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Die roten Blüten der Sehnsucht

Die roten Blüten der Sehnsucht

Titel: Die roten Blüten der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Peterson
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sich geweigert zu zahlen und sei verschwunden. In der Nacht hätte der Wirt schreckliche Bauchkrämpfe bekommen, und nun vermuteten sie einen heimtückischen Giftanschlag. Dummerweise machte ich einen Scherz über Vitriol, und umgehend kehrten die Leibschmerzen bei dem Mann in äußerst heftiger Form wieder.
    Kurz und gut, nachdem ich fast zwei Tage vergeblich auf alle bekannten Gifte untersucht hatte, stellte sich heraus, dass ein paar Lausbuben ein wenig Tinte in den Branntwein geschüttet hatten. Die ersten Leibschmerzen hatten überhaupt nichts damit zu tun, der Rückfall jedoch war zweifelsfrei auf die Einbildung zurückzuführen. Deswegen ging ich auch in diesem Fall von einem Zusammentreffen unglücklicher Umstände aus, die den Verdacht ausgelöst hatten. Ich war mir absolut sicher, kein Arsen zu finden, deshalb habe ich natürlich alles vorschriftsmäßig durchgeführt. Verstehen Sie?«
    » Was erwarten Sie denn nun, dass ich tun soll?« Dorothea hätte das Gespräch gerne beendet. Inzwischen waren die anderen vermutlich schon im Hotel angelangt. Wie lange wollte er sie denn noch hier aufhalten?
    » Bitte, würden Sie Lischen sagen, dass ich nichts dafür konnte?«, stieß er stotternd vor Verlegenheit hervor.
    » Ich finde, das sollten Sie ihr selber sagen«, meinte Dorothea und überlegte, wie sie ihn am besten abschütteln konnte.
    » Aber Sie, als ihre ältere Schwester…«
    » Sparen Sie sich das ruhig«, sagte Dorothea trocken. » Lischen hat noch nie auf mich gehört. Und ich finde, als erwachsener Mann sollten Sie sich nicht hinter Frauenröcken verstecken, sondern selber für sich sprechen. Glauben Sie mir, das würde meine Schwester bedeutend mehr beeindrucken.– Und jetzt bringen Sie mich bitte zum Hotel. Dank Ihrer Expertise kann ich mich ja nicht mehr alleine auf die Straße trauen.«
    Zu ihrer Erleichterung musste sie dann doch nicht seine Begleitung ertragen. Vor dem Gericht wartete, lässig an einen Pfosten gelehnt, eine schlaksige, vertraute Gestalt.
    » Mr. Stevenson! Waren Sie bei der Anhörung dabei?« Dorothea ließ den Arm des jungen Apothekers los und ging erfreut auf den Chefredakteur zu.
    » Sie haben doch nicht ernsthaft gedacht, dass ich mir so etwas entgehen ließe?«, gab der zurück und richtete sich auf, um ihr herzlich die Rechte zu schütteln. » Habe ich Sie nicht immer gewarnt, dass Sie ein Talent hätten, sich in Schwierigkeiten zu bringen?« Zwar konnte Dorothea sich an keine solche Warnung erinnern, doch das war ihr momentan völlig gleichgültig. » Schon gut, junger Mann, Mrs. Rathbone und ich sind alte Bekannte«, sagte Stevenson zu Sartorius und schlug ihm gönnerhaft auf die Schulter. » Ich bringe die Dame ins Hotel. Guten Abend.«
    Solcherart abgefertigt, blieb dem Entlassenen nichts anderes übrig, als sich so würdevoll wie möglich zu verbeugen und anschließend zu entfernen.
    » Nun, meine Liebe, wie fühlt es sich an, selbst im Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit zu stehen?« Ohne eine Antwort abzuwarten, nahm er ihren Arm und begann, mit ihr die Straße entlangzuschlendern. » Man kann sagen, inzwischen ist die Stadt gespalten: Die eine Hälfte ist von Ihrer Unschuld überzeugt, die andere erinnert sich an den ominösen Tod von Robert Masters und fragt sich, glücklicherweise noch sehr zurückhaltend, ob der zweite ein ähnliches Schicksal erleiden sollte.«
    » Was?!« Dorothea schrie es geradezu und blieb stocksteif stehen. Empört sah sie zu Stevenson auf. » Wenn das ein Scherz sein soll, Mr. Stevenson, ist er äußerst geschmacklos.«
    » Es ist leider kein Scherz.– Kommen Sie weiter, wir erregen schon Aufsehen. Es soll eine Taverne geben, in deren Hinterzimmer bereits Wetten abgeschlossen werden.«
    » Das ist nicht wahr!«
    » Ich habe es zwar nicht mit eigenen Augen gesehen, aber mein Gewährsmann ist normalerweise sehr zuverlässig.«
    » Mein Gott, bin ich froh, wenn morgen alles vorbei ist«, rief Dorothea. » Die Menschen sind abscheulich!«
    » Sie sind, wie sie nun mal sind«, gab Stevenson ungerührt zurück. » Und wir werden sie nicht ändern. Das versuchen die Philanthropen schon lange vergeblich. Was wir allerdings tun können, ist, ihre Aufmerksamkeit abzulenken. Wissen Sie noch: Adelaide stand kopf wegen dieser Geschichte mit den Schwarzen am Coorong, woran ich, zugegeben, nicht ganz unschuldig war. Dann jedoch kam die Mautgebühr für die Straße nach Glen Osmond, und auf einmal sprach man über nichts anderes mehr.«
    » Und

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