Die Sache mit Jo und Mo (German Edition)
oftmals zuvor Jos abgelegten Bettgefährten in sein Bett eingeladen. Es war eigentlich nicht weiter verwunderlich, dass er es auch bei Monty versucht hatte.
Aber Monty war eben anders. Er war speziell, er war besonders. Niemand durfte ihn besitzen, außer Jo. Schon gar keiner dieser arroganten, oberflächlichen Schnösel. Monty war nicht wie sie. Niemals würde Jo ihn so behandeln, schwor er sich.
Aber was sollte er ihm sagen? Was konnte er tun? Alle Worte schienen ihm zu schwach, hatten zu wenig Gewicht, um auszudrücken, was er für ihn empfand.
„Ich liebe dich“, formulierte Jo versuchsweise leise, horchte auf den Klang seiner Stimme. „Ich möchte nicht mehr ohne dich sein. Nie mehr.“ Er versuchte sich Montys Gesicht vorzustellen, wie dieser darauf reagieren würde, wenn er es ihm sagen würde.
Nur zu lebhaft zauberte ihm seine Phantasie das Bild einer Hand, die ihm eine schmerzhafte Ohrfeige verpasste oder einen Tritt dahin, wo es wirklich schmerzte. Jo war dennoch gewillt, alles zu ertragen, wenn er nur endlich diese Last loswerden konnte.
Zwischen ihnen durfte es keine Missverständnisse geben, sie waren füreinander bestimmt, davon war Jo absolut überzeugt. So einfach war das: Er war der große Held, der seinen geliebten Schatz befreite. Monty durfte nicht länger sauer auf ihn sein. Eine solche Fantasygeschichte war Jo bisher nicht untergekommen. Die hatten alle ein Happy End.
Jo seufzte tief auf, wandte den Blick zum Seitenspiegel und erschrak, denn im Rückspiegel kam ein offensichtlich vor Wut schäumender Monty geradewegs auf sein Auto zu. Für einen kurzen Augenblick sackte Jo in den Sitz seines Autos hinab, hoffte, wider jede Vernunft, dass er unsichtbar werden würde.
Monty kam heran und baute sich neben dem Auto auf, die Hände in die Hüften gestemmt. Die wunderschönen Augen waren zusammengekniffen und sprühten Funken.
Jo schaute betreten zu ihm hoch, rutschte nach oben und brachte ein klägliches, verlegenes Lächeln hervor.
„Äh ... Hallo Mo.“ Jo war bemüht, seiner Stimme den lockeren, flapsigen Ton zu geben, der ihn auszeichnete. Es gelang ihm nicht. Unsicher grinsend blickte er Monty an.
„Du treibst dich in der falschen Straße herum“, schnaubte dieser. „Der Straßenstrich ist drüben an der Bundesstraße. Da wirst du bestimmt fündig werden. Da gibt es genügend Auswahl.“
Jo schluckte hart, würgte an dem steinharten Kloß, der hartnäckig verhinderte, dass er die Worte: Es tut mir leid, hervorbrachte . Er konnte kaum atmen. Sein Gesicht fühlte sich heiß an, seine Wangen brannten. Plötzlich brachte er nichts mehr hervor, egal, wie oft er es sich überlegt hatte. Stattdessen konnte er Monty nur betreten ansehen.
„Ich ...“, begann er mühsam, wurde allerdings sofort unterbrochen. Monty schrie ihn an, die Augen sprühten vor Zorn: „Es ist mir völlig scheißegal, was du Arsch zu sagen hast! Verschwinde von hier. Steck dir deine tollen Worte sonst wohin. Hör auf mich zu verfolgen. Ich will nicht mit dir reden. Nie wieder. Für mich bist du gestorben.“
Damit wirbelte er herum, schnappte sich sein Fahrrad und radelte davon, ehe Jo reagieren konnte.
Dieser beendete seinen Versuch, die Worte aus seiner Kehle zu bekommen, kläglich und mit rauer Stimme geflüstert: „Ich liebe dich ...“
Aber Monty war viel zu weit weg, als dass er ihn noch hätte hören können.
Eisiges Wasser schien über Jos Rücken zu fließen. Er fühlte sich zitterig, unfähig sich zu rühren.
Warum war er so verdammt langsam gewesen? Er hätte es ihm doch nur sagen müssen und alles wäre gut geworden? Wenn ihn Monty so ansah, schnürte es ihm die Kehle zu, verknotete seinen Magen, brachte dies sein Herz und den Verstand zum Aussetzen.
Minutenlang saß Jo reglos in seinem Auto, fühlte sich leer, zerschlagen und kämpfte mit sich. Tränen wollten hinaus, er drückte sie mannhaft zurück.
Wenn Monty ihm doch nur einmal zuhören würde. Nur ein einziges Mal. Dann könnte er alles erklären, die magischen drei Worte sagen, die immer funktionierten. Es würde natürlich nur klappen, wenn ihm Monty nicht ständig davon lief. Und Jo diese Zauberformel denn auch über die Lippen brachte.
Idiot. Schwachmat . Er wollte sich am liebsten ohrfeigen.
Sonst bist du doch nicht so blöde, schimpfte er mit sich. Du kriegst alles, was du willst, also muss es doch auch mit Monty gehen. Immerhin gibt es nichts auf der Welt, was du mehr haben möchtest.
„That's the one you really want“,
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