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Die Rueckkehr des Henry Smart

Die Rueckkehr des Henry Smart

Titel: Die Rueckkehr des Henry Smart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roddy Doyle
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Außenwelt mehr. Die Zeltwände hatten aufgehört zu flattern, der Sand hielt sie mit seinem Gewicht straff. Von einer Sturmlampe, die schwankte und schaukelte und dann still hing, kam gelbes Licht. Ich konnte die Schreibmaschine nicht sehen, aber ich hörte sie.
    SEAN
    Komm mich suchen.
    MARY KATE
    Versprochen!
    SEAN
    Komm mich suchen.
    MARY KATE
    Versprochen!
    Er wird unter der Gefängnismauer von einer Streife entdeckt. Er flieht. Sie schießen. Seine Schritte auf dem Kopfsteinpflaster, die Einschüsse an den Mauern. Er entkommt. Er hebt einen Gullydeckel hoch und verschwindet im Untergrund. Der Deckel fällt scheppernd auf die Öffnung zurück, als sie um die Ecke biegen. Er ist auf dem Postschiff ...
    – Neue Szene, Meta.
    Er sieht auf die Lichter der Stadt zurück. Er merkt, dass er beobachtet wird.
    – Halt, sagte Ford.
    Er brauchte nicht mehr zu brüllen, der Wind hatte sich gelegt.
    – Was?
    – Das Schiff, sagte er.
    – Was ist damit?
    – Das ist unser Schluss.
    – Was wird aus dem Rest?
    – Eine andere Geschichte. Ein anderes Land. Wir sind fertig. Das mit dem Schiff ist ideal.
    Er hatte recht. Ich sah den Schluss und spürte ihn jetzt auch.
    – Nur ... sagte Ford. – Gehen wir noch mal zurück ins Gefängnis.
    – Warum?
    – Er rettet sie. Die beiden gehen zusammen an Bord.
    – Nein.
    – Ja.
    – Eine Rettung hatten wir schon. Sie hat ihn gerettet.
    – Stimmt, sagte er. – Dann streichen wir das?
    Es hat zwei Ausbrüche gegeben. Sie hat ihn gerettet, und jetzt geht er über die Mauer und holt sie raus. Sie stehen zusammen auf dem Schiff und schauen auf die allmählich verschwimmende Stadt.
    Sie mussten uns ausgraben.
    – Alles okay da drin?
    Ford antwortete.
    – Wir sind okay.
    Ich hörte, wie sich die Schaufeln in den Sand gruben. Ich hörte die Anstrengung, das Keuchen, das Lachen. Ich sah einen Sonnenfleck an einer der Zeltwände, der rasch größer wurde.
    – Alle mal zurücktreten, sagte eine Stimme von draußen.
    Ein Messer stach durch das Zelttuch, ich hörte es ratschen, dann sah ich die klaffende Öffnung und blendend weißes Licht
    Ich ließ Meta Sterne den Vortritt. Sie brachte die Schreibmaschine mit und die getippten Seiten. Das fertige Drehbuch von
The Quiet Man
.

6 | Nichts hatte sich verändert. Straßen und Steine waren die gleichen. Das Bein war schwer. Der Boden war hart und uneben. Aber das störte mich nicht, ich empfand keine Müdigkeit. Ich wusste, wohin ich wollte.
    Kupfergeruch lag in der Luft, als ich mich aus Roscommon nach Mayo schleppte. Ich schmeckte ihn wie einen alten nassen Penny auf der Zunge. Die Bauern spritzten ihre Kartoffeln.
    – Jetzt ist diese Sauerei wieder da, sagte ein alter Mann zu mir. Er besserte eine Mauer aus, sortierte Steine.
    – Die Kartoffelfäule?
    – Genau.
    – Wie damals bei der Hungersnot?
    – Auf diesem Flecken Erde hat’s nie was anderes als Hungersnot gegeben.
    Er hielt mit seinen großen Händen einen flachen Stein fest, es sah aus, als ob er gleich reinbeißen wollte.
    – Die Kartoffeln faulen also?
    – Nicht unbedingt, sagte er. – Mit dem Spritzen hat das aufgehört.
    Er hustete, bis sein Gesicht nass war. Er sah von dem Stein auf und aus gelb-trüben Augen zu mir hin.
    – Ein Ami zu Fuß, sagte er – Sieht man selten.
    – Ich bin kein Ami.
    – Aber du warst drüben.
    – Yeah.
    Er nickte. – Verstehe. Und hast du da meinen Bruder getroffen?
    – Ich glaube nicht.
    – Willie O’Connor.
    – Nein.
    – Er ist ein Zwilling, sagte er. – Ich bin der andere. Möchte wetten, dass er jetzt aussieht wie ich.
    – Nein, den kenne ich nicht.
    – In Pittsburgh, Pennsylvania.
    – Nein.
    Er legte den Stein auf die Mauer, trat zurück und mühte sich, ihn zu sehen.
    – Hab ihn nie gemocht, sagte er. – Nie. Wenn er sich heut ein Bein bricht, wär’s mir scheißegal.
    Mir reichte es.
    – Na, dann bis später, sagte ich. – Alles Gute.
    – Mit so ’nem Hinkebein geht sich’s bestimmt schwer.
    – Halb so wild, sagte ich.
    – Man gewöhnt sich dran, was?
    – Genau.
    – Wie an fast alles, sagte er. – Nur nicht an die vermaledeiten Mauern. Mein Lebtag bau ich die schon, kleiner als die Steine war ich, als ich angefangen hab. Noch in der schlechten Zeit, ehe die Engländer abgezogen sind und wir uns selbst das Leben schwergemacht haben. Ich bin immer noch der Beste weit und breit. Trotzdem – ich hasse sie, diese verdammten Trockenmauern, die nie stehen bleiben.
    Da waren sie wieder – Mauern und Dreck,

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