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Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten

Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten

Titel: Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Stern;
    Weihrauch duftet auf Altären,
    Glocken klingen nah und fern,«
     
    mit einer Energie und in einem Tone erscholl, der wie Orgel-und Glockenklang das Zimmer erfüllte und nicht aus einer weiblichen Brust, sondern aus eherner, metallener Tiefe zu kommen schien, da riß es ihm vom Stuhle empor und zu der Sängerin herum.
    »Alwine!!!«
    »Vater!«
    Seine Stirn zuckte unter den sie durchkämpfenden finsteren und hellen Gedanken; seine Augen wollten zornig aufblitzen ohne es zu vermögen, aber sein Herz hatte den Armen schon ihren Weg gezeigt; sie lagen um die Wiedergefundene und zogen sie an die halb widerstrebende, halb freudig klopfende Brust.
    »Kannst Du mir vergeben?«
    Seine Hände lösten sich wieder von ihrer Schulter.
    »Du hast mich und Dich verlassen!«
    »Dich, Vater, mich aber nie, nie!«
    »Beweise es!«
    »Höre meine Erlebnisse, aber nicht jetzt, sondern später! Ich war leichten Sinnes; meine Verblendung und die gefürchtete Verbindung mit dem Balzer trieb mich fort; nie aber habe ich mich und meine Ehre verschenkt. Dich habe ich verlassen und den Heiner verrathen, aber tausendfaches Leid ist mir gefolgt. Vergebt mir! Ich bringe Euch wieder, was ich Euch raubte, vielleicht noch mehr als das: ein herrliches, reines und schuldloses Gemüth, welches nie ein Hauch der Sünde trüben dürfte, Alma, die Ihr ja schon liebt. Ich mißachtete Eure Einfachheit und wurde eine gefeierte Sängerin, später sogar das rechtmäßige Weib eines Grafen. Die Gräfin kehrt, zur Erkenntniß gelangt, zu Euch zurück, wirft den Titel hinter sich und will von Euch das von sich gestoßene Glück, den verlorenen Frieden erflehen. Werdet Ihr unbarmherzig sein?«
    Die Hülle war ihr entfallen und sie stand vor ihnen in all der Schönheit, mit der sie ihr Talent emporgetragen und die sie trotz der langen Jahre nicht verloren hatte. Sie war nicht matt, nicht krank; sie hatte das Unwohlsein nur vorgeschützt, um bis heut verborgen bleiben zu können; der Eindruck, den sie machte, mußte jedes feindliche Gefühl verscheuchen.
    »Heiner, bist Du groß genug, mir zu verzeihen!«
    Er lehnte an der Wand, bleich wie diese selbst; er wollte sprechen und konnte nicht, und erst als Alma seine Hand erfaßte, da löste sich der Bann von seiner Brust.
    »Alwin’, sei glücklich. Ich verzeihe Dir!«
    »Und Du, Vater? Du kannst der Tochter nicht das Geschick bereiten, welches ihre Briefe gefunden haben! Du wolltest mich als Teichhofbäuerin sehen; jetzt bin ichs. Zürnst Du noch?«
    »Alwine, Du hast mich besiegt!«
    Und aus seiner Umarmung heraus bot sie auch Silbermann die Hand.
    »Wollen wir wieder Freunde sein?«
    Dem alten Manne standen die hellen Thränen in den Augen.
    »In Gottes Namen, Alwin’. Ich hab wahrhaftig net geglaubt, daß so aan brav Weibsbild aus Dir werd’n könnt!«
    »So kommt denn zur Bescherung!«
    Die Flügelthüre öffnete sich und der helle Glanz eines reichbehangenen Tannenbaums strahlte ihnen entgegen. Unter demselben war ein Berg von Geschenken aufgehäuft. Durch die entgegengesetzte Thür drängte sich das Gesinde herbei und empfing Gaben, welche ihre Erwartung übertrafen. Das stimmte zum Jubel. Die noch ernste Miene des Kantors heiterte sich auf, als die Knechte und Mägde voller Witz und Zufriedenheit mit ihrer Beute abzogen.
    »Jetzt sind wir wieder unter uns,« begann Alwine, »und können nun auch an uns denken. Ich habe Dich wieder, Vater, das ist mir das köstlichste Weihnachtsgeschenk; und Du? Hier nimm; das ist Dein!«
    Sie schob ihm Heiner zu.
    »Er wird Dir ein besserer Sohn sein, als ich Dir eine Tochter war.« Dann nahm sie Alma bei der Hand. »Ihr, Vater Silbermann, sollt Etwas erhalten, was Ihr Euch schon längst vergeblich gewünscht habt. Wo keine Frau im Hause ist, da ist eitel Unordnung und Aergerniß; nehmt Alma hin und sorgt dafür, daß sie an Heiner gut macht, was ich an ihm gesündigt habe. Seid Ihr zufrieden mit dieser Schwiegertochter?«
    »Na und ob! Gotts Blitz, wenn sie net dem Heiner seine Frau werd’n sollt, so nähm ich sie am Liebst’n gleich für mich selber!«
    »Und Du, Heiner, Du bist mit den Andern schon beschenkt genug; aber hier ist noch etwas ganz Besonderes für Dich. Das Honorar liegt hier unter dem Baume.«
    Sie hielt ihm einen Prachtband entgegen, auf dessen Vorderseite die goldene Inschrift flimmerte: »Gebirgsklänge, von Heinrich Silbermann.« Sie hatte ihr Wort gehalten und die Herausgabe seiner Gedichte vermittelt.
    Neben diesen Herzensgaben gab es noch

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