Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)
Raed Sorcha von der Seite an. »Also, wie erkennen wir, welche von ihnen für den Tod dieses Mädchens verantwortlich ist?«
Die Diakonin presste die Lippen aufeinander. »Wenn Merrick hier wäre, wäre es einfach. Aber da er nicht da ist …« Sie schwieg und betrachtete ihn auf eine berechnende Art, die Raed nicht gefiel. Wenn sie das tat, verschwand die Frau, die ihn bezauberte, und er gewahrte die Diakonin, die der Orden geschaffen hatte.
Sie schüttelte den Kopf. »Diese Methode war nicht die beste für den Schatten – wir müssen uns einfach auf meine begrenzte Sicht verlassen und sie dazu bringen, sich zu verraten.«
Der Eunuch hatte sich ihre Befehle offensichtlich zu Herzen genommen, denn er erschien mit den drei Frauen und klopfte sogar höflich an die Tür. Die Damen lächelten Raed an, aber er fühlte sich nicht sonderlich geschmeichelt – schließlich sahen sie nur sehr wenige Männer, die noch ihre Eier hatten.
Es waren tatsächlich durchweg blonde, blauäugige Schönheiten, und er konnte nicht umhin, ihr Lächeln zu erwidern. Doch eine Sekunde später spürte er, wie Sorcha sich an seiner Seite versteifte. Egal, wie intelligent oder diszipliniert eine Frau war: Konkurrenz war ein Teil ihres Naturells, den sie niemals abschütteln konnte.
Diese Frauen waren ein wenig anders – sie waren es gewohnt, sich einen Mann zu teilen, und es war offensichtlich, dass Onika von Chioma die Vorzüge seines Rangs bis zur Neige auskostete. Jede von ihnen hatte eine äußerst weibliche Figur, honigfarbenes Haar in verschiedenen Schattierungen und blaue Augen, und da sie in einem Harem lebten, kleideten sie sich so, dass ihre Reize betont wurden.
»Meine Damen.« Er machte eine kleine Verbeugung vor ihnen, die etwas unbeholfener ausfiel als unter anderen Umständen. »Danke, dass Ihr gekommen seid.« Ein Teil von ihm fragte sich unwillkürlich, wie Sorcha aussehen würde, wenn sie so gekleidet wäre wie diese Frauen. Bei diesem Gedanken zuckte es in seiner Hose, was ihn etwas ablenkte.
Zwei von ihnen strahlten ihn an, während die Dritte und Schönste erheblich weniger beeindruckt wirkte.
Sorcha legte den Kopf schräg, sah ihn von der Seite an und zog eine Braue hoch, als wollte sie sagen: »Ich bin gespannt, was du aus dieser Situation machst.« Doch sie schwieg, und ihre Finger ruhten auf den Handschuhen an ihrer Taille.
»Ihr habt mich vom Trange-Spielen weggeholt«, blaffte die Dritte. »Ich war gerade dabei, Lady Moyie ein hübsches Sümmchen abzunehmen.«
Raed versuchte, nicht gekränkt zu sein. »Es tut mir leid, Lady …«
Die Frau ließ den Satz für eine Sekunde in der Luft hängen, bevor sie die Arme verschränkte und »Lady Gezian« antwortete.
»Nun, Lady Gezian« – Raed zog einen Stuhl vom Tisch und bot ihn ihr an – »meine Freundin, die Diakonin, und ich, wir bedauern außerordentlich, Euch von Eurem Spiel entführt zu haben, aber der Prinz selbst hat uns mit einem Auftrag hierhergeschickt.«
»Wirklich.« Eine der anderen beiden Frauen strahlte. »Lady Lisah und ich würden liebend gern helfen.«
»Sprich nicht für mich, Jaskia«, schmollte die andere. »Ich hatte für Diakone nie viel übrig.«
»Ich weiß«, bemerkte Sorcha in unbeschwertem Ton, aber in der Sache beinhart. »Dass wir alle vor Geisterangriffen schützen, ist ausgesprochen lästig. Schrecklich langweilig von uns.«
Lisah öffnete ihren hübschen Mund und mühte sich um eine passende Erwiderung, aber ihr fiel nichts ein, und sie klappte ihn wieder zu. Kleinlaut saß sie auf dem Stuhl neben Lady Gezian. Derweil strahlte Lady Jaskia Raed weiter an.
Ob sie von ihm erwartete, sie auf den Tisch zu werfen und sich kurzerhand über sie herzumachen? Jedenfalls war das auf die Dauer etwas entnervend.
Zum Glück griff Sorcha gewohnt unverblümt ein. »Wir ermitteln wegen der Todesfälle im Palast – insbesondere wegen der Ermordung des Kanzlers.«
»Dann wisst Ihr nur sehr wenig«, unterbrach Lady Gezian sie. »Der Kanzler ist an Altersschwäche gestorben … oder an Langeweile.«
»Ach wirklich?« Sorcha zog vielsagend die Handschuhe aus dem Gürtel und knallte sie vor den Frauen auf den Tisch. Jaskia zuckte mit einem Quieken zusammen. »Das sieht Euer Prinz aber anders.«
Plötzlich war bei den dreien jede Heiterkeit, Begierde oder Verärgerung wie weggeblasen. Es musste eine Haremsgewohnheit sein, sofort alles sehr ernst zu nehmen, was Onika von Chioma über die Lippen kam.
»Was hatte mein Vater zu sagen?«, fragte
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