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Die Rückkehr der Königin - Roman

Die Rückkehr der Königin - Roman

Titel: Die Rückkehr der Königin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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sie die Chancen dennoch annehmbar, denn die Wüste erwies sich als ein ungemein würdiger Feind. Wie Anghara vor ihm sah Sif die tödliche Schönheit, die anzog und verzauberte, dann aber mit der Leichtigkeit wahrer Macht tötete. Als sie endlich den richtigen Weg aus der Arad gefunden hatten, war allen seinen Männern die Kampfeslust vergangen. Es war äußerst zweifelhaft, ob sie sich einem feindlichen Heer erfolgreich entgegenstellen könnten, sollte dieses plötzlich auftauchen. Wie auch immer – als sie zum ersten Mal auf Kheldrini trafen, war das keine Armee gewesen, sondern eine verschleierte Frau, deren goldene Augen wie Bernsteine voll kalten Feuers über dem blauen Burnus funkelten, der ihre untere Gesichtshälfte verdeckte.
    »In diesem Reich gibt es nichts, das dir gehört, König von Sheriha’drin, und es gibt auch nichts, zu dem du gehörst«, teilte die Erscheinung dem verblüfften Sif und seinen Hauptleuten in makellosem Roisinanisch mit einem leichten Akzent mit. »Geht nun, und der Geist des Landes wird Gnade mit euch haben.«
    Sif hatte sein Reittier vorwärts getrieben, wenige Schritte vor seine Hauptleute. Seine Augen verengten sich beim Anblick dieser Wüstenvision. »Ihr habt etwas ... jemanden, den ich suche«, hatte er geantwortet. Er wollte sich nicht einschüchtern lassen. »Ich werde bekommen, weshalb ich hergekommen bin.«
    »Du wirst einen wasserlosen Sommer in der Wüste, der Arad Khajir’i’id, bekommen«, erklärte die Frau mit dem melodischen Akzent ihrer eigenen Sprache. »Du hast bereits dem Tode ins Antlitz geschaut – und hier in Kheldrin hat der Tod tausend Gesichter.«
    Sif lockerte sein Schwert in der Scheide. »Wer bist du?«, wollte er wissen. »Sprichst du für deinen König?«
    »Wir haben keinen König«, antwortete die Frau. Sie warf ihren schwarzen Umhang zurück über die Schultern und enthüllte ihr goldenes Gewand und mehrere say’yin’en aus Bernstein und Silber. Sie hob die schlanken Arme mit den vielen Silberreifen zum Himmel empor. »Wir sind die Menschen der Wüste und folgen dem Weg. Unsere Herrscher regieren nicht allein aufgrund des Geburtsrechts. Sie werden erwählt, die Karawanen der Leben ihres Volkes zu führen. Und wir, die an’sen’en’thari, stehen zwischen dem Volk und den Göttern, denen dieses Land heilig ist. Verlasse uns, Sif Kir Hama. Kheldrin ist keine Beute für dich.«
    »Ich will es ja nicht«, erklärte Sif mürrisch. »Aber ich will das haben ... weshalb ... ich ... hergekommen bin.« Er sprach langsam und betonte jedes Wort. Ein Sonnenstrahl ließ sein Schwert aufblitzen, als er es aus der Scheide zog. Sogleich waren rings um ihn ein Dutzend gezückt. Die Augen der Frau glänzten noch goldener als zuvor.
    » A ar’i’id akhar’a, rah’i’ma’arah na’i smail’len «, sagte sie. Ihre Stimme klang sanft, trug jedoch weit. Die fremden Worte klangen bedeutungsschwer, nach der düsteren Macht eines uralten Landes, vermischt mit etwas, das irdischer war – Verachtung. Die Worte waren kein Fluch, aber für diejenigen, die ihre Bedeutung nicht verstanden, hätte es durchaus einer sein können. Es war eine Beschwörung, aus der Zauberkraft eines Hexenlandes geboren. Viele machten unauffällig Schutzzeichen gegen das Böse; und einer, der vielleicht die Verachtung verstanden hatte und darüber in Wut geraten war, hielt den Moment bis in alle Ewigkeit fest, sodass er Teil der Legende wurde. Er schleuderte seinen Speer, musste jedoch mitansehen, wie dieser nur einen leeren schwarzen Umhang in den Sand heftete. Die Frau schien sich in Luft aufgelöst zu haben.
    Schließlich stießen die Bewohner der Wüste doch noch mit Sif zusammen, auf einem sich dahinschlängelnden Pfad, der zum Kharg’in’dun’an-Plateau hinaufführte. Sie hatten das Gelände gewählt und alle Vorteile bei diesem Zusammenstoß lagen auf ihrer Seite. Dass Sif diesen Kampf nicht verlor, musste man seinen Fähigkeiten zuschreiben und dem Kampfesmut, den seine Anwesenheit immer noch seiner siechen Armee einflößte. Sie behaupteten sich. Aber es war schwierig, gegen einen Feind zu kämpfen, der so geschickt war, schlagartig zu verschwinden und in seinem Land unterzutauchen, als sei er Wasser, das man in den durstigen Wüstensand gegossen hatte. Das Scharmützel war kurz, blutig und unergiebig. Vor ihnen lag anscheinend nur noch mehr leeres Land, Sand und Steine, und ein mächtiges Volk, das ein Reich des Zweilichts bewohnte und jederzeit meisterhaft zuschlagen

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