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Die Rueckkehr der Phaetonen

Titel: Die Rueckkehr der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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lächelte, aber in seinen Augen sah Wolgin Verwirrung und Verlegenheit. »Versuchen Sie wieder einzuschlafen.«
    »Gut, ich versuche es«, sagte Wolgin.
    Als er allein geblieben war, dachte er gründlich nach. Lucius’ Antworten, seine eindeutige Verwirrung, die Eile, mit der er das Gespräch beendet hatte, zeugten eindeutig davon, dass Wolgins Fragen für ihn überraschend waren und er nicht wusste, was er darauf antworten sollte. Offenbar hatte Lucius keine Ahnung, wer Sewerskij war - und das war die merkwürdigste Tatsache unter allen anderen. Michail hätte nicht anders gekonnt, als ständig wegen Wolgins Gesundheit nachzufragen. Also sollte er immer wieder mit den Ärzten reden, und Lucius konnte nicht umhin, seinen Namen zu kennen. Und dennoch ...
    Was konnte die Erklärung für all das hier sein?
    In den nächsten Tagen stellte Wolgin keine Fragen mehr. In Lucius’ Augen sah er angespanntes Warten und sogar eindeutige Angst. Wolgin wollte dem Arzt, den er für all seine Fürsorglichkeit und die klar sichtbare Liebe ebenfalls sehr mochte, bestimmt keine Unannehmlichkeiten bereiten. Er entschied sich
    - und diese Entscheidung war das Vernünftigste — abzuwarten, bis sich all die Rätsel von selbst lösen würden. Er sah und verstand, dass sein Erwachen aus der Bewusstlosigkeit, in die ihn seine Krankheit versetzt hatte, von irgendeinem Geheimnis umgeben war, welches man vor ihm zumindest jetzt noch verbergen wollte. Zweifellos gab es gute Gründe dafür und auch wenn er diese nicht kannte, entschloss er sich, den Menschen zu vertrauen, die ihn so erfolgreich behandelten und, wie er vollkommen überzeugt war, sein Leben gerettet hatten.
    Er wollte alles selbst verstehen.
    In den langen einsamen Stunden versuchte Wolgin, all die Ereignisse, die während seines Aufenthaltes in diesem kuppelförmigen Pavillon passiert waren, zu einer logischen Kette zusammenzufügen, konnte aber auf nichts kommen, was zusammenpassend und wenigstens ansatzweise glaubwürdig sein könnte. Manchmal begann er wieder, daran zu zweifeln, dass das alles in der Realität geschah. Konnte es vielleicht doch noch die Frucht seiner noch nicht ganz gesunden Phantasie sein? Aber als er Lucius von den Befürchtungen wegen seines Verstandes erzählte, lachte dieser nur, strich Wolgin sanft über die Schulter und sagte, mit der Zeit würde er sich schon von der Realität des Geschehenden überzeugen.
    Besonders oft musste er aber an den rätselhaften Satz denken, den Lucius während ihres ersten Gesprächs gesagt hatte. Er hatte sich diesen Satz sehr gut gemerkt: »Wir haben eine Vermutung... sie ist zwar fast bewiesen, aber dennoch. Der ganze Planet wartet auf die Auflösung dieses Rätsels.« Was konnten diese Worte bedeuten? Welcher Planet? Offenbar die Erde, denn er konnte ja wohl kaum einfach so auf einem anderen gelandet sein. Er war so verwirrt, dass er mittlerweile sogar diese phantastische Möglichkeit zuzulassen begann — es schien ihm aber mehr als lächerlich, Lucius einfach und direkt danach zu fragen.
    Dennoch konnte er sich nicht zurückhalten und tarnte diese Frage als einen Scherz, als man für die nächste unerklärliche Prozedur eine Maschine an sein Bett stellte, die nun schon völlig seltsam aussah. Lucius hatte den Scherz offenbar nicht verstanden und antwortete vollkommen ernst: »Auf der Erde.«
    Er sagte es so, als hielte er Wolgins Frage für vollkommen natürlich.
    »Der ganze PLANET wartet auf die Auflösung dieses Rätsels ...«
    Das Rätsel über seinen Namen. Warum konnte ausgerechnet sein Name den gesamten Planeten interessieren? Wodurch konnte eine solch außerordentliche Aufmerksamkeit der gesamten Erde gegenüber ihm, gegenüber Dmitrij Wolgin, ausgelöst worden sein? Eine weitere Frage, auf die er keine Antwort finden konnte.
    Einmal erinnerte er sich an den Roman von H.G. Wells »Wenn der Schläfer erwacht«, den er mal gelesen hatte und in dem beschrieben wurde, wie ein Mensch für zwei oder drei Jahrhunderte eingeschlafen und als Herrscher über die Erde mitsamt allem, was darauf ist, wieder erwacht war. Der Held des Romans hatte sich in einem lethargischen Schlaf befunden. War vielleicht auch mit Wolgin etwas Ähnliches geschehen? Eine Erinnerung tauchte aus den Tiefen des Gedächtnisses auf: Ganz am Anfang seiner Krankheit, während eines Gesprächs mit einem alten Pariser Arzt hatte Wolgin gefragt, was Lethargie war und wie lange sie andauern konnte. Der Professor hatte geantwortet, dass der

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