Die Rückkehr des Fremden (German Edition)
geringsten Reiz. Wenn er wirklich nicht die Absicht gehabt hatte, sie zu verletzen, wollte sie sich lieber nicht vorstellen, was er sagen würde, wenn er es bewusst böse meinte.
Als die vagen Umrisse von Casarojas Haupthaus in ihrem Blickfeld auftauchten, entwickelte sich in Kathryns fieberhaft arbeitendem Verstand eine neue Möglichkeit. Der Fahrer fuhr zur Rückseite des Haupthauses und blieb vor ihrem kleinen Haus stehen. Als MacGregor ihr die Hand anbot, ergriff sie sie und stieg aus.
Während sie in Gedanken immer noch an ihrem Plan arbeitete, drehte sich Kathryn zu ihm herum. „Obwohl ich nicht sagen kann, dass ich die Dinge, die Sie heute Abend zu mir gesagt haben, schätze, Mr MacGregor, bin ich Ihnen für Ihre Ehrlichkeit dankbar. Sie haben mir geholfen, meine Situation – und meine Möglichkeiten – klarer zu sehen.“
„Genau das war meine Absicht.“ Er ergriff sanft ihren Arm und beugte den Kopf in ihre Richtung, als hätten sie eine engere Beziehung zueinander. „Ich hoffe, das, was ich gesagt habe, hilft Ihnen zu entscheiden, welche Schritte Sie als Nächstes gehen sollten.“
„Oh ja.“ Kathryn rang um das nötige Selbstvertrauen und zwang sich, ihm in die Augen zu schauen. „Ich habe beschlossen, das Land selbst zu verkaufen, in kleinen Stücken, bevor es versteigert wird.“
Für einen Moment zog sich seine Hand unangenehm auf ihrem Arm zusammen. „Aber Sie sagten, dieses Land bedeute Ihnen mehr als alles andere, und Sie könnten nie …“ Ein schmales, gezwungenes Lächeln spielte um seine Lippen. „Sie sagten heute Abend, dass Sie es nicht verkaufen wollen.“
„Ich habe mich geirrt, Mr MacGregor. Es gibt doch etwas, das mir mehr bedeutet, und Sie haben mir geholfen, das zu erkennen. Ich werde nicht das ganze Land verkaufen. Ich behalte den Hof und das Grundstück um den Hof und auch die Wasserrechte am Fluss. Aber wenn ich den Rest und anteilsmäßig den Zugang zum Fountain Creek verkaufe, kann ich vielleicht das Geld zusammenbringen, das ich benötige. Mein Mann hat dieses Land mit großer Sorgfalt ausgesucht, und ich glaube, andere werden seinen Wert schätzen, auch wenn Sie anderer Meinung sind.“ Sie legte eine Hand auf den Türgriff. „Nochmals danke für das gute Essen. Gute Nacht.“
Kathryn schloss die Tür hinter sich und schob schnell den Riegel vor.
Als Kathryn zwei Tage später ihrer Arbeit nachging, hörte sie Schritte auf dem Gang und sah MacGregor auf sich zukommen. Etwas an seinem entschlossenen Blick machte sie nervös. Hatte sie ihn mit ihrer klaren Ablehnung neulich abends zu weit getrieben?
„Würden Sie bitte mit in mein Büro kommen, Mrs Jennings?“ Sobald sie im Büro waren, schloss MacGregor die Tür hinter ihr und bedeutete ihr, sich zu setzen.
Kathryn bereitete sich auf das Schlimmste vor. Würde MacGregor so weit gehen und sie entlassen, nur weil sie nicht auf seine Annäherungsversuche eingegangen war? Bestimmt nicht. Trotzdem arbeitete ihr Verstand auf Hochtouren, als sie überlegte, wo sie wohnen und arbeiten könnte und wer wohl eine Frau einstellen würde, die im achten Monat schwanger war.
„Mrs Jennings, ich habe über unser Gespräch vor zwei Tagen nachgedacht und bedaure einiges, das ich zu Ihnen gesagt habe, zutiefst.“
Ein Blick, der an Zerknirschtheit grenzte, begleitete sein dünnes Lächeln. Kathryn hatte das Gefühl, vorsichtig sein zu müssen. Donlyn MacGregor war auch nur ein Mensch, erinnerte sie sich, während sie ihn beobachtete. Ein mächtiger Mann, ja. Sehr vermögend. Aber trotzdem nur ein Mensch. Ein Mensch, der ihr helfen könnte, einen Traum zu verwirklichen, wenn er sich dafür entschied. Sie zwang sich, das Atmen nicht zu vergessen.
Er schaute weg und sein Blick blieb irgendwo an den Bücherregalen, die die Wände säumten, hängen. „Ehrlich gesagt, Mrs Jennings, war ich verärgert, weil Sie meine Aufmerksamkeiten so deutlich ablehnten. Dass Sie mich wiederholt ablehnten, seit wir uns das erste Mal begegnet sind.“ Dann blickte er auf und legte seine Hand mit der Handfläche nach unten auf ein dickes Dokument, das auf seinem Schreibtisch lag. „Aber nach reiflicher Überlegung habe ich beschlossen, Ihnen zu geben, worum Sie mich gebeten haben. Ich leihe Ihnen das Geld, damit Sie Ihr Land behalten können. Das ganze Geld. Aber vorher müssen wir über die Bedingungen sprechen.“
Kapitel 20
L arson zog die Striegelbürste in glatten, rhythmischen Bewegungen über das Fell der Stute und war dankbar für
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