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Die Rückkehr der Königin - Roman

Die Rückkehr der Königin - Roman

Titel: Die Rückkehr der Königin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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echte Königin oder nicht – nicht vor Ort war und den Thron bestieg, mit Sicherheit eine Invasion der Tath bevorstand. Das war unvorstellbar. Die schlichte Tatsache, dass Miranei einen Nachkommen der uralten Kir Hama Linie anstelle eines Thronräubers aus der Rashin Familie bevorzugte, rettete Sifs Hals, wie auch immer seine Berechtigung sein mochte. Außerdem folgte die Armee noch immer Sif, und es hätte eines tollkühnen Anführers bedurft, um eine Revolte anzuzetteln, wo die Armee doch nur darauf wartete, ihren angeschlagenen Herrscher zu verteidigen. Als Sif eine Invasion vorschlug, sprangen die Männer vor Freude in die Luft, da sie endlich die Gelegenheit bekamen, ihren Ärger an einem identifizierbaren Feind auszulassen – schlagartig vergaßen sie alles, was man ihnen je über Kheldrin erzählt hatte.
    Sa’alah hatten sie schnell eingenommen – es war eine Handelsstadt und genoss die Privilegien dieses Status’, deshalb war sie nie gegen einen massiven Angriff befestigt worden. Außerdem war die Stadt erstaunlich leer, beinahe als hätte man sie geopfert als Köder, um den roisinanischen König tiefer ins Land zu locken. Wenn das der Plan gewesen war, ging er großartig auf, denn Sif raste hindurch und nahm die Straße zum Bergpass, dessen Namen ihn jedoch hätte stutzig machen müssen, hätte er sich die Mühe gemacht, ihn herauszufinden. Als er in den gelben Sand jenseits der Ar’i’id Sam’mara einfiel, war es für reifliche Überlegung zu spät. Die Männer hinter ihm drängten vorwärts.
    Es gab keinen Angriff, als sie durch die Berge marschierten, obwohl sich dazu unzählige Gelegenheiten boten – eine einzige gut platzierte Steinlawine hätte die sich dahinschlängelnde Linie der Männer in einem engen Pass sehr dezimiert. Aber nichts war geschehen. Jenseits des Passes trafen die Invasoren nur auf Wüste, und schon bald erwies sich Sifs Unerfahrenheit als mehr als ausreichend, um ihn langsam und gnadenlos zu vernichten.
    Es gab Männer in seiner Armee, die aus dem Wüstenland im nördlichen Shaymir stammten. Geistesgegenwärtig beförderte Sif sie zu Anführern. Danach herrschte wieder eine gewisse Ordnung in der Truppe. Als Lasttiere waren ihre Pferde nutzlos; Männer wurden zurück nach Sa’alah geschickt, um Kamele zu besorgen, die das Gepäck und die Vorräte tragen und ebenso als Reittiere für die Anführer dienen sollten. Doch das erforderte das Erlernen neuer Reittechniken; in der Zwischenzeit waren die Männer, die die Wüste zu Fuß durchqueren sollten, immer noch nicht auf einen Feind gestoßen, an dem sie ihre Wut auslassen konnten; außerdem ging ihr Wasser rapide zur Neige.
    Eine Vorhut hatte eine hai’r entdeckt und »erobert«, allerdings ohne auf Widerstand zu stoßen. Von Kheldrin hatte niemand jemals eine Karte angefertigt. Keiner von ihnen hatte eine Ahnung, welche Richtung sie einschlagen sollten, und Fehler konnten ihnen in diesem ungastlichen Land teuer zu stehen kommen. Sif bemühte sich um einen klaren Kopf und gesunden Menschenverstand – er wusste, dass es dun’en, Wüstenpferde, gab und wusste, dass diese irgendwo relativ nahe an Sa’alahs Hafen gezüchtet werden mussten, von wo aus sie nach Kheldrin verschifft wurden. Aber Sa’alah lag hinter ihm, jenseits der Berge; der Horizont erstreckte sich weit nach Süden und Westen, ehe er den gleißenden Wüstenhimmel traf. Im Norden aber schien höheres Gebiet zu sein, und Sif führte seine Armee in diese Richtung.
    In dieser Wüste gab es keine Wege, und es war nicht Sifs Schuld, dass er den Karawanenpfad nach Kharg’in’dun’an verfehlte. Zum ersten Mal bemerkte er seinen Fehler, als er spürte, wie die Luft sich veränderte, drückend wurde, mit beinahe überwältigender Hitze, die keine Atempause zuließ, und der gelbe Sand langsam in schwarzes Gestein überging. An diesem ersten Tag starben zehn Männer, sechs durch Hitze oder Erschöpfung und vier nach Begegnungen mit tödlichen Rautenhaut-Eidechsen, ehe Sif sich aus der Khar’i’id befreien konnte – und das war lange bevor irgendein Feind gesichtet wurde. Am nächsten Tag gingen zwanzig nach Glas Coil und danach war nicht einmal mehr Sifs Charisma genug. Jeden Tag stolperten weniger Männer hinter Sif her. Wenn die Armee ihre Schritte zurückverfolgte stießen sie zuweilen auf sterbliche Überreste, die bewiesen, dass Männer, die der Armee den Rücken kehrten, kaum Chancen hatten, auf eigene Faust durch die Wüste zu kommen. Aber vielleicht fanden

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