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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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grinsen. Joan kommt er seit dem gestrigen Trinkgelage wie
ausgewechselt vor. Doch sein nervös auf und ab federndes Bein sagt ihr, wie es
wirklich um ihn bestellt ist. Es wirkt auch auf sie beunruhigend, so dass sie
es mit eindringlichem Blick nach unten drückt. Sein Grinsen wird daraufhin noch
breiter, wirkt jedoch verloren. Dann mustert er sie erwartungsvoll. „Also, was
meinst du dazu, Malcom demnächst wieder als Knappe zu dienen?“
    Joan seufzt. „Es weckt ungute
Erinnerungen. ... Sei versichert, dass ich lieber kein falsches Spiel mit König
und Richter treiben wollte, wenn es nach mir ginge.“
    Malcom räuspert sich. „Was den
Richter betrifft, ... der ist bereits eingeweiht.“
    Nachdenkliches Schweigen macht
sich breit.
    „Verdammt. Lasst mich doch
mitkommen. Es würde Vieles erleichtern“, unterbricht es Raymond ungehalten.
„Was soll mir schon geschehen. Ulman kennt Percys Männer und kann uns warnen“,
bemerkt er und wirft Ulman einen verstohlenen Blick zu. Wie Leroy wird er
einfach nicht warm mit ihm, meidet üblicherweise seine Gesellschaft und hat
sich am weitesten von ihm niedergelassen. Wohl bis zu seinem letzten Atemzug
wird er es Ulman nicht vergessen, dass er ihm seinen Ältesten nahm.
    Malcom schüttelt den Kopf. „Du
weißt, wie ich darüber denke. Ich will dich nicht gefährden. Schluss und aus.“
    „Du mit deiner verteufelten
Halsstarrigkeit“, flucht Raymond, wobei er ihn mit bösem Blick straft.
    „Wo ist der Bote? Was hat er
ausgerichtet“, lenkt Joan ab.
    Malcom zuckt die Schultern. „Er
hat sich bereits wieder auf den beschwerlichen Rückweg begeben, wollte das
derzeitige gute Wetter nutzen, bevor der nächste Schneefall das Reisen
unmöglich macht. ... Percy erschien auch nach mehrfachen Vorladungen nicht vor
Gericht, was abzusehen war. Nun wollen sie uns, John, Gerold und König Edward
als Zeugen hören. Die eigentliche Verhandlung soll dann um Ostern stattfinden.
Mit Einsetzen der Schneeschmelze werden wir aufbrechen und Amáls Londoner
Wohnsitz als Unterkunft nutzen.“
    „Werden wir die Kinder
mitnehmen?“ Joan betrachtet ihn erwartungsvoll und reißt bestürzt die Augen
auf, als er gemächlich den Kopf schüttelt.
    „Wir wollen sie doch nicht
unnötigen Gefahren aussetzen.“ Er streicht ihr tröstend über eine Wange, wobei
er Ulman einen flüchtigen Blick zu wirft. „Es hilft dir womöglich, dich von
Leander zu lösen.“
    Joan senkt
bekümmert den Kopf, unfähig, etwas zu erwidern. Nichts in der Welt würde ihr
jemals eine Trennung von Leander erleichtern. Er ist ihr mittlerweile wie ein
eigener Sohn geworden.
    Es ist
Aschermittwoch, Beginn der vierzigtägigen Fastenzeit bis Ostern. Das
traditionelle Fischessen, welches dieses Mal mit gebackenen Forellen sowie
Lachs ausgiebig begangen wurde, verlieh Joan die nötige Bettschwere.
    Malcom legt den Kopf in die
aufgestützte Hand und betrachtet Joan im Schein der Kerze. „Wie verlief deine
letzte Fechtlektion?“
    Sie spitzt nachdenklich den
Mund. Die Treffen mit Ulman am Ufer des Sees haben ihre Kunstfertigkeit mit dem
Schwert enorm verbessert. Ihrer Standhaftigkeit jedoch waren sie nicht
besonders zuträglich. Sie hat ihm nichts mehr entgegen gesetzt, hat sich
treiben lassen. Ihr schlechtes Gewissen ist überragend. Wie verflucht sie sich
dafür, Malcoms Vertrauen auf solch schändliche Weise auszunutzen. Und wie hasst
sie es, ihn anzulügen. Nie hätte sie es für möglich gehalten, eine solch
gewiefte Lügnerin in sich zu entdecken. Doch sie vermag sich diesem Mann
einfach nicht zu entziehen. NOCH jedoch ist sie Malcom treu geblieben.
    Sie zuckt die Schultern. „Wie
wäre es, wenn du mich testest?“
    Er lächelt. „Ich dachte, du
fragst nie.“
    Schmunzelnd streicht sie ihm
eine schwarze Locke aus dem Gesicht. „Ulman ist übrigens bestes Beispiel dafür,
dass Schnelligkeit nicht unbedingt auf Muskelkraft beruht.“
    Er runzelt die Stirn. „Nun, er
ist doch überaus kräftig gebaut.“
    „Nicht so kräftig, wie du“,
beharrt sie lächelnd. „Er hätte deiner Meinung nach nie gegen dich gewinnen
können.“
    Er zieht ihr zurechtweisend an
der Nase. Sie lohnt es ihm mit einem empörten Knuff gegen die Schulter, so dass
er sich grinsend zur Seite und dann auf den Rücken fallen lässt. Sie legt sich
auf ihn und blickt ihm ins Gesicht. Als er ihr langes Haar zusammenrafft und es
ihr in den Nacken streicht, überkommt sie eine Gänsehaut.
    „Er fechtet in der Tat
außerordentlich schnell. Im

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