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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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durchfährt sie blitzartig und es entgeht ihm nicht. Entsetzt
richtet sie sich kerzengerade auf. Sie starrt ihm in die Augen, welche ihr
plötzlich wie die eines jagenden Tieres erscheinen. Alle Schönheit ist aus
seinem Antlitz gewichen und sie erkennt den Teufel in ihm. Heda zu ihren Füßen
beginnt plötzlich, zu knurren.
    „Nein!“ Sie hört den Schall
ihrer eigenen Stimme, während sie im Aufspringen ihren Dolch ergreift, der noch
in einem Stück Lachs steckt. Schneller, ... sie muss schneller sein als er. Es
gibt nur noch sie und ihn ... und ihren Vater.
    Leander zieht einen Dolch
hinter der Laute hervor, lässt diese dabei fallen und packt Raymond bei den
Haaren, noch ehe das Instrument laut auf dem Boden aufprallt und in der
aufgekommenen Stille schallend entzwei bricht. Seine Bewegungen sind die einer
geschmeidigen Raubkatze. Mit einem einzigen Streich schneidet er über die Kehle
ihres Vaters, wobei sein Arm von Malcom weggezogen wird und ihm Joans
geworfener Dolch dadurch nur ungenau in die linke Brust dringt. Er fährt herum,
indem er Malcom über den Bauch schlitzt. Heda fällt ihn unter dem Tisch
hervorspringend an, woraufhin er flieht. Joan setzt mit einem Sprung über die
Tafel hinweg und bekommt dabei einen silbernen Kelch zu fassen, welchen sie ihm
hinterher werfen will. Auch Nigel und Amál sind aufgesprungen, ziehen ihre
Dolche und zielen auf ihn. Nigels Dolch verfehlt ihn nur knapp. Heda spurtet
Leander kläffend hinterher, um ihn zu stellen, als sich dieser plötzlich zu
ihnen herumdreht, um gleich darauf rückwärts in den Handstand zu springen, den
Schwung der Beine ausnutzend wieder auf die Füße kommt und sich erneut nach
hinten in den Handstand fallen lässt. In atemberaubender Schnelle wiederholt er
diese Überschläge und bewegt sich auf jene Weise nach Art der Gaukler geschwind
von ihnen weg, ohne dass er noch ein gutes Ziel für ihre Dolche oder Hedas
scharfe Zähne abgäbe.
    Amál und
Nigel stürzen ihm nach, Joan fixiert ihn mit zu zwei Schlitzen verengten Augen
und wirft den Kelch auf ihn ab. Dieser trifft ihn dumpf am Kopf, was ihn der
Länge nach hinschlagen lässt. Joan gewahrt neben sich ihren Vater, der sich an
den Hals gegriffen hat, jedoch abwinkt. Blut quillt zwischen seinen Fingern
hervor. Aus dem Augenwinkel heraus erblickt sie Malcom, der auf die Knie
gegangen ist und sich verwundert den Bauch hält. Sie rennt an ihm vorbei auf
den am Boden liegenden Spielmann zu, an welchem sich Heda gerade tollpatschig
zu schaffen macht. Miriam erscheint hinter ihm in der Tür und überschreitet
unbesorgt die Schwelle zur Halle. Amál ist plötzlich über ihm, als sich Leander
blitzschnell zur Seite rollt, aufspringt und mit seinem Dolch auf ihn zielt.
Amál weicht ihm seitwärts aus, tritt dabei jedoch auf den Silberkelch und gerät
ins Straucheln. Leander bemerkt Joan und Nigel, die auf ihn zustürzen, holt aus
und wirft seinen Dolch auf Amál ab. Mit einem erstickten Aufschrei schmeißt
sich Miriam jedoch vor ihn, so dass ihr die Waffe in die linke Seite dringt.
Joan trennen nur noch wenige Sätze von Leander, der nun versucht, sich ihren
Dolch aus der Brust zu ziehen. Doch sie ist schon bei ihm, um ihm einen
Faustschlag ins Gesicht zu verpassen, als er sie plötzlich mit der Kante seiner
flachen Hand gegen den Hals trifft und ihr schwarz vor Augen wird.
    Joan hört
das Schallen vieler Stimmen und öffnet verwundert die Augen. Heda leckt ihr
winselnd übers Gesicht. Neben ihr liegt Nigel in einer Blutlache und windet
sich röchelnd mit ihrem Dolch im Bauch. Er hält ihn mit seinen Händen
umklammert, um ihn herauszuziehen. Niemand ist bei ihm.
    Joan richtet sich auf und kommt
auf die Knie. Ihr dröhnt der Kopf. Auf allen Vieren kriecht sie auf Nigel zu,
während sie sich umsieht. Bei der Tafel hat sich eine Menschentraube gebildet.
    Sie wendet sich wieder Nigel
zu, hockt sich neben ihn und untersucht seine Wunde. „Nicht rausziehen, Nigel“,
gemahnt sie ihn benommen.
    Aus seinem Mund tritt ein
Blutrinnsal, was Joan schlagartig in die raue Wirklichkeit schleudert. „Nigel“,
ruft sie erschrocken.
    Er lächelt seltsam. „Zu spät“,
bringt er keuchend heraus. „Das war Satan.“
    Ihr verschwimmt der Blick.
„Nigel“, ruft sie gequält und nimmt seinen Kopf auf den Schoß.
    Doch Nigel schüttelt heftig den
Kopf. „Geh zu Malcom. ... Sonst zu spät.“
    Joan schluckt. Sanft legt sie
ihn zurück auf die spärliche Lage Bodenstroh über den Steinfliesen.
    „Leb’ wohl.“ Er

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