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Die roten Blüten der Sehnsucht

Die roten Blüten der Sehnsucht

Titel: Die roten Blüten der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Peterson
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der dich kennt, würde einen so hirnrissigen Verdacht ernst nehmen. Jeder weiß doch, wie nahe wir uns stehen.« Er beugte sich noch tiefer und flüsterte, seinen Mund dicht an ihrem Ohr: » Was meinst du, wie erstaunt ein gewisser Portier wäre, wenn wir ihn als Zeugen für unser gutes eheliches Verhältnis vorladen ließen?« Er zwinkerte ihr vielsagend zu, und prompt errötete sie bei der Erinnerung an ihre Liebesnacht als Kunde und Dirne.
    » Sie haben natürlich vollkommen recht, Mr. Rathbone. Trotzdem fürchte ich, kommen wir nicht darum herum, uns das durch Augenzeugen bestätigen zu lassen.« Charles Mann klang leicht verärgert. Er mochte es wohl nicht, wenn seine Prozess-Strategie durchkreuzt wurde. » Ich denke, Richter Cooper wird Sie und Ihre Verwandten befragen wollen. Und natürlich diesen oder jenen Bediensteten. Sollte ich irgendetwas wissen?« Er sah fragend von einem zum anderen. » Einen Streit? Eine Auseinandersetzung? Besorgungen in einem Drugstore?«
    » Nichts. Da war nichts. Es kann sich nur um einen dummen Zufall handeln.« Ian sah Charles Mann fest an. » Ich verlasse mich auf Sie, dass Sie diese alberne Geschichte aus der Welt schaffen!«
    » Keine Sorge, ich habe schon schwierigere Aufgaben gemeistert.« Mr. Mann verbeugte sich tief. » Darf ich Ihnen noch einen schönen Abend wünschen?« Dann entfernte er sich gemessenen Schrittes.
    Darauf schien Heinrich Sartorius nur gewartet zu haben. » Entschuldigen Sie…« Er trat schüchtern näher. » Ich wollte nur sagen: Es tut mir schrecklich leid, dass ich Ihnen Unbequemlichkeiten verursacht habe. Umso mehr, als ich gehofft hatte…« Er sah zu Boden und wurde feuerrot.
    » Sie können ja nichts dafür, dass die Probe nicht so war, wie sie hätte sein sollen«, sagte Dorothea herzlich und reichte ihm die Hand. » Lischen hat mir viel von Ihnen erzählt. Darf ich Ihnen meinen Mann und Mister und Miss Grenfell vorstellen?«
    Es war deutlich, dass er nicht ganz bei der Sache war. Sobald er alle begrüßt hatte, sah er Dorothea geradezu flehend an und bat: » Kann ich Sie einen Moment unter vier Augen sprechen?« Verwundert bat sie die anderen drei, schon zum Hotel vorauszugehen, und den jungen Mann, Platz zu nehmen. Der Saal hatte sich fast geleert. Bis auf den Gerichtsdiener, der sie missmutig beobachtete, weil er endlich abschließen wollte, war niemand mehr da. Dennoch kämpfte Sartorius immer noch um Worte. Dorothea verlor die Geduld. Es war ein langer Tag gewesen, und kein sehr angenehmer. » Worum geht es? Um Lischen?«
    Sartorius biss sich auf die Unterlippe. » Sie hat mir gesagt, wenn ich Arsen fände, wollte sie nichts mehr mit mir zu tun haben.« Er sah so unglücklich aus, dass Dorothea trotz ihrer eigenen unangenehmen Lage Mitgefühl für ihn empfand. » Sie meinen, sie hat von Ihnen verlangt…?«
    Er nickte nur.
    » Wie denn? Geht das überhaupt?«
    » Ja, schon, es gibt Mittel und Wege. Wenn man beispielsweise die Porzellanschale nicht im richtigen Abstand und Winkel hält, um der Flamme das Arsen abzulocken, wird kein Arsenspiegel sichtbar, weil das Gas entweicht. Aber das wäre Betrug an der Wissenschaft.«
    So, wie er die Lippen zusammenpresste und die Stirn runzelte, kam ein solcher offensichtlich für ihn nicht infrage.
    Dorothea unterdrückte ein Seufzen. Wie viel einfacher wäre es für alle, wenn er sich dazu bereitgefunden hätte! » Warum haben Sie sich dann überhaupt dazu bereit erklärt? Sie hätten doch einfach sagen können, dass Sie eine solche Untersuchung nicht durchführen können.«
    » Aber ich kann es doch!« Ein Sturkopf also auch noch. Da hatte Lischen sich ja etwas Feines geangelt!
    » Hat Lischen Ihnen nicht gesagt, dass ich Ian um nichts auf der Welt Schaden zufügen würde?«
    » Doch, das hat sie.« Heinrich Sartorius sah sie unglücklich an. » Deswegen hätte ich ja auch nie damit gerechnet.«
    Dorothea sah ihn verständnislos an.
    » Nun ja, ich dachte, es handelte sich um einen dieser Fälle, in denen die allgemeine Hysterie aus einer Mücke einen Elefanten macht«, erklärte der junge Apotheker. » Ich selber hatte einmal mit einem solchen zu tun. Ein Wirtspaar verlangte von mir in höchster Aufregung, ein Glas Branntwein zu untersuchen. Am Abend zuvor hatte die Wirtin es einem Handwerksburschen eingeschenkt und war dann gegangen, die Lampen zu holen. In der Zwischenzeit hatte ihr Mann sich zu dem Gast gesetzt und von dem Getränk gekostet, weil der Bursche meinte, es schmecke seltsam. Er habe

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