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Die Ruhelosen

Die Ruhelosen

Titel: Die Ruhelosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minelli Michele
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Bühnenbild übersehen, und schritt stattdessen zum Buffet, wo er sich den Tiffany & Co.-Sterling-Cocktail-Shaker vom Tablett griff und Rum, Soda, Zitrone und diesen eigenartigen braunen klebrigen Sirup, Coca irgendwas, den ihm ein Kaufmann kürzlich aus Atlanta zum Probieren mitgebracht hatte, zu einem magischen Stärkungsmittel, einem Zauberdrink mixte. Und während er noch dastand und schüttelte und rührte, spürte er schon wiederdiesen kalten Streifen an seinem Rückgrat hinunterrieseln, seinen Schweiß, den sie nun unweigerlich von ihm fordern würde, er wusste es, wusste es und: »Äh«, stotterte er, »möchtest du auch?«
    »Nein. Das ist nicht, was ich von dir will.« Und er hätte gar nicht zu fragen brauchen, er hätte einfach den Mund halten sollen, aber da war die Frage schon über seine Lippen gerutscht und dem Parkett ihres stummen Fechtkampfes entgegengeglitten. »Was wünschst du dir denn?«, wie dumm, wie dumm, wie dumm, genau das zu fragen, und genau auf diesen fünf Worten glitt er nun auch aus und streckte die Waffen, als sie indifferent und überlegen sagte: »Ich wünsche mir ein Kind von dir.«
    Er brauchte weder logisches Denken noch sonst irgendeine Hirnleistung für das, was jetzt kam, durfte ganz dumm sein. Abelarda wuchtete ihm ihr Becken entgegen, es war fast so, als ob sie ihn nahm und nicht er sie, aber das war altbekanntes Spiel, das kühl und abgebrüht gegenseitige Steigerung von beiden Partnern verlangte, und er steigerte sich, steigerte sich in sie hinein, und sie presste sich ihm entgegen, und zusammen schufteten sie sich aneinander ab, bis die Felle nassgeschwitzt waren und diese beiden Menschen darauf vor dem züngelnden und knackenden Feuer nichts mehr als schlaffe Haut um müde Knochen, Lumpen auf dem eigenen Körpergestell. Diese Besinnungslosigkeit, die er eigentlich so sehr verabscheute, war zugleich seine einzige Chance, unter seinen Schwierigkeiten hinwegzutauchen und Nähe zuzulassen. Ihr Atem beschlug ihm noch immer das Innenohr, die Ohrmuschel schmerzte und war vielleicht schon wieder angebissen, darüber würde er sich morgen ganz bestimmt ärgern. »Elia, lass los … lass einfach los … komm mit mir mit, komm«, hauchte sie, und er wusste nicht, ob es mit dem Drink zu tun hatte oder womit, aber sein Glied war schon wieder erigiert, und ihre schlankenkühlen Finger waren darum geschlungen wie um ein Werkzeug, das ganz ihr gehörte und nicht mehr ihm, ein bloßes Spielzeug, eines, das es glattzupolieren galt, und sie polierte es wirklich, tat sie das?, und dann spürte er schon ihren Mund an seinem Penis, wie er ihn umschloss, einschloss und aufsog. Elia glitt weg und ließ endlich los, um den Gefilden entgegenzutreiben, deren er sich morgen nicht mehr zu erinnern bräuchte, deren er sich bei Tageslicht schämte, so sehr schämte, und diese vorgeahnte Scham machte, dass er im Augenblick des Loslassens auch wirklich und vollständig und mit aller Inbrunst und Kraft losließ, zu welcher sein wohlkontrollierter und streng verwahrter Körper fähig war und die ihn jedes Mal wie zersprengte. Elia Primo schrie sich die Seele aus dem Leib. Und Abelarda verschloss ihm gewaltsam den Mund mit dem ihren, feucht und nass die beiden Menschen, die beiden Münder, und sie überlegte erschöpft und flüsternd: »Manchmal weiß ich nicht, ist es Liebe, ist es Kampf, was uns zueinandertreibt.« Und dann: »Ist es nicht so, dass sich viele Menschen ihre Feinde als Partner aussuchen, nur um dann eine Ehe lang den Beweis zu erbringen, gegeneinander bestehen zu können?« Elia sagte noch immer nichts. »Ich frage mich: Wem müssen sie das beweisen?«
    »Was meinst du denn damit, Abelarda? Wer kämpft hier gegen wen? Sagst nicht immer du, es müsse so sein, genau so, und nur wir würden die Liebe kennen, wie sie wirklich ist?«
    »Ich frage mich einfach, Elia Primo, warum das immer so schwierig ist zwischen uns, der Anfang, meine ich. Wie eine Widerkraft, die uns Antrieb ist, eine Ruhelosigkeit, die jeder von uns ganz für sich nur lebt und die uns einander entgegenschmettert, bis wir dann, so wie jetzt und hier, enden. Stranden. Und das nennen wir dann Leben.«
    »Willst du deshalb ein Kind?«
    »Ja. Nein. Ich weiß nicht, vielleicht. Ich will ein Kind von dir, weil ich dich besitzen will. Ich glaube, das ist die ehrliche Antwort. Wenn ich ein Kind von dir habe, bist du ganz mein und durch gemeinsames Blut gebunden.«
    »Um Himmels willen, Abelarda.« Und er dachte an diese

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