Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rückkehr der Königin - Roman

Die Rückkehr der Königin - Roman

Titel: Die Rückkehr der Königin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
Vom Netzwerk:
schwer zu sprechen, da ihr ein Klumpen die Kehle zuschnürte – Catlin war ihre erste Gefährtin in der Verbannung gewesen, eine von zwei Freunden, die von Anfang an bei ihr gewesen waren. Und jetzt nur noch sie allein. »Komm herauf«, sagte sie und rang nach Fassung. Sie warf Adamo aus dem Augenwinkel einen fragenden Blick zu. »Könntest du ...?«
    »Lady Catlin, mit Eurer Erlaubnis werde ich Euch mitnehmen«, sagte er höflich, den Wink verstehend, und beugte sich hinab.
    Mit einem letzten sehnsüchtigen Blick auf ihre Herrin nahm Catlin die angebotene Hand. Adamo schwang sie vor sich in den Sattel, inmitten der neidischen Blicke der Menge. Catlin saß da und zitterte am ganzen Leib. Sie konnte den Blick nicht von Angharas Gesicht lösen.
    Dieser Zwischenfall ließ die Stimmung in der Menge umschlagen. Das Gemurmel wurde lauter, Menschen schauten sich an und nickten beifällig. Das war in der Tat eine Bestätigung. Aber hinter dem Gewisper war immer noch ganz tief unten eine Stille, eine Zurückhaltung – beinahe unwillig, als schäme man sich seiner Existenz, könnte sie jedoch nicht beiseiteschieben.
    Da riss Kieran das Schwert aus der Scheide und schwang es in hohem Bogen, worauf die in seiner Nähe erschrocken zurückwichen. Er holte mit der Schwertspitze einen der höchsten Kränze von einem Schrein für Bran, der wenige Schritte entfernt in einer Nische an der Straße stand. Als der Kranz über die Klinge glitt, nahm er ihn ab, steckte das Schwert geschickt zurück in die Scheide und hielt den Kranz mit beiden Händen hoch über seinen Kopf.
    »Heute«, sprach er mit einer Stimme, die so eindringlich war, dass sie jeder in der verdutzten Menge hörte. Dann veränderte er den Kriegschrei der jungen Königin geringfügig. »Heute in Miranei – Roisinans rechtmäßige Königin!«
    Mit der Eleganz und Anmut eines erfahrenen Reiters stand er in den Steigbügeln und hielt den Kranz einen atemlosen Moment lang über Angharas unbedeckten Kopf, ehe er ihn ihr langsam wie eine Krone aufsetzte.
    Es hätte schiefgehen können. Vielleicht gab es in der Menge strenggläubige Anhänger des neuen Gottes, die diese Geste übelnehmen könnten. Aber – und darauf hatte Kieran gesetzt – Anghara führte diesen Moment der Macht zu Ende, und zwar auf eine Art und Weise, die sich jeglicher bewusster Kontrolle entzog. Ihr Seelenfeuer loderte hell auf, und selbst diejenigen ohne Zweites Gesicht sahen die Krone wie aus reinem Gold leuchten. Diejenigen mit dem Zweiten Gesicht – viele waren nicht mehr übrig in Miranei – sperrten vor Staunen den Mund auf und starrten gebannt auf den goldenen Glanz. Vielleicht war es einer von diesen, der Angharas Namen hinausschrie, als leidenschaftliches Versprechen, ihr die Treue zu halten und an sie zu glauben. Langsam wurde der Ruf aufgenommen, dann immer schneller, bis er in der Menge wie eine Woge dahinrollte und die alten Mauern Miraneis zum Beben brachte. Der Ruf folgte ihnen in die Festung. Charo, der neben seinem Bruder ritt, lächelte triumphierend, ein wenig selbstgefällig, als hätte er persönlich das alles eingerichtet. So hatte er es sehen wollen. Anghara ritt auf den Schwingen der Liebe und des Jubels ihres Volkes in ihre Stadt ein. Adamo verkniff sich die Bemerkung, dass es Catlins unverhoffte Bestätigung und Kierans blitzschnelle Krönung seiner Königin mit einem Blumenkranz gewesen waren, die den Jubel hervorgerufen hatten. Charo sonnte sich noch immer in seinem Erfolg, als sie sich in die königlichen Gemächer im Königsturm zurückzogen. Dann ließen sie sich erschöpft in die Sessel vor dem brennenden Kamin fallen. Jeder trank dankbar ein Glas Wein, um die Kräfte wieder aufzufüllen, die sie an diesem Tag verbraucht hatten.
    Trotz der Hochstimmung, die tief und still in allen brannte, fühlten sie sich zu erschöpft und müde, um weitere Festlichkeiten zu planen. Nur Charo war unersättlich. Er sprudelte vor Aufregung, füllte sein Glas mit perlendem Wein und hob es hoch, damit es im Feuerschein schimmerte.
    »Wir haben es geschafft«, erklärte er und salutierte mit dem Glas. »Wir haben es tatsächlich geschafft!«
    Kieran blickte fragend zuerst Melsyr an, dann Anghara und dann wieder Charo, aber er behielt seine Meinung für sich. Schließlich antwortete Anghara ihrem jüngsten Ziehbruder. Sie drehte das Glas in ihren Händen.
    »Es bleibt noch etwas zu tun«, erklärte sie. »Das Schwerste.«
    »Was denn?«, fragte Charo, wie immer ungeduldig. »Was ist noch

Weitere Kostenlose Bücher