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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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hungrigen Ratte.
    „Gib mir die Schlüssel für
seine Ketten“, fordert sie Tom beunruhigt auf.
    Dieser knüpft den großen
Schlüsselbund von seinem Gürtel und zeigt ihr den passenden Schlüssel. Doch er
zögert, ihr den Bund zu überreichen, was Joan nervös eine Braue heben lässt.
    Er zuckt die Schultern. „Ich
hab nicht gewagt, dir zu helfen.“
    Ungeduldig entreißt sie ihm den
Bund und deutet mit dem Kopf Richtung Verlies. „Nach dir.“
    Er läuft von ihr gefolgt
hinein. „Geh in die hintere Ecke, Tom. Und mach keine Dummheiten, wenn du Bess
je wiedersehen willst.“
    Er tut, wie ihm geheißen. Joan
wendet sich nun eilig Malcom zu, der, so gut er kann, die Ratte mit ruckartigen
Stößen in den hinteren Teil ihres engen Käfigs zu fördern sucht, damit sie ihm
nicht ans Gemächt geht. Trotz aller Schrecklichkeit ist es ein nur allzu
komischer Anblick. Joan beisst sich auf die Unterlippe, um sich das Lachen zu
verkneifen, während sie versucht, den Käfig von der halb losen Bruech
abzuknoten, mit deren Hilfe er von Tom platziert wurde.
    „Herrgott noch mal. Schneid ihn
doch einfach los“, herrscht Malcom sie panisch an.
    „Dann zapple nicht so herum“,
gibt sie zurück, bevor sie den Käfig zu Malcoms hörbarer Erleichterung ins
Stroh wirft.
    Er bedenkt sie ob ihrer
verzerrten Miene, mit der sie vergeblich versucht, ihre Belustigung nicht zur
Schau zu tragen, mit strafendem Blick.
    „Entschuldige“, erwidert sie
kurz angebunden mit dennoch entgleisender Stimme und räuspert sich vernehmlich.
Während sie seine Rechte aus deren eiserner Fessel befreit bemerkt sie aus dem
Augenwinkel heraus seine grimmige Miene, welche sie ihm ob ihres makabren
Humors nicht verdenken kann. Sie ist in einer aberwitzigen Stimmung. Denn im
Grunde ist ihr fürwahr zum Heulen. „Offenbar bist du nun endlich bereit für
eine Flucht“, bemerkt sie spitz, woraufhin er verstimmt brummt.
    „Worauf du Gift nehmen kannst“,
murmelt er düster.
    Nachdem sie dann seine
Halsfessel gelöst hat, gibt sie ihm einen versöhnlichen Kuss und drückt ihm die
Schlüssel in die Hand, damit er sich los machen kann. Derweil wendet sie sich
wieder Tom zu, der in einer Ecke stehend ergeben seines Schicksals harrt. Für
eine Weile erfüllt nur das Klirren von Ketten und Schlüsseln den Raum. Dann hat
sich Malcom endlich befreit. Während er sich eilig die Bruech bindet, blickt er
Joan an und streicht ihr dann lächelnd übers Gesicht. Mit einem Ruck löst er
sich von ihr, entwendet ihr im Weggehen sein Schwert, um es Tom einen
Augenblick später mit dem Knauf voran kurzerhand über den Schädel zu ziehen.
    Der Alte stürzt bewusstlos ins
Stroh.
    „Malcom, war das nötig“, fragt
Joan vorwurfsvoll.
    „Ihn zu fesseln dauert zu
lange. Komm.“ Er liest noch die Scheide seines Schwertes vom Boden auf und
schnallt sich diese um. Sie bleiben unschlüssig vor Mac Gennon stehen. Joan
umfasst den Griff von Malcoms Schwert, um es zu ziehen, wird jedoch von Malcom
daran gehindert.
    „Lass. Mach dir nicht die Hände
an ihm schmutzig. Ich tötete einst seinen Bruder, es ist genug Blut geflossen.“
    Auf ihr Zögern hin zieht er sie
weg von ihm. „Komm, bevor ich es mir noch anders überlege.“
    Sie fügt sich seinem Willen und
sieht nach vorn. Kurz vor ihnen huscht die Ratte aus dem Verlies, um in einem
dunklen Winkel zu verschwinden.
    Malcom kommentiert es mit
missfälligem Brummen. „Für heute dürfte sie satt sein.“
    Behände nimmt ihm Joan den
Schlüsselbund ab und sucht den passenden Schlüssel für die Tür, indem sie
etliche ausprobiert. Malcom indes schiebt die Riegel vor. Als sie endlich
fündig wird, schließt sie die Tür ab. Auf dem Weg zur Treppe wirft sie den Bund
achtlos unter den Tisch in der Nische.
    Sie laufen die Treppe hoch.
Dabei bemerkt Joan erleichtert, dass Malcom nicht mehr hinkt. Ein kleines
Blutrinnsal fließt an ihm aus einer häßlichen Bauchwunde herab und hinterlässt
rote Tropfen auf den ausgetretenen Steinstufen. Kurz unterhalb der Tür zum
Waffenturm verharren sie außer Atem.
    „Meist hält nur einer Wache“,
gibt sie ihm flüsternd zu verstehen, woraufhin er nickt und die Tür aufdrückt.
Der Bullige sitzt am Tisch und blickt träge auf. Als sich seine Augen bestürzt
weiten, hat ihm Malcom schon eins übergezogen, so dass er vornüber auf den
Tisch kippt. Sie schleifen ihn in die Waffenkammer, wo Joan das erstbeste
Schwert von den Steinfliesen aufklaubt. Sie macht Malcom auf seine Rüstung
aufmerksam, doch

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