Die Roswell Verschwörung: Thriller (German Edition)
Tyler leicht mit dem Kopf. Er hatte es sich im Lauf der Jahre angewöhnt, und jeder schien zu verstehen, was die Geste besagen sollte.
»Und mir tut es leid wegen deiner Eltern.«
Nach einem verlegenen Schweigen fuhr er fort: »Jess, was ist los?«
»Du meinst mit meiner Großmutter?«
Er nickte.
»Sie hatte mir ihre Geschichte schon so oft erzählt, dass sie für mich so etwas wie eine alte Sage geworden war. Seit heute weiß ich jedoch nicht mehr, was ich davon halten soll«, erwiderte Jess.
»Was für eine Geschichte?«
»Sie muss sie selbst erzählen, sie kann es viel besser als ich.«
»Ich möchte sie gern hören. Danach müssen Grant und ich aufbrechen. Wir sollten uns morgen auf den Weg nach Seattle machen.«
»Deshalb habe ich Nana gebeten, Grant mit in die Küche zu nehmen. Ich will dich anheuern.«
Tyler war verblüfft.
»Ich wollte ihr nichts in Rechnung stellen.«
»Nein, du sollst herausfinden, warum man sie umbringen wollte. Sie ist meine letzte lebende Verwandte, ich bin es ihr schuldig. Besonders jetzt, wo sie kein Zuhause mehr hat.«
Tyler zögerte, deshalb ergänzte Jess: »Falls du dir Gedanken um das Geld machst, ich kann mir alles leisten, was du verlangst.«
»Darum geht es nicht. Es ist nur … ich meine … Roswell?«
»Es klingt verrückt, ja, aber du musst einräumen, dass irgendetwas mit dem Ding los sein muss, wenn es jemand so dringend in seinen Besitz bringen will, dass er dich dafür den Shotover River hinunterjagt.«
Tyler ließ seinen Blick über den See wandern, dann wandte er sich wieder zu Jess.
»Versprechen kann ich nichts. Ich muss erst hören, was Fay zu sagen hat.«
Jess lächelte. »Ach, und übrigens …«
Mit beiden Händen zog sie Tylers Kopf zu sich und gab ihm einen Kuss. Eine Sekunde lang war er wieder Student, und seine Knie wurden weich. Jess trat einen Schritt zurück.
»Das war dafür, dass du heute Morgen Nana das Leben gerettet hast.«
Sie ging ins Haus und überließ Tyler sich selbst. Der dachte darüber nach, was ihm gerade widerfahren war.
8. Kapitel
Jess war mit sich zufrieden. Nicht, weil sie Tyler einen Kuss gegeben hatte, obwohl sie den überwältigenden Drang dazu schon an der Anlegestelle verspürt hatte. Nein, sie war vielmehr stolz darauf, dass sie die Willenskraft hatte, es dabei zu belassen.
Tyler war gut gealtert. Früher war er so dünn wie ungekochte Linguini gewesen, aber er hatte bei der Armee offensichtlich zugenommen. Seine wettergegerbte Haut, die lange Narbe im Nacken, das zerzauste Haar, das starke Kinn und die wachen blauen Augen verliehen ihm eine gewisse Herbheit. Nun fiel ihr wieder ein, warum sie sich in jenem Geschichtskurs neben ihn gesetzt hatte. Sie hatte auf eine Party gehen wollen, zu der er eingeladen war. Es dauerte eine Weile, bis er angebissen hatte. Versonnen lächelnd öffnete sie die Tür ihres Hauses.
»Willst du nicht eintreten?«, fragte sie Tyler, der sich noch immer von seiner Verblüffung erholte. Nickend setzte er sich in Bewegung.
Fay and Grant waren in der Küche, schmierten Brote und belegten sie mit Schinken und Käse.
»Ich glaube, wir brauchen alle ein Bier.«
Mit diesen Worten holte Jess vier Flaschen Newcastle aus dem Kühlschrank. Sie öffnete eine und nahm einen kräftigen Schluck. Tyler leerte eine halbe Flasche in einem Zug, ohne ein Wort zu verlieren.
»Richtig vorgestellt haben wir uns noch nicht«, wandte sich Jess nun an Grant. »Ich heiße Jess McBride. Nur Nana nennt mich Jessica. Wir duzen uns, einverstanden?«
»Das gilt auch für mich«, fügte Fay hinzu und schaute in die Runde.
»Grant Westfield«, erwiderte Grant. Dann wischte er sich den Senf von der Hand und reichte sie ihr.
»Du arbeitest auch bei Gordian Engineering?«
»Elektroingenieur. Tyler hat mich in die Firma geholt. Wir haben im Irak und in Afghanistan einige Abenteuer bestanden, als ich sein Hauptfeldwebel war.«
»Er hat mein Bataillon im Stich gelassen und ist zu den Army Rangers«, kam es von Tyler.
»Dein Bataillon?«, fragte Jess.
»Tyler war Oberstleutnant. Und es kann keine Rede davon sein, dass ich ihn im Stich gelassen habe. Er war schon ausgeschieden, um Gordian zu gründen, als ich ging.«
»Woher kenne ich dich?« Fay musterte Grant.
»Vielleicht erinnerst du dich an ihn, weil er seine Karriere als Ringer aufgab, um zur Armee zu gehen?«, antwortete Tyler.
Jess interessierte sich nicht sehr für Sport, außer während der Olympischen Spiele. Sie sah Fay an, die den Kopf
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