehe mit Eward der einzige Garant für einen Frieden zwischen den beiden Reichen sei, und führte sie zu Roland.
    Dieser schien neben Graf Eward und Hildiger der einzige Mann im Lager zu sein, der nicht von der Schönheit der jungen Asturierin geblendet wurde. Er musterte sie mit einem Blick, als wäre sie ein Fohlen, das er einschätzen musste, und rief dann Graf Eward und einen älteren Mann in der schlichten Kutte eines Mönches herbei.
    Konrad erkannte Bruder Turpinius, der bei König Karls Festessen neben ihm gesessen hatte, und trat näher. Als sich auch Hildiger zu der Gruppe gesellen wollte, drehte Roland sich so, dass er dem Mann den Weg versperrte. Ewards Gefährte versuchte, sich an ihm vorbeizudrängen, doch da wies der Markgraf ihn in ätzendem Tonfall zurück. »Ich glaube nicht, dass dich diese Sache etwas angeht!«
    Konrad fiel auf, dass Roland mit dem jüdischen Wundarzt höflicher gesprochen hatte als mit Ewards Schwertbruder. Graf Eward blickte Hildiger so ängstlich an wie ein junger Hund, der Strafe erwartet, wagte aber nicht, sich für ihn zu verwenden.
    Ermengilda sah ebenfalls so aus, als wolle sie jeden Augenblick in einen Weinkrampf ausbrechen. Sie trug immer noch den Kittel, den Maite ihr nach ihrer Gefangennahme aufgezwungen hatte, und dieser hatte nach all den Tagen in den Bergen stark gelitten. Wer sie nicht kannte, musste sie für eine niedere Magd oder Sklavin halten, und sie kam sich in Ewards Nähe hässlich und klein vor. Ihr Zukünftiger prunkte mit Samt, Seide und wertvollem Geschmeide, so dass Markgraf Roland trotz seines roten Waffenrocks geradezu unauffällig und bescheiden im Vergleich zu ihm wirkte.
    Im Gegensatz zu Ermengildas Bräutigam, der sich ans andere Ende der Welt zu wünschen schien, trug Roland eine zufriedene Miene zur Schau, als er Bruder Turpinius einen auffordernden Stoß versetzte. »Laut dem Willen König Karls soll diese Heirat stattfinden, sobald es möglich ist. Sprecht Euren Segen, ehrwürdiger Bruder, und erklärt die beiden im Namen Gottes und des Königs zu Mann und Frau, damit Herr Eward seine Braut in sein Zelt führen kann.«
    Ermengilda schrie empört auf. »Erlaubt mir wenigstens, vorher zu baden, und lasst mir ein anständiges Gewand geben. In diesem Lumpen hier kann ich doch nicht heiraten!«
    Ihr Einwand kam bei Roland nicht gut an. »Die Zeremonie zu verschieben hieße, den Befehl Seiner Majestät zu missachten. Daher macht rasch, Turpinius. Ich habe mich um andere Dinge zu kümmern.«
    Sein Tonfall ließ keinen Widerspruch zu. Der Mönch befeuchtete seine Zunge und sprach den Trausegen. Konrad, der die lateinischen Worte nicht verstand, wandte sich verwundert anRoland: »Weshalb muss ein Mönch diese Hochzeit vornehmen? Reicht es denn nicht, wenn Herr Eward und die Dame Ermengilda vor den Leuten hier erklären, dass sie Mann und Frau sind, wie es allgemein üblich ist?«
    »So will es der Befehl des Königs. Er hat befohlen, dass diese Heirat von einem Mann des Glaubens durchgeführt wird, weil er sich dadurch den Segen des Himmels für das Brautpaar erhofft.«
    Den trüben Gesichtern nach zu urteilen, die die Brautleute zogen, hatten sie diesen Segen bitter nötig. Konrad bedauerte die junge Asturierin von ganzem Herzen und verachtete Eward, der seiner schönen Braut keinen Blick gönnte, sondern mit einer Miene neben ihr stand, als wäre ihm eben das Liebste auf der Welt gestorben. Gleichzeitig wunderte er sich über Hildiger. Dessen rechte Hand streichelte den Schwertgriff, und er bedachte Ermengildas Nacken mit einem Blick, als wolle er ihn im nächsten Augenblick durchhauen.
    Konrad nahm sich vor, auf Ermengilda achtzugeben. Wenn Graf Eward ihr nicht die nötige Achtung erwies oder Hildiger ihr zu nahe trat, würden die beiden ihn kennenlernen.
    Im Gegensatz zu Konrad neidete Roland Eward die Braut nicht, und er lächelte über dessen Hoffnung, einmal Markgraf in Spanien zu werden. Noch war das Land nicht erobert. Zwar kannte Roland die Pläne des Königs nicht in ganzem Umfang, doch er

Weitere Kostenlose Bücher