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Die Rückkehr des Sherlock Holmes

Die Rückkehr des Sherlock Holmes

Titel: Die Rückkehr des Sherlock Holmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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gesehen?«
    »Keinen, Sir.«
    »Sehr schön. Nun, Mr. Soames, wir werden einen Spaziergang auf dem Hof unternehmen, wenn Sie gestatten.«
    Über uns, in der zunehmenden Dämmerung, leuchteten drei Lichtvierecke.
    »Ihre drei Vögel sind alle in ihren Nestern«, sagte Holmes, indem er nach oben blickte. »Holla! Was ist das? Einer davon scheint reichlich unruhig zu sein.«
    Es war der Inder, dessen dunkle Silhouette plötzlich auf der Jalousie erschien. Er ging heftig in seinem Zimmer auf und ab.
    »Ich würde mir die alle gern einmal ansehen«, sagte Holmes. »Ist das möglich?«
    »Überhaupt keine Schwierigkeit«, erwiderte Soames. »Diese drei Zimmer sind so ziemlich die ältesten im ganzen College, und es ist nichts Ungewöhnliches, daß sie von Besuchern besichtigt werden. Kommen Sie, ich will Sie persönlich führen.«
    »Aber keine Namen, bitte!« sagte Holmes, als wir an Gilchrists Tür klopften. Ein großer, blonder, schlanker junger Bursche machte auf und begrüßte uns freundlich, als er unser Begehr vernahm. Drinnen befanden sich einige wirklich kuriose Stücke mittelalterlicher Architektur. Von einem war Holmes so begeistert, daß er darauf bestand, es in seinem Notizbuch zu skizzieren, wobei ihm der Bleistift abbrach und er sich einen von unserem Gastgeber ausleihen mußte; schließlich lieh er sich auch noch ein Messer, um seinen eigenen zu spitzen. Dasselbe merkwürdige Mißgeschick stieß ihm auch in den Zimmern des Inders zu – ein stiller kleiner Bursche mit Hakennase, der uns mißtrauisch ansah und offensichtlich froh war, als Holmes seine architektonischen Studien beendet hatte. Ich konnte Holmes nicht anmerken, ob er in einem der beiden Fälle auf den Hinweis gestoßen war, nach dem er suchte. Nur unser dritter Besuch erwies sich als Fehlschlag. Die Außentür ging auf unser Klopfen hin nicht auf, und das einzige, was dahinter hervordrang, war ein Strom übler Beschimpfungen. »Ist mir egal, wer Sie sind. Scheren Sie sich zum Teufel!« brüllte die wütende Stimme. »Ich hab morgen Prüfung, und ich laß mich von niemand ablenken!«
    »Ein rüder Kerl«, sagte unser Führer rot vor Wut, als wir die Treppe hinunter zurückgingen. »Er hat natürlich nicht gemerkt, daß ich es war, der geklopft hat; trotzdem war sein Benehmen sehr unhöflich und unter diesen Umständen wahrhaftig auch ziemlich verdächtig.«
    Holmes Erwiderung war sonderbar.
    »Können Sie mir seine genaue Größe angeben?« fragte er.
    »Also wirklich, Mr. Holmes, das kann ich nicht genau sagen. Er ist größer als der Inder, nicht so groß wie Gilchrist. Fünf Fuß sechs Zoll dürften ungefähr hinkommen.«
    »Das ist sehr wichtig«, sagte Holmes. »Und jetzt wünsche ich Ihnen eine gute Nacht, Mr. Soames.«
    Überrascht und bestürzt schrie unser Führer laut auf. »Um Himmels willen, Mr. Holmes, Sie wollen mich doch nicht so unvermittelt allein lassen? Sie verkennen anscheinend die Lage. Morgen ist die Prüfung. Ich muß die Sache noch heute nacht zum Abschluß bringen. Es ist mir unmöglich, die Prüfung stattfinden zu lassen, wenn sich jemand an den Papieren zu schaffen gemacht hat. Wir müssen uns der Situation stellen.«
    »Sie müssen das jetzt auf sich beruhen lassen. Morgen früh komme ich bei Ihnen vorbei, dann plaudern wir über die Angelegenheit. Möglicherweise bin ich dann schon in der Lage, einen Lösungsweg aufzuzeigen. Inzwischen können Sie nichts daran ändern – überhaupt nichts.«
    »Wie Sie meinen, Mr. Holmes.«
    »Sie können vollkommen beruhigt sein. Wir werden bestimmt einen Ausweg aus Ihren Schwierigkeiten finden. Den schwarzen Lehm und die Bleistiftschnitzel nehme ich mit. Good-bye.«
    Als wir draußen in der Dunkelheit des Innenhofs waren, sahen wir noch einmal zu den Fenstern hoch. Der Inder durchmaß noch immer sein Zimmer. Die anderen waren nicht zu sehen.
    »Nun, Watson, was halten Sie davon?« fragte Holmes, als wir auf die Hauptstraße hinaustraten. »Ein richtiges nettes Gesellschaftsspielchen – eine Art Gimelblättchen 26 , nicht? Drei Männer – einer davon muß es sein. Wählen Sie. Welchen nehmen Sie?«
    »Den unflätigen Schreihals von oben. Er hat den schlechtesten Ruf. Allerdings war dieser Inder auch ein verschlagener Bursche. Wieso läuft er dauernd in seinem Zimmer hin und her?«
    »Das hat nichts zu sagen. Das tun viele, wenn sie etwas auswendig zu lernen versuchen.«
    »Er hat uns merkwürdig angesehen.«
    »Das würden Sie auch, wenn ein Haufen Fremder Sie überfiele, wenn

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