Die Sache mit Jo und Mo (German Edition)
schien sich erst wieder darauf besinnen zu müssen, was er sagen wollte. „Warum gehst du denn auch die ganze Zeit schon nicht dran?“
Jo schnaubte wütend, war versucht aufzulegen, allerdings brauchte er jetzt auch ein Ventil für seine ganzen verqueren Gefühle.
„Vielleicht, weil ich nicht mit dir reden will?“, erklärte er sarkastisch. „Hätte vermutlich beinahe jeder andere auch gemerkt, nur du nicht, scheint mir.“
„Was ist denn los, Jo?“, fragte Sven nun doch genauer nach. „Du bist so komisch. Heute schon in der Schule und jetzt bist du auch nicht im Eiscafé aufgetaucht.“
„Habe eben keine Lust, mit den ganzen hohlköpfigen Speichelleckern herumzuhängen.“ Jo nahm seine Wanderung erneut auf.
„Hat es was mit dem Kleinen zu tun?“, bohrte Sven weiter nach und Jo wusste genau, warum er dieses Gespräch nicht hatte führen wollen. Er verdrehte die Augen.
„Nein“, blaffte er verärgert zurück. „Nein! Hat es nicht. Gar nicht. Nein ... Doch.“ Er holte tief Luft, wollte Sven anbrüllen, beherrschte sich im letzten Moment und entließ den Atem seufzend: „Warum hast du es den anderen erzählt?“
Eine Weile war es still in der Leitung.
„Warum hätte ich es denn nicht erzählen sollen, Jo?“ Sven klang ehrlich überrascht. „Das ist doch gerade das Thema in der Clique, seit du dich für den kleinen Zigeuner interessierst.“
„Geht aber keinen von euch was an“, knurrte Jo wütend. Die Vorstellung, dass all diese blondierten, überschminkten Mädchen und geschniegelten Jungen in ihren Designerklamotten sich über Monty das Maul zerrissen, war ihm zutiefst zuwider.
Sven lachte, aber es klang nicht echt. „Na sonst hast du nie einen Hehl daraus gemacht, mit wem du dich wie, wo vergnügt hast. Du hast damit doch eher angegeben. Was ist denn diesmal anders?“
Jo zögert, dachte an dunkle Augen, die frech unter Haarspitzen hervor blitzten. An seinen Geruch, die Weichheit seiner Haut. Seine scheue und doch schlagfertige Art. Eben er, sein Mo. Monty!
„Alles“, rutschte es ihm sehnsüchtig heraus.
„Alles?“, fragte Sven hörbar erstaunt nach.
„Alles“, bekräftige Jo nachdrücklich. „Er ist was ganz besonderes, Sven.“
„Mmh“, vernahm er dessen nachdenkliche Stimme. „Dann stimmt es also doch.“
„Was?“, fragte Jo genervt nach. Wenn er eins nicht leiden konnte, waren es solche vagen Andeutungen seines Freundes. Warum sagte er nicht klar, was los war? Überhaupt ging ihn die ganze Sache eigentlich auch gar nichts an.
„Du bist verliebt“, stellte Sven nüchtern fest, manifestierte damit, was sich auch Jo schon klar gemacht hatte. Was auch dieses unsäglich schmerzende Bauchgefühl erklärte, welches er heute den ganzen Tag schon verspürte.
Und seine Sehnsucht, den Herzschmerz. Verliebt. Eindeutig verliebt.
Mindestens eine Minute schwieg Jo, hoffte irgendwie noch, das Sven vielleicht als erster das Schweigen unterbrechen würde oder gar so nett wäre, einfach aufzulegen. Weder den einen, noch den anderen Gefallen tat dieser ihm. Es war eine Sache, es selbst zu ahnen, eine andere, es auf den Kopf zugesagt zu bekommen.
„Ja“, stieß Jo schließlich ergeben hervor. „Und wenn du es irgendjemandem erzählst, bist du so etwas von tot, Sven!“ Beinahe glaubte er schon, Sven hätte aufgelegt, weil auch noch eine weitere Minute lang kein Geräusch aus der Leistung zu hören war.
„Schöne Scheiße“, flüsterte Sven resignierend. Sofort wallte heller Zorn und aufgestauter Frust in Jo hoch.
„Du kannst mich mal! Ist mir doch scheißegal, was du oder irgendein anderer dieser beschissenen, oberflächlichen Partyärsche davon hält. Das ist eine Sache zwischen mir und ihm und geht keinen von euch etwas an. Denkt doch, was ihr wollt. Ich liebe ihn, klar?“
„Jo!“ Svens Stimme klang laut, drang durch Jos instinktive Abwehr hindurch. „Ich habe da ja auch gar nichts gegen, Mann. Das will ich erstmal klarstellen. Wenn du mich mal zu Wort kommen lassen würdest?“ Jo schluckte den Rest seiner Worte hinunter, zwang sich, Svens Stimme zu lauschen und setzte sich erschöpft auf sein Sofa. Eigentlich lag ihm durchaus etwas an der Meinung seines Freundes.
„Jo, wenn du dich in den Kleinen verguckt hast, warum denn nicht? Mann, ist doch okay. Aber du weißt, was die anderen über ihn denken. Du weißt, was deine Eltern dazu sagen werden. Hast du dir das alles ganz genau überlegt?“
Er klingt, wie mein schlechtes Gewissen, dachte Jo. Ziemlich
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