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Die Rueckkehr des Henry Smart

Die Rueckkehr des Henry Smart

Titel: Die Rueckkehr des Henry Smart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roddy Doyle
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er.
    Der Gestank war eine Schande, er bedeutete, dass ich nicht selber für mich sorgen konnte.
    – Nicht weiter schlimm, sagte ich.
    – Da müssen wir wohl was für dich tun.
    – Geht dich verdammt noch mal nichts an.
    – Komm her.
    Ich folgte ihm nach draußen.
    – Ich fasse mich kurz, sagte er.
    Er atmete durch den Mund.
    Ich schüttelte die Jahre von meinem Buckel und versuchte, ihm gerade ins Gesicht zu sehen.
    – Warum hier draußen? fragte ich.
    – Könnte sein, dass die Wände Ohren haben, Henry.
    – Okay. Dann mal los.
    – Sag ihnen, dass es Unstimmigkeiten gibt.
    – In Ordnung.
    – Unstimmigkeiten innerhalb der Führung, sagte er. – Sag ihnen, dass du das gehört hast.
    – Unstimmigkeiten innerhalb der Führung.
    – Ganz genau.
    – Sie werden mehr wissen wollen.
    – Sag ihnen, dass du bis jetzt nicht mehr gehört hast.
    Wir gingen wieder rein. Neben dem Kühlschrank stand eine Plastiktüte von H. Williams, er hatte sie mitgebracht, der Supermarkt machte erst um neun auf, also hatte er die Sachen am Vortag gekauft. Er sah aus, als hätte er im Auto geschlafen.
    – Wie geht’s, Henry?
    – Bestens.
    – Du passt schön auf dich auf, ja?
    – Yeah.
    Die Wanze war neben mir, unter dem Tisch. Oder über mir, an der Innenseite des Lampenschirms. Oder in der Steckdose neben dem Toaster. Ich hatte jetzt dreipolige Steckdosen im ganzen Haus, dafür hatte Saoirse gesorgt. Drei Tage lang hatte der Elektriker, ein junger Kerl aus Finglas, die Scheuerleisten abgemacht, das Haus neu verkabelt und für den Special Branch vorbereitet.
    Das konnte ich nicht glauben.
    Spielte es eine Rolle, ob sie es hörten? Warum sagte er es nicht hier und jetzt?
Es gibt Unstimmigkeiten innerhalb der Führung.
Warum musste ich den Botenjungen spielen? Fragen über Fragen, während ich versuchte, den armen Trottel zu geben, der nicht selber für sich sorgen konnte.
    Er stand auf.
    – Ich hab dir ein paar Sachen mitgebracht.
    Er deutete auf die Tüte.
    – Bestens, danke schön.
    – Konnte schließlich nicht mit leeren Händen kommen.
    Er legte einen Finger an die Lippen, wie Kinder es tun, aber er hätte sich mit dem Finger ebenso gut quer über den Hals fahren können. Jede Geste war eine Botschaft, er ließ nichts ungenutzt.
    Er machte die Tür hinter sich zu.
    Und ich wartete.
    Er konnte nicht direkt mit ihnen sprechen. Nicht mal zufällig. Er musste es abstreiten können.
Es gibt Unstimmigkeiten innerhalb der Führung.
Er war mit einer Nachricht über die Grenze gekommen, die er nicht übermitteln konnte, und schlich sich wieder zurück. Allein. Ich war derjenige, der den Satz hören und weitergeben musste. Ich war die Wanze.
    – Saoirse kommt nächste Woche, sagte ich zu Miss O’Shea, während die Schwester die Glukose im Infusionsbeutel schüttelte. – Sie hat gestern Abend angerufen.
    Auch das Telefon war neu, es stand an meinem Bett.
    – Für den Notfall, hatte Saoirse mir erklärt.
    Ich hatte ihr nicht gesagt, dass ich nicht mehr schlief, dass die frische Bettwäsche sie nur täuschen sollte.
    – Sie bleibt nur bis Sonntag, sagte ich, während die Schwester zögernd rausging. – Diesmal kommt sie allein.
    Ich sah rasch über die Schulter und schaute dann wieder Miss O’Shea an.
    – Sie waren wieder da, sagte ich. – Für das alles bin ich zu alt. Ich höre Sachen, die mich das Leben kosten könnten.
    Ich legte meinen Kopf aufs Bett. Es roch nach Staub und Medikamenten. Ich tat, als ob ich schlief. In den Sprungfedern der Matratze regte sich nichts, in der Frau auf dem Bett war kein atmendes Leben.
    Die G-Men kamen nicht, aber Saoirse kam. Wir saßen bei ihrer Mutter.
    Ich wusste, dass sie mithörten, und legte kleine Bomben.
    Ich gähnte. Ich reckte mich, bis es knackte.
    – Du siehst müde aus, sagte sie.
    – Mir geht’s bestens.
    – Ich hasse das Wort, sagte sie. – Wenn ihr euch ehrlich und direkt irgendeiner Sache stellen müsstet, schaut ihr weg und sagt, dass alles bestens ist.
    Ich benutzte sie, ließ sie eine Rolle spielen.
    – Ich musste über was nachdenken.
    – Worüber denn?
    – Ist nicht wichtig.
    – Genau das meine ich. Wenn es nicht bestens ist, sagt ihr
Ist nicht wichtig
.
    Ich hörte mich reden und hasste den weinerlichen Ton.
    – Über eine Sache, die ich bei einer Versammlung gehört habe, sagte ich.
    – Versammlung? Bei unseren Telefongesprächen hast du nie was von einer Versammlung anklingen lassen.
    Sie konnte einem auf den Keks gehen, wenn sie schlechte Laune

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