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Die Rueckkehr der Phaetonen

Titel: Die Rueckkehr der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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Lethargieschlaf sich nicht zu lange hinziehen durfte, weil er sich in den Tod verwandelte, wenn der Schlafende nicht wieder aufwachte. Und Wolgins »Lethargie«, wenn so etwas tatsächlich stattgefunden hatte, musste wirklich sehr lang gewesen sein. Anders konnte man die verblüffenden Änderungen bei allem, was ihn umgab, angefangen beim Äußeren der Menschen, die zu einer bisher unbekannten »fünften« Rasse zu gehören schienen, ihrer Kleidung und der unerklärlichen »russischen« Sprache und beendet mit der Architektur des »Pavillons« und den Behandlungsmethoden. Alles deutete darauf hin, dass Wolgin in einer vollkommen anderen Welt gelandet war.
    Aber woher sollte sie plötzlich aufgetaucht sein, diese Welt?
    Selbst wenn man zulassen würde, dass Wolgin äußerst lange geschlafen hatte oder bewusstlos war, bliebe es dennoch unverständlich, warum der gesamte »Planet« sich für das »Rätsel« seines Namens interessierte. Wolgin erinnerte sich gut daran, dass sein stummes Ja auf die Frage, ob er Dmitrij Wolgin hieß, auf Lucius einen sehr starken Eindruck gemacht hatte. Warum nannte Lucius diese »Vermutung« »fast bewiesen«? Selbst wenn Wolgins Name wegen seiner langen Bewusstlosigkeit vergessen wurde, was vollkommen unmöglich schien
    — in den Krankenhäusern vergaß man normalerweise nicht die Namen der Patienten - warum nannte Lucius dann ausgerechnet seinen wirklichen Namen und keinen anderen? Darüber konnte Wolgin nur die Schultern zucken und sich anschließend weigern, etwas in diesem Wirrwarr verstehen zu wollen.
    Doch das Rätselhafteste an der ganzen Sache blieb natürlich der Raum, in dem er sich befand, die Menschen, die ihn umgaben und ihre Sprache. Innerhalb von einigen Jahren oder sogar Jahrzehnten konnte sich auf der Erde keine neue Sprache bilden, die ein merkwürdiges Gemisch aus allen europäischen Sprachen darstellte. Auch Lucius konnte (oder wollte) dieses Geheimnis nicht aufklären. Es blieb also nur das geduldige Warten auf dieses »mit der Zeit«, welches die schwarze Augenbinde des unlösbaren Rätsels von Wolgins Augen entfernen würde.
    Inzwischen waren einige Wochen vergangen. Im runden Pavillon, in dem Wolgin lag, gab es keine Tage und Nächte - darin herrschte immer nur das gleichmäßige Licht, das von unbekannten Quellen erzeugt wurde und ab und zu seine Farbe wechselte. Dass die Zeit nicht still stand, wusste der Kranke nur von Lucius, der ihn nun täglich besuchte.
    Physisch fühlte sich Wolgin mittlerweile hervorragend. Von der Krankheit, die ihn fast umgebracht hätte, war keine Spur übrig geblieben, abgesehen von den natürlichen Folgen, wie Lucius sie nannte, die noch nicht beseitigt waren. Am meisten war Wolgin von der Tatsache erstaunt, dass sein Herz, das die Ursache für die Krankheit gewesen war, nun offenbar vollkommen gesund wurde. Er fragte sich oft, zu welchen Wunderheilern er da geraten war. Wer waren Io und Lucius, die es nicht verbargen, dass sie ihn geheilt hatten? Warum hatte er nie von der Existenz der Doktoren mit so merkwürdigen Namen gehört? Wo, in welchem Land, befand sich dieses unverständliche Gebäude? Lucius hatte zwar gesagt, sie wären in der Sowjetunion, aber das konnte Wolgin nicht so recht glauben. Ob Lucius Wolgin einfach beruhigen wollte, weil er wusste, dass dieser ein Russe war?
    Der Prozess der vollkommenen Genesung schritt langsam aber unbeirrt voran. Die Bewegungsfähigkeit war fast vollständig zurückgekehrt, Wolgin konnte problemlos aufstehen und laufen, jedoch erlaubte man ihm das nur in den kurzen Perioden, wenn die Farbe der Wände und der Decke weiß wurde. Das bedeutete, dass in diesem Moment keine speziellen Strahlen aktiv waren, und genau in diesen Pausen kamen auch andere Mensch zu ihm hinein. Wenn die Beleuchtung, oder die »Strahlung«, wie Lucius sie nannte, aktiviert war, musste er unter einer merkwürdigen Decke liegen, die ihre Farbe synchron mit der Kuppel wechselte. Von Lucius, der übrigens als einziger normales Russisch sprach und sich mit ihm unterhalten konnte, erfuhr er, dass diese Decke in Wirklichkeit vollkommen farblos war und nur dazu diente, die Strahlung von den Körperteilen fernzuhalten, die damit nicht in Kontakt kommen sollten. Man hatte Wolgin erklärt, dass er sich großen Schaden zufügen und alles bisher Erreichte zunichte machen könnte, wenn er aufstehen oder die Decke zurück schieben würde. Aber selbst wenn er das gewollt hätte, hätte Wolgin es nicht tun können, weil er

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