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Die Rückkehr der Königin - Roman

Die Rückkehr der Königin - Roman

Titel: Die Rückkehr der Königin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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gekommen; jetzt stand sie einen Schritt hinter Kieran, schwankend, aber kerzengerade. Wieder eine abrupte Metamorphose. Nichts an dieser Gestalt aus Mondlicht und Schatten erinnerte mehr an das kleine Mädchen namens Brynna. Hier stand eine Königin, die der Name Kir Hama wie ein Krönungsmantel umhüllte. Adamo bewegte sich als Erster – nahm die wenigen Schritte, die sie trennten, und sank auf ein Knie vor ihr. Dann nahm er ihre Hand in seine beiden.
    »Meine Königin«, sagte er, aber sein Kopf war nicht gebeugt, und seine Augen waren voll Liebe zu einer Schwester. »Wir werden hier sein, wenn du zurückkommst.«
    Charo kam als Nächster und beugte sich über dieselbe Hand mit der ihm angeborenen Anmut. Aber dann – ebenfalls typisch für ihn – ruinierte er all die Erhabenheit mit einem breiten Grinsen, das im Zwielicht wie ein Leuchtfeuer strahlte. »Jawohl! Wenn du zurückkommst ... dann, um in Miranei einzureiten und mehr als nur einen Kerker für dich zu beanspruchen! Und ich werde da sein, um dir die Stadttore zu öffnen!«
    Der letzte Mann, Bron, hatte bei ihrer Flucht aus Sifs Kerker mitgekämpft und davor Kieran in seiner unermüdlichen und getreuen Suche nach ihr unterstützt. Aber er hatte nicht die Bindungen, die die anderen mit der jungen Königin teilten. Für ihn war der Abschied nicht so vertraulich. Er konnte sich nur vor ihr hinknien, wie Adamo es getan hatte, und dessen Versprechen wiederholen – doch dann hob Anghara ihn liebevoll auf, und ihr Lächeln für ihn war nicht weniger warm als das für die anderen. Sie nahm ihn auf. Er hatte ein wildes Abenteuer hinter sich und war jetzt Teil der Familie, mit Blut gebunden. Sein eigenes, vergossen für Anghara, bildete dunkle Flecken auf seiner Tunika – ein Blutsbruder, wenngleich die anderen engere Bindungen hatten. Aber es gab immer einen Blutzoll; die alten Götter von Kheldrin hatten sie gelehrt, seinen als Geschenk anzunehmen.
    Und dann war es vorbei. Adamo warf noch einen Blick auf Anghara, als er im Sattel saß. Die Zügel der sattellosen Pferde hatte er sicher am Knauf festgebunden. Bron, der zweite Mann, führte die anderen beiden Pferde. Charo brauchte einen Moment, um die gestohlenen Stiefel wieder einmal auszuziehen und in seinem Umhang auf dem Rücken zu verstauen, ehe er aufstieg. Als seine bloßen Füße in die kalten Steigbügel schlüpften, zuckte er zusammen.
    »Sinnlos, die Schuhe nass zu machen, wenn man nicht muss«, meinte er als Erklärung, als er sein Pferd vorbeitrieb.
    Adamos Pferd stand bereits bis zu den Fesseln im Fluss, Bron folgte. Charo trieb sein Pferd in einen kurzen Galopp und stürzte sich mit einem Schrei ins Wasser, den er nur unterdrückte, weil ihm einfiel, dass eine Armee in der Nähe sein könnte. Dann waren die beiden nur noch wippende Schatten im vom Mond beschienenen Fluss.
    »Komm«, sagte Kieran. »Es wird Zeit, dass wir aufbrechen.«
    Auf dem hellen Wasser war das Boot deutlich zu sehen, aber das konnte Kieran nicht ändern – er konnte nur hoffen, dass Sifs Männer den still flussaufwärts treibenden Kahn nicht entdeckten. Anghara schien der Abschied die letzte Kraft gekostet zu haben. Zusammengerollt lag sie im Bug des Boots – schlafend oder bewusstlos –, während Kieran den Hal in Richtung Wald hinaufruderte.
    Es war heller Tag, als Anghara erwachte. Das kleine Boot war in eine stehende mit Schilf bewachsene Bucht am Rand des Flusses hereingezogen. Kieran lag ausgestreckt auf trockenem, sandigem Boden in der Nähe und döste. Als sie die Augen aufschlug, fuhr er hoch, als hätte ihn ein sechster Sinn geweckt.
    »Morgen«, sagte er und lächelte warm. »So weit, so gut. Wie fühlst du dich?«
    »Als ob man mir sämtliche Knochen gebrochen und falsch wieder zusammengesetzt hätte«, antwortete Anghara ehrlich.
    Nachdenklich betrachtete er sie einen Moment. »So wird das nichts«, erklärte er. »Das hältst du keine Woche durch. Du brauchst einen Platz, wo du dich ein paar Tage verstecken kannst, in Sicherheit bist und ordentlich essen kannst.«
    Sie stand auf. »Kieran, ich habe dir doch gesagt, dass ich niemanden in Gefahr bringen will ...«
    »Selbst Sif wird kaum jeden Holzfäller nach dir befragen«, erklärte Kieran trotzig. »Und wir müssen den Fluss ohnehin verlassen, ehe wir zum Tanass Han kommen. Ich kenne einen alten Mann, der am Waldrand lebt. Seine Frau hat mir mal einen vereiterten Arm verbunden. Sie werden dich aufnehmen.« Als sie ihn anschaute, als würde sie wieder

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