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Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Ballantine
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verstehe ich sie.« Die Worte ergossen sich auf ihr ganz ungewohnte Weise aus ihrem Mund.
    Raed legte den Kopf schräg. »Wen?«
    »Die Anhänger der kleinen Götter.« Sie befühlte eine der Zigarren in ihrer Tasche. »Manchmal scheint es auf der Welt einfach zu viele Zufälle zu geben – zu viel Ironie.«
    »Brecht mir jetzt bloß nicht zusammen, Diakonin Faris.« Er zog sie in eine Umarmung, die sie wirklich brauchte.
    Sie küssten sich auf dem blutgetränkten Teppich, und als sie damit fertig waren, umarmten sie einander ein zweites Mal.
    »Und nun« – Raed schob sie sanft von sich – »lass uns weitermachen. Finde den Schatten und bring ihn zum Reden.«
    Er begriff nicht, was er da verlangte, aber er hatte recht. Mit einem tiefen, langsamen Atemzug zog Sorcha ihr Messer aus der Scheide an der Hüfte.
    »Wir müssen ihn hervorholen.«
    Ihr Schnitt in den linken Finger war sauber und nicht sehr tief – aber er tat auch höllisch weh, verglichen mit weitaus schlimmeren Wunden, die sie sich im Namen des Ordens zugezogen hatte.
    Leider gab es kaum etwas Besseres als das Blut eines Diakons, um Geister aus allen Ecken zu holen. Sie bückte sich und zeichnete einen Kreis auf das vergossene Blut, mit dem alles begonnen hatte. Zauber waren zwar nicht nach ihrem Geschmack, aber ohne einen Zauber könnten sie hier stundenlang darauf warten, dass der Schatten erschien.
    Als sie sich aus ihrer gebückten Haltung erhob, reichte Raed ihr sein feines, elfenbeinfarbenes Taschentuch – ein recht seltsamer Besitz für einen Flüchtling, aber auch ganz reizend. Sorcha wickelte es sich um den Finger und öffnete ihr Zentrum, so weit sie konnte.
    Die Verbindung war in diesen gefährlichen Momenten ihr Halt – sie band sie an die Welt, wenn Runen und Geister sie fortzureißen drohten. Sorcha hielt die Hand von Raed, während die rubinroten Flammen von Pyet auf ihrem anderen Handschuh flackerten, für alle Fälle.
    Dunkle Schatten tanzten irgendwie zögernd an den Bücherregalen entlang. Sorcha runzelte die Stirn: Das war seltsam, denn die meisten Schatten der Ermordeten konnten sich gar nicht schnell genug offenbaren.
    Ein süßer Hauch nach Zimt oder einem anderen exotischen Gewürz erfüllte den Raum, und eine Gänsehaut kroch Sorcha über die Arme. Es war viel einfacher, wenn man Geister bloß vernichtete, dachte sie vage.
    Doch der Schatten, der sich in ihrem Kreis langsam bildete, war nicht der, den sie beide erwartet hatten. Es war kein runzliger Kanzler, sondern eine junge Frau, nein, sogar noch ein Mädchen. Langes, dunkles Haar klebte ihr im Gesicht, das bleich schien, obwohl es so dunkel wie das der anderen Bürger von Chioma war, und ihre ausgestreckten Hände wiesen tiefe Wunden an den Gelenken auf. Ihr Gesichtsausdruck war verwirrt und verängstigt – ziemlich normal für den Schatten einer kürzlich ermordeten Person.
    Raed trat hinter Sorcha von einem Fuß auf den anderen. »Beim Blut, wer ist das?«
    Sie hätte ihn gewarnt, still zu sein, aber es war zu spät. Der Schatten richtete den Blick auf den Jungen Prätendenten, und dann tat das Mädchen etwas Bemerkenswertes. Es sprach.
    »Wo ist es? Wo ist es?« Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern in dem leichten Wind, der mit ihr gekommen war. Es klang so traurig, dass in Sorcha, die ihre Gefühle sonst beherrschte, Kummer aufwallte.
    Ein sprechender Schatten war in der Tat bemerkenswert. Die meisten vermochten nur ihre alltäglichen Handlungen oder die Momente, die zu ihrem Tod geführt hatten, zu wiederholen. Ein Gespräch mit einem Geist war eine heikle Angelegenheit, aber jetzt war das tote Mädchen dummerweise auf Raed fixiert und nicht auf sie.
    »Sie kann dich sehen«, zischte Sorcha leise. »Du bist jetzt der Fokus – sie wird weder mich noch ein anderes Lebewesen zur Kenntnis nehmen.«
    »Oh.« Raed schluckte vernehmlich. »Tut mir leid.«
    »Entschuldige dich nicht. Frag sie, was es ist – das Ding, wonach sie sucht.«
    Der Junge Prätendent machte zögernd einen Schritt auf sie zu. »Wo ist was, Schätzchen?«
    Der Schatten stieß ein langes Stöhnen aus, das die Bilder an der Wand und die Stifte auf dem Schreibtisch klappern ließ. »Das Geld.« Das Mädchen streckte eine blutleere Hand aus. »Sie sagten, ich könne Geld haben … wenn ich reinen Herzens sei. Wo ist es? Mein kleiner Bruder ist sehr krank.«
    Eine Jungfrau gleich welchen Geschlechts hatte eine besondere Macht, weil die Schwelle zur Veränderung für einen Geist der verlockendste

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