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Die Ruinen von Gorlan

Die Ruinen von Gorlan

Titel: Die Ruinen von Gorlan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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aus uns gemacht«, sagte Bryn.
    »Nicht nur aus uns, er hat die ganze Heeresschule zum Narren gemacht.« Das war Jerome. Horace runzelte verwirrt die Stirn. Er hatte keine Ahnung, worüber sie sprachen. Aldas nächste Worte machten es ihm deutlich.
    »Wickelkind musste vor dem großen bösen Wildschwein gerettet werden«, höhnte er.
    »Von einem kleinen Waldläuferlehrling«, fügte Bryn höhnisch hinzu.
    »Und das lässt uns alle schlecht aussehen.« Jerome stieß Horace gegen die Schulter. Sein Gesicht war rot und wütend.
    Horace ballte die Hände zu Fäusten. Jerome sah es.
    »Wag es nicht, aufsässig zu werden, Wickelkind! Zeit, dass du eine Lektion bekommst.« Er machte drohend einen Schritt nach vorn. Horace drehte sich zu ihm, und im gleichen Moment wusste er, dass er einen Fehler gemacht hatte. Der echte Angriff kam von Alda, der den schweren Jutesack über Horaces Kopf und Schultern zog, bevor er sich noch wehren konnte, und die Schnur festzurrte, sodass er nichts mehr sehen und nicht einmal die Arme bewegen konnte.
    Horace spürte, wie die Schnur noch einige Male um seine Schultern festgezogen wurde, dann begannen die Schläge.
    Er stolperte blind umher und konnte sich nicht verteidigen, als die drei Jungen mit ihren schweren Stöcken auf ihn einschlugen. Er wurde gegen die Wand gestoßen und fiel, unfähig, seinen Sturz mit den Armen abzufangen. Die Schläge hörten nicht auf, trafen seinen Kopf, seine Arme und Beine, während die drei Jungen ihre bösartige Litanei des Hasses fortsetzten.
    »Ruf doch den Schleicher, dass er dich rettet.«
    »Das ist die Strafe dafür, dass du uns alle wie Narren hast aussehen lassen.«
    »Lerne Respekt für die Heeresschule, Wickelkind.« Und so ging es immer weiter, während Horace sich auf dem Boden krümmte und vergeblich versuchte, den Schlägen zu entkommen. Es waren die schlimmsten Prügel, die sie ihm jemals verpasst hatten, und sie hörten nicht auf, bis er schon halb bewusstlos war und still lag. Sie schlugen ihn jeder noch ein paar Mal, dann zog Alda den Sack weg. Horace holte zitternd Luft. Alles tat ihm weh.
    Wie aus weiter Ferne hörte er Bryns Stimme: »Und jetzt lasst uns dem Schleicher die gleiche Lektion erteilen.« Die anderen lachten und Horace hörte, wie sie sich entfernten. Er stöhnte leise, sehnte sich nach gnädiger Bewusstlosigkeit, wollte sich in ihre dunklen, ihn willkommen heißenden Arme sinken lassen, damit der Schmerz verging, zumindest für eine Weile.
    Da kam ihm die volle Bedeutung ihrer Worte zu Bewusstsein. Sie wollten Will verprügeln. Mit letzter Kraft kämpfte er sich auf die Füße. Er stöhnte vor Schmerzen, ihm war übel und schwindelig. Doch er erinnerte sich an sein Versprechen Will gegenüber: Wenn du jemals einen Freund brauchst, wenn du jemals Hilfe brauchst, dann kannst du dich auf mich verlassen.
    Es war Zeit, dieses Versprechen einzulösen.



W ill befand sich auf der offenen Wiese hinter Walts Hütte und übte. Er hatte vier Ziele in verschiedenen Entfernungen aufgestellt und schoss immer wieder abwechselnd darauf, jedoch niemals zweimal hintereinander auf das gleiche Ziel. Walt hatte ihm diese Aufgabe gegeben, bevor er sich auf den Weg zum Baron gemacht hatte, um eine Depesche des Königs zu besprechen.
    »Wenn du zweimal hintereinander auf das gleiche Ziel schießt«, hatte er gesagt, »neigst du dazu, dich auf den ersten Schuss zu verlassen, um die Richtung und die Höhe des zweiten Schusses festzulegen. Dadurch wirst du niemals lernen, bereits beim ersten Schuss zielgenau zu schießen. Du wirst immer zuerst einen Probeschuss machen müssen.«
    Will wusste, dass sein Lehrmeister Recht hatte. Aber das machte die Übung auch nicht leichter. Um das Ganze noch zu erschweren, hatte Walt vorgegeben, dass er nicht mehr als fünf Sekunden zwischen jedem Schuss verstreichen lassen sollte.
    Mit vor Konzentration gerunzelter Stirn ließ Will nun die letzten fünf Pfeile in schneller Abfolge los. Sie flogen über die Wiese und bohrten sich in ihr jeweiliges Ziel. Will, dessen Köcher zum zehnten Mal an diesem Morgen leer war, hielt inne, um sich die Ergebnisse anzusehen. Er nickte zufrieden. Jeder Pfeil hatte sein Ziel erreicht und die meisten davon waren im inneren Ring oder hatten sogar ins Schwarze getroffen. Will wusste es natürlich nicht, aber tatsächlich gab es außer bei den Waldläufern nur noch wenige Bogenschützen im Königreich, die ihn hätten besiegen können. Selbst die Bogenschützen im Heer des Königs waren

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