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Die Rose von Darjeeling - Roman

Die Rose von Darjeeling - Roman

Titel: Die Rose von Darjeeling - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Lott
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seufzte Kathryn. »Ich weiß, man muss auf dieser abenteuerlichen Hängebrücke über den Fluss, und die Grenzposten würden nicht mal eine Maus übersehen, die von einem Land ins andere zu huschen versucht.« Die Stromschnellen waren zu gefährlich, um den wilden Fluss mit einem Boot zu überqueren.
    »Aber Tsarong ist über ein paar Ecken mit dem Polizeipräsidenten verwandt. Beide sind vom Stamm der Bhotia. Deshalb haben Carl und Gustav ja auch die Audienz bekommen.« Sam wirkte jetzt optimistisch. Auch die vornehmen Tibeter pflegten ihre Doppelmoral, genau wie die Briten. »Ach, weißt du, er dürfte zwar nie eine Weiße heiraten, aber vergnügen darf er sich schon – solange alles schön unterm Deckmäntelchen der Verschwiegenheit bleibt.«
    »Und ist dir das nicht peinlich?«
    »Phh!« Sam schüttelte ihren Wuschelkopf. »Die Jugend ist schnell vorüber. Wenn du richtig verliebt bist, spielen diese spießigen Moralvorstellungen ohnehin keine Rolle.«
    Kathryn bemühte sich, einen abgeklärten Eindruck zu machen. »Hmhm«, stimmte sie zu.
    »Und wenn er eines Tages mit irgend so einer tibetischen Prinzessin vermählt wird, verkaufe ich das Haus wirklich und reise in die alte Heimat, und da wird kein Mensch je erfahren, was hier war«, fügte Sam hinzu. »Aber ich werde nie eine alte Jungfer sein. Ich werde meine Liebe gelebt haben!«
    Kathryn seufzte vernehmlich. Sie hatte in ihrem Leben schon genug Romane gelesen, um zu wissen, dass man am Ende das Ungetane oft bereute.
    Ihre Freundin drückte sie rasch an sich. »Hach, wie weise wir heute schon sind!« Amüsiert über sich selbst lachte sie auf. »Was aus uns wohl noch wird?«
    Auf dem Weg durchs Zentrum zum Polizeipräsidenten erzählte Kathryn Carl und Gustav von den Plänen Sams und Tsarongs. »Die beiden brauchen auch eine Einreisegenehmigung, und ihr könnt ihnen dabei helfen, sie zu bekommen. Ich fürchte, nur unter dieser Bedingung bekommt ihr …« Kathryn führte ihren Satz nicht zu Ende. Kleinlaut schloss sie: »Eine Hand wäscht die andere, so ist das hier.«
    Carl blieb abrupt stehen. Aus den Holzhäusern der steilen Gasse waberten Küchengerüche – Ingwer, Hühnchen und Basmatireis. »Was? Das kommt überhaupt nicht in Frage!«
    Auch Gustav war empört. »Nein, also bei aller Liebe, wir können sie doch nicht mitnehmen!«
    Kathryn versuchte, die beiden Männer zu beschwichtigen. »Wenn man hier etwas erreichen will, muss man manchmal auf Kontakte zurückgreifen, das ist ein Geben und Nehmen. Und so schlimm wäre es doch nicht …«
    »Nicht schlimm? Die beiden halten unsere Expediton auf, die bringen doch bestimmt alles durcheinander«, grollte Carl und verscheuchte einen schwarz-weiß gefleckten Hund, der an seinem Hosenbein schnupperte.
    Gustav verdrehte die Augen. »Und die Verantwortung! Wenn einem von den beiden etwas zustößt, was dann? Die junge Dame ist doch sicher noch nicht volljährig. Nein, nein und nochmals nein!«
    Kathryn war den Tränen nahe.
    »Wir können doch nicht alles über den Haufen werfen. Oder uns gar strafbar machen«, rief Carl aus. »Am Ende landen wir noch im Gefängnis. Hast du eine Ahnung, wie lange wir uns auf diese Tour vorbereitet haben?«
    Jetzt wurde Kathryn ärgerlich. »Gerade weil ihr euch so lange vorbereitet habt, wäre es doch wohl das Schlimmste, wenn die Expedition gar nicht zustande käme, oder? Wenn der Traum ausgeträumt ist, bevor er Wirklichkeit werden konnte.«
    Meine Güte, dachte Carl, dem die Worte fehlten. Sie redet sich ja richtig in Rage. Kathryns Wangen waren gerötet, die Haare zerzaust, zwischen den Brauen stand eine Zornesfalte, und in den Augen funkelten grüngoldene Sternenschauer.
    Gustav schwenkte als Erster ein. »Da ist was dran«, sagte er. »Wenn die Alternative ist, mit zwei Leuten mehr zu reisen oder überhaupt nicht …«
    Carl holte tief Luft. »Und sie wollen wirklich nur mit über die Grenze?«
    »Ja klar, die beiden legen keinen Wert auf eure Gesellschaft. Die wollen endlich mal ungestört sein. Gleich hinter dem Grenzposten gehen sie eigene Wege.«
    »Und zurück kommen sie allein?«
    »Ich denke schon. Die Genehmigung sollte kein festes Datum haben. Wegen der vielen Unwägbarkeiten könnt ihr euch ja auch gar nicht festlegen.«
    »Aber wenn sie nicht mit uns zusammen, sondern zu zweit zurück über die Grenze gehen?«
    »Na, dann können sie immer noch etwas erfinden. Dass einer krank geworden ist zum Beispiel.« Kathryn fiel noch ein Argument ein. »Tsarong kennt

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