Die Sache mit Jo und Mo (German Edition)
Originalton.
„Was soll ich mir da groß überlegt haben, Sven? Erst wollte ich ihn nur ins Bett bekommen. Jetzt kriege ich schon die Krise, wenn er mir ein paar Stunden nicht über den Weg läuft.“ Jo schloss die Augen, ignorierte das Brennen hinter seinen Lidern.
„Ich bin doch nicht losgegangen: Hey, der ist so niedlich, in den verknalle ich mich jetzt mal, was denkst du denn?“, schnaubte er. „Ist eben passiert. Und er ist so klasse. Voll süß. Ich mag alles an ihm. Wenn wir zusammen sind, dann ist es einfach nur geil. In jeder Hinsicht.“ Jo erschrak vor seinen eigenen Worten. Soviel wollte er eigentlich niemandem erzählen. Aber wenn nicht Sven, wem dann?
„Was mein Vater dazu sagt, kann ich mir übrigens überaus lebhaft vorstellen, aber im Moment ist es mir so etwas von egal. Er weiß es nicht und von mir aus wird er es auch erstmal nicht erfahren.“
Sven grübelte: „Was sagt denn Monty dazu?“
„Keine Ahnung“, brummte Jo ausweichend. Er hatte diesen ja noch nicht direkt gefragt, was er von ihm hielt. Meistens war die Antwort deutlich genug gewesen: „Du bist ein Arsch, Jo!“ Aber immerhin hatte er beim letzten Mal gesagt, dass er manchmal auch nett sein konnte. Das war doch ein Fortschritt. Eine echte Liebeserklärung war es jedoch nicht gewesen. Das würde bestimmt noch kommen, wenn Monty ihn erst richtig gut kannte.
Sven lachte und Jo hasste ihn dafür. „Wie? Hat er dir womöglich noch nicht irgendwelche romantischen Liebesschwüre ins Ohr geflüstert?“
„Nein, hat er nicht“, brummte Jo patzig. „Außerdem redet er gerade nicht mehr mit mir.“
„Warum? Was ist den passiert?“ Sven klang wirklich bestürzt.
„Ich weiß es nicht, okay?“, antwortete Jo heftiger als beabsichtigt. „Seit heute Morgen konnte ich nicht mehr mit ihm sprechen. Er war nicht da, wo ich mich mit ihm treffen wollte und er geht mir aus dem Weg. Selbst bei sich zuhause öffnet er mir nicht.“
„Oh“, machte Sven nur.
„Gar nichts, oh“, schnaubte Jo zurück. „Ich habe überhaupt gar keine Ahnung, was ich gemacht habe, warum er plötzlich nichts mehr von mir wissen will. Nicht die geringste. Wenn du mich nicht gestört hättest, hätte ich es vielleicht schon herausgefunden. Dann könnte ich mich wenigstens bei ihm entschuldigen.“
Jo hörte förmlich Sven die Stirn runzeln, doch der war zu schlau, oder hing zu sehr an seinem jungen Leben, um eine spöttische Bemerkung zu machen.
„Hast du ihn denn mal angerufen?“, fragte er pragmatisch nach. „SMS geschickt?“
„Was denkst du denn?“ Jo schleuderte wütend ein Seidenkissen von seinem Sofa. „Hunderte. Aber er geht nicht an sein Handy und ans Festnetz sowieso nicht.“ Plötzlich fühlte sich Jo unglaublich kraftlos. Er warf sich auf sein Sofa.
„Was soll ich denn nur machen, Sven?“, fragte er verzweifelt. „Ich will nicht, dass er sauer auf mich ist. Ich kann ja echt manchmal ein Arschloch sein, aber ich mag ihn. Immer bringe ich ihn zum Heulen. Dabei ist er so toll. Ich mag ihn wirklich. Ich will ihm nicht wehtun, aber genau dass scheine ich dauernd irgendwie hin zu bekommen. “
„Lass ihn doch erstmal einfach in Ruhe. Vielleicht kommt er ja auch von sich aus wieder auf dich zu“, schlug Sven vor, erntete von Jo allerdings nur ein gequältes Aufstöhnen.
Was für eine bescheuerte Idee.
„Wie soll ich denn heute schlafen können, wenn ich dauernd an ihn denken muss? Warum er sauer ist, was ich falsch gemacht habe?“, jammerte Jo. „Ich werde morgen völlig beschissen aussehen, Augenringe und so, nur wegen ihm. Alles nur wegen ihm. Oh Mann ...“ Er stöhnte theatralisch.
„Ich vermisse ihn“, flüsterte er unvermittelt ins Handy und hatte plötzlich keine Schwierigkeiten damit, sich Sven anzuvertrauen. „Wenn er nicht hier ist, ist alles so dumm und sinnlos.“
„Oh Mann.“ Sven rang nach Worten. „So doll hat es dich also erwischt? Ach Mann, Jo.“
„Ja“, schniefte dieser, überaus froh, dass er ganz alleine zuhause war und seinen Gefühlsausbruch, genauer: seinen Gefühlszusammenbruch, niemand außer Sven mitbekam.
Dieser ließ ihn erst einmal heulen und sagte nichts, sondern wartete ab, bis Jo sich wieder in den Griff bekam.
„Jo, du musst mit ihm reden. Gleich morgen. Der kann dir ja nicht ewig aus dem Weg gehen.“ Sven sog die Luft ein und stieß sie demonstrativ wieder aus. „Du musst mit ihm reden, irgendwie finden wir den schon. So groß ist die Schule ja nun auch wieder nicht.“
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