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Die Rueckkehr der Phaetonen

Titel: Die Rueckkehr der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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es wohl kaum möglich, sich die Zustimmung aller Erdbewohner zu holen. Aber selbst wenn es möglich wäre, wie lange müssten sie dann auf einen so seltenen Zufall warten? Was soll das nun heißen - dass es für sie etwa gar keinen Ausweg gibt? Aber natürlich gibt es einen! Und es war Muncius selbst, der ihn genannt hat. Über einen Menschen kann entweder er selbst verfügen oder die gesamte Gesellschaft. Das waren Ihre Worte, Muncius, nicht wahr? Sie, Lucius, müssen sich an die Vertreter der gesamten Menschheit wenden — und zwar an den Wissenschaftsrat. Der gesamte Planet soll über das Schicksal des Menschen entscheiden, der in Ihrem Labor liegt. Einen anderen Ausweg sehe ich nicht. Und weil meine Stimme als die eines Ratsmitglieds einiges an Gewicht haben kann, verspreche ich, sie Ihnen zu geben. «
    »Danke, Iossi!«, sagte Lucius aufgeregt. »Ich freue mich, dass Sie mich verstehen können.«
    »Ich kann Sie sehr gut verstehen, Lucius. Aber erlauben Sie mir, Ihrem Vater noch in einen weiteren Punkt aufzuklären. Zunächst möchte ich Sie fragen, Muncius: Glauben Sie, dass der Mensch, der im Labor Ihres Sohnes liegt, Dmitrij Wolgin ist?«
    »Wahrscheinlich«, sagte Muncius und zuckte die Schultern. »Aber was hat es mit unserem Streitthema zu tun?«
    »So einiges - Sie werden sich gleich davon überzeugen können. Sie haben von der Unmöglichkeit geredet, das Versuchsobjekt nach seiner Meinung zu fragen. Offenbar Sie sich nicht sicher, wie diese Meinung ausfallen würde — aber ich bin es. In der Zeit, in der dieser Mensch gelebt hat, starben die Menschen lange vor dem Erreichen der natürlichen Lebensgrenze. Der Tod erschien ihnen als ein böser und ungerechter Streich des Schicksals, weil er genau dann eintrat, wenn das Leben nach den Naturgesetzen erst richtig erblühen sollte. Wir haben es hier mit einem Menschen zu tun, der gestorben ist, lange bevor er es sich wünschen könnte ...«
    »Das können wir nicht wissen«, warf Muncius ein. »Es kann auch sein, dass ein Mensch den Tod sucht, während er noch jung ist.«
    »Von solchen Fällen habe ich bisher nichts gehört.«
    »Ich meine die vergangenen Jahrhunderte«, erklärte Muncius. »Damals ist das Leben nicht immer glücklich und unbeschwert gewesen.«
    »Diesen Widerspruch kann ich nicht gelten lassen«, sagte Iossi. »Aber ich habe schon gedacht, dass er kommen könnte — und deswegen habe ich auch gefragt, ob Sie daran glauben, dass es Dmitrij Wolgin ist. Er war ein Held der Sowjetunion, also ein Mensch mit starkem Willen. Er würde sich bestimmt nicht wegen irgendwelcher persönlichen Unglücke kleinmütig den Tod wünschen. Außerdem war er noch jung. Ich erinnere mich an die Archivmaterialien, die Sie veröffentlicht haben, Muncius. Wolgin starb im Alter von neununddreißig Jahren. Konnte denn ein Mensch, der noch so wenig gelebt hat, seinen Tod überhaupt wollen? Ich sage — nein und nochmals nein! Seine gesamte Natur müsste gegen ein solches vorzeitiges Ende protestiert haben. Ich bin absolut sicher, wenn wir Wolgin fragen könnten, dass wir sein Einverständnis auch bekommen würden.«
    Der älteste der Gesprächspartner, der bisher schweigend zugehört hatte, sprach plötzlich mit leiser ruhiger Stimme. »Ich kann zu dem, was Iossi gesagt hat, noch einiges hinzufügen. Der Mensch, um den es hier geht, starb in der Zeit, als der große Kampf für die Neugestaltung der Welt stattgefunden hat -in den Jahren, als die dunkle und furchterregende Vergangenheit der Menschheit mit ihrer strahlenden Zukunft gerungen hat. Er war ein Bürger des ersten sozialistischen Staates, der den Grundstein für die heutige Welt gelegt hat, in der wir nun seit fast zweitausend Jahren leben. Versuchen wir uns doch mal in seine Lage zu versetzen. Er hat für die Zukunft gekämpft und das tat er tapfer und selbstlos, ansonsten wäre er kein Held geworden. Aber selbst wenn es nicht Dmitrij Wolgin ist, ändert es nichts daran. Könnte es denn überhaupt sein, dass er sich nicht wünschte, diese strahlende Zukunft mit seinen eigenen Augen zu sehen? Ich denke, dass Lucius, Io und ihre Gleichgesinnten völlig Recht haben. Wir müssen diesen Versuch zu Ende bringen.«
    Muncius stand von seinem Sessel auf - es schien, als wolle er Weggehen. Inzwischen war er allein, weil alle Anwesenden sich gegen ihn ausgesprochen haben. Er hielt sich aber zurück. »Ich gehöre keineswegs zu den Sturköpfen«, sagte er, »und bin immer bereit, meine Fehler zuzugeben. Doch bis jetzt

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