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Die Rückkehr der Königin - Roman

Die Rückkehr der Königin - Roman

Titel: Die Rückkehr der Königin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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habt.«
    Anghara stellte ihr Weinglas ab. »Ich habe gesagt, dass ich nicht hier bin, um um mein Land zu feilschen. Aber ich bin hier um zu verhandeln. Über Eures.«
    Sie hatte ihn – wie zuvor – erfolgreich verblüfft. Seine Überraschung wurde zu zynischer Belustigung.
    »Um mein Land?«, fragte er leise. Ein neugieriges Lächeln umspielte seine Mundwinkel. »Ihr kommt einfach in mein Land und erklärt mir, dass Ihr darum handeln wollt?«
    Eine gewisse Bedrohung lag in diesen Worten, wenngleich verschleiert. Doch Anghara lachte spröde, keineswegs fröhlich. »Ja, ich bin gekommen – ich habe mich auf das Wort eines Prinzen verlassen und auf die Ehre eines Soldaten. Habe ich mich geirrt? Meinen Freund interessiert es bestimmt, dass sein Misstrauen nur allzu gerechtfertigt war.«
    Favrin blähte kurz die Nasenlöcher. Ein Funke war in seinen Augen. »Ich halte mein Wort«, erklärte er kurz.
    Anghara verneigte sich knapp in ihrem Sessel. »Das bezweifle ich nicht.«
    In Favrins Glas war noch ein Schluck Wein; er leerte es und stellte es unsanft hin. Sein Gesicht trug noch die Maske freundlichen Amüsements, aber seine Augen hatten sich zu Violett verdunkelt. »Ihr seid hergekommen, um mir etwas zu sagen«, meinte er. »Was ist es?«
    »Ich beanspruche Roisinan für mich«, antwortete Anghara ruhig und saß so kerzengerade da, dass der geflochtene Korbsessel zu einem Thron wurde. Sanftes goldenes Licht umspielte ihren Kopf und die Schultern; Favrin konnte es nicht sehen, aber es war unmöglich, es nicht trotzdem auf einer gewissen Ebene zu bemerken. Auch er spürte es – die Luft um sie veränderte sich, lud sich mit königlicher Würde auf. Er musste dagegen ankämpfen, sonst wäre er auf die Knie gegangen und hätte ihr den Treueeid geschworen.
    »Es gibt immer noch das Recht der Eroberung«, sagte er stattdessen und biss die Zähne zusammen.
    »Allerdings«, pflichtete Anghara ihm bei. »Soll ich Tath auch noch für mich beanspruchen?«
    »Das könnt Ihr nicht!«, sagte Favrin.
    Ihre Augen glitzerten eigenartig. »Ach, könnte ich nicht? Möchtet Ihr darauf Euer Geburtsrecht wetten?«
    »Andere haben mit Eurem vor langer Zeit gespielt. Die Würfel sind nicht zu Euren Gunsten gefallen.«
    »Ja, damals«, sagte Anghara mit Betonung auf dem zweiten Wort.
    Favrin wurde plötzlich unruhig, stieg von dem Geländer herab, auf dem er gesessen hatte, drehte sich um und starrte auf den fernen Horizont, wo das Meer den Himmel traf. Hinter sich hörte er ein Rascheln, dann Schritte; er spürte mehr als dass er sah, wie Anghara neben ihn trat. Überrascht blickte er in ein Paar tiefer grauer Augen.
    Wieder wurde er Opfer einer für ihn völlig unerwarteten Tat.
    Wie üblich versuchte er sich locker zu geben und rang sich ein Lächeln ab als Verteidigung gegen eine Woge plötzlichen Verlangens, die ihn dennoch weit offen und verletzlich zurückließ.
    »Habt Ihr bei all Euren Plänen auch die unausweichliche Tatsache berücksichtigt, dass der wirkungsvollste Weg, unser Problem zu lösen, sein könnte, dass wir unsere Häuser nicht trennen sondern vereinen?«
    Anghara blinzelte, und einen Moment lang unterbrachen die magnetischen grauen Augen den Kontakt mit seinen, und Favrin fand die Kraft, seinen Blick abzuwenden. »Vereinen?«, wiederholte sie.
    »Durch Heirat«, sagte Favrin. Seine Stimme klang schon fester. Seine Knie fühlten sich immer noch verdächtig an, als würden sie weich werden, wenn er das Geländer zu schnell losließ. Doch nachdem er nahezu in ihren Augen ertrunken war und wieder festen Boden unter den Füßen hatte, arbeitete sein Verstand an dieser Idee und fand sie seltsam angenehm. Das war wirklich merkwürdig. Er hatte seinen Anteil an Bettgenossinnen gehabt – Frauen kamen willig zu einem, in dessen Adern königliches Blut floss – aber bis zu diesem Augenblick hatte er noch nie an Heirat gedacht.
    Jetzt war Anghara an der Reihe, wie vom Donner gerührt zu sein. Das war gewiss nicht der Ablauf gewesen, den sie sich vorgestellt hatte, als sie – durch die kryptischen Worte des Orakels von Gul Khaima getrieben – die vage Idee, den Weißen Palast in Algira zu besuchen, gefasst hatte. In dem kurzen, aber spannungsgeladenen Schweigen nach Favrins Wort, überdachte sie den Vorschlag. Der Schatten des Roten Dynans lag auf der Idee – ein riesiger Geist und einer, der wohl nie Ruhe finden würde. Favrin hatte zwar persönlich nicht Angharas Vaters Blut an den Händen, aber beide wussten, dass nur die

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