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Die Rückkehr der Königin - Roman

Die Rückkehr der Königin - Roman

Titel: Die Rückkehr der Königin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Vaters beobachtete – ihres Bruders, ihres Feindes.
    »Das sieht nach einer ziemlich großen Armee aus«, meinte Adamo.
    »Wir haben bereits einige Späher entdeckt«, sagte Kieran und wandte sich an Anghara. »Einige ritten beinahe in Schussweite unserer Pfeile, ehe sie umdrehten. Ich bin mir nicht sicher, was Sif vorhat. Schließlich reitet er nicht her, um einen unbekannten Ort zu erobern, den er zuvor auskundschaften muss.
    »Er lässt uns nur wissen, dass er kommt«, meinte Anghara.
    »Als ob mich jemand daran erinnern müsste«, murmelte Kieran.
    »Wir können einer beliebig langen Belagerung standhalten«, erklärte Adamo und schaute Anghara an. »Wir müssen lediglich alles aussitzen.«
    »Wenn es Favrin nicht gäbe«, meinte Kieran mit düsterer Miene.
    »Und wenn es die nicht gäbe, die nicht innerhalb der Festung sind«, sagte Anghara. »Ich könnte nicht sicher in Miranei sitzen, wenn ich wüsste, dass Sif seinen Ärger an denen auslässt, die sich nicht so gut verteidigen können.«
    »Was meinst du damit?«
    »Die Stadt unter uns ist in viel größerer Gefahr als die Festung; und dann gibt es noch die Dörfer dahinter. Es muss einen Weg hinaus geben, wenn wir ihn angreifen.«
    Kieran wechselte schnell einen Blick mit Adamo über Angharas Kopf hinweg. »Irgendwie wusste ich, dass du das sagen würdest«, meinte er. »Wir haben bereits daran gedacht. Im Wald jenseits des westlichen Seitentors sind Männer aufgestellt. Sif marschiert nicht in die Berge hinter uns, und dort haben wir einen Ausgang. Aber unsere Stärke ist diese Festung. Wenn wir Sif die Chance einräumen, eine offene Feldschlacht zu führen, bin ich nicht sicher, dass wir ihn besiegen können. Besonders wenn ...« Mitten im Satz brach er ab und blickte wieder auf Sifs heranrückende Armee. Anghara hob die Brauen und schaute auf sein Profil.
    »Besonders wenn Sif alles auf eine Karte setzt«, beendete sie den Satz für ihn. »Es tut mit leid, Kieran. Ich habe keine tröstlichen Versprechen für dich. Was auf diesem Feld geschieht, wird geschehen. Es übersteigt meine Fähigkeiten, es vorauszusehen.«
    Sie legte ihm zärtlich die Hand auf den Arm. Er drehte sich um und legte seine Hand auf ihre. »Nun, wir haben es früher schon entgegen aller Erwartungen geschafft«, sagte er ergeben. »Es hat sich nicht viel geändert.«
    Etwas in seiner Stimme bewegte Adamo, ihn scharf zu mustern, aber er sagte nichts dazu. Er hielt es für besser, Kieran nicht zu unterbrechen. Wäre es sein Bruder gewesen, hätte er eine spitze Bemerkung gemacht. Doch so wollte er den Moment nicht zerstören, als er sah, wie seine königliche Cousine und sein Ziehbruder einander anschauten. Es hätte leicht ein weiterer Eintrag in Kierans Buch verpasster Gelegenheiten sein können. Stattdessen lächelte Anghara nur und blickte fest in die blauen Augen, die sich in ihre hefteten.
    »Wenn jemand es kann, dann du«, erklärte sie. »Ich habe immer an dich geglaubt.«
    Um Kierans Mundwinkel zuckte es. »Ich dachte, das sei mein Text.«
    Jetzt meldete sich Adamo zu Wort. »Charo sollte aus der Stadt zurück sein, und Rochen und Melsyr erwarten uns. Kommst du, Anghara? Zweites Gesicht oder nicht, du bist immer noch diejenige, die diesen Ort am besten kennt, von innen ... und die Einzige, die Sif je so nahe war, dass sie seine Gedanken erraten kann.«
    »Du könntest ebenso gut Kieran fragen. Er hat schließlich mehrere Jahre gegen ihn gekämpft«, entgegnete Anghara. »Ich weiß, dass er wütend ist und frustriert. Das hätte dir aber jeder sagen können. Aber ich komme.« Sie zögerte. »Kannst du mir noch einen Moment Zeit geben?«
    »Wir sind in der Kleinen Halle«, sagte Adamo. Er nickte kurz zum Abschied und schickte sich an zu gehen. »Kieran?«
    »Ja, komme schon«, sagte Kieran. Er schloss die Finger um die kleine Hand, die er immer noch hielt, und führte sie an die Lippen, um sie zart zu küssen. Es war eine ganz spontane schlichte Geste. »Bleib nicht zu lange«, sagte er zärtlich. Er hätte die äußerlichen Gegebenheiten meinen können – den kalten Wind und den nahenden Regen; doch beide wussten, dass er über die größere Torheit sprach, zu lange zu bleiben und auf das zu starren, was kam, um ihre Seele mit düsteren Vorahnungen zu verdunkeln. Mehr sagte er nicht; das war auch nicht nötig. Beide waren so aufeinander abgestimmt, dass es zwischen ihnen keiner Worte bedurfte. Dann ließ er ihre Hand los und folgte Adamo die unebenen Steinstufen vom Wehrgang

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