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Die Säulen des Feuers

Titel: Die Säulen des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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sein, daß Randal, einst Stiefsohn und der einzige »weiße« Magier, dem Tempus je getraut hatte, jetzt eine ausgebrannte Hülle war; oder daß Niko blicklos in die Flammensäule starrte, in der Janni, sein ehemaliger Partner und Stiefsohn, jetzt in alle Ewigkeit brannte; oder daß Jihan all ihre Eigenschaften einer Gischttochter entzogen worden waren und man sie zum erbärmlichen Stand einer Sterblichen erniedrigt hatte; oder daß Tempus' eigener Sohn Gyskouras ihn mit Angst und Abscheu betrachtete (ja sogar versuchte, seinen Halbbruder Arton vor Tempus zu schützen, wann immer die Kinder ihn kommen sahen).
    Aber wahrscheinlich war er die Wurzel und Ursache dieses ganzen Gemetzels: es war sein Fluch, nur Einbildung (wie Molin Fackelhalter behauptete, dieser Abschaum mit Nisiblut in den Adern, aber in rankanischer Gewandung) oder durch eifersüchtige Götter oder feindliche Magie ausgelöst. Er wußte nicht, und es war ihm auch egal, welche Kraft ihn nun antrieb: er hatte kein Interesse mehr, sich klarwerden zu wollen, was richtig und was falsch war.
    Wie der Tag um ihn hatten Schwarz und Weiß, Gut und Böse ihren Charakter verloren und verschmolzen wie der dumpfe, düstere Mittag zu einer scheußlichen Mischung, die zu seiner Stimmung paßte.
    Aber es störte ihn, daß das Trospferd nervös war und offenbar Angst hatte. Er lenkte es in eine Nebenstraße, weil er hoffte, so den größeren Staubwolken zu entgehen. Denn er kannte diesen Staub wie er die Stimmen der Götter kannte, die ihn quälten: Jedes Körnchen war ein Überbleibsel pulverisierter nisibisischer Machtkugeln, magischer Talismane, zur Winzigkeit geschrumpft und in unendlicher Zahl.
    Wenn Freistatt etwas weniger brauchte als eine Staubdecke aus Nisimagie, die hinwogte, wohin sie wollte, fiel ihm zumindest nichts ein.
    Da wurde ihm bewußt, was ihn voraus in einer dunklen Gasse erwartete, und er zog sein Schwert. Ein kleines ehrliches Schwertgeplänkel könnte ihn vielleicht aufheitern. Und er wußte, daß er es da vorn finden konnte, wo Volksfront-Rebellen in Lumpen und Stirnbändern gegen rankanische Soldaten kämpften.
    Obwohl er für Straßenkämpfe zu gut war – ein Mann, der nicht sterben konnte und dem eine übermenschliche Schnelligkeit eigen war –, rechtfertigte die Überzahl der Feinde sein Eingreifen. Vier Rankaner hatten sich vorgenommen, eine Frau mit einem Kind vor etwas zu schützen, das ein gut dreißigköpfiger Mob mit ihr vorhatte.
    Er hörte Schreie über den Hufschlag des Trospferds hinweg, das jetzt zum Galopp ansetzte und seinen Kampfruf hinauswieherte, als es nur zu bereitwillig auf das Gemenge zubrauste.
    »Überlaßt uns die Schlampe – es ist alles ihre Schuld!« schrie eine heisere Stimme aus dem Mob.
    »Das stimmt!« kreischte eine Frauenstimme. »S'danzoluder! Sie hat den Spielgefährten des verfluchten Sturmkinds zur Welt gebracht! Ihre Liederlichkeit hat die Sonne vertrieben und den Zorn der Götter auf uns herabbeschworen!«
    Eine dritte, tiefere Stimme, die Tempus zu erkennen glaubte, warf ein: »Kommt schon, Walegrin, gebt sie uns, dann könnt Ihr gehen, Ihr und Eure Männer. Wir haben es heut bloß auf Hexen und ihre Brut abgesehen!«
    »Komm doch, Zip«, rief einer der Rankaner, »und hol sie dir, wenn dir der Preis nicht zu hoch ist. Denn ein paar von euch werden es nicht mehr erleben, und du ganz gewiß nicht.«
    Tempus hatte nur einen Augenblick, sich klar zu werden, daß Walegrin, der Standortkommandant, einer der bedrängten Rankaner war, und daß Illyra, die Halbschwester des blonden Soldaten, die Frau sein mußte, deren Leben hier auf dem Spiel stand.
    Da sahen die Rebellen in den hintersten Reihen des Mobs das Trospferd herbeigaloppieren. Sie wichen ihm aus, rannten jedoch nicht davon.
    Geschosse trafen Tempus, einige mit Stacheln, einige gezackt, einige ursprünglich zum Ausrollen von Teig gedacht oder um Wein zu kredenzen – und andere wirklich für den Kampf bestimmt.
    Er duckte sich unter einem Pfeil, der von einer Armbrust abgeschossen war. Seine Sinne waren um ein Mehrfaches schneller, so daß er die spiralenförmig gesteckten, blauen Federn am Schaftende sehen konnte, während er auf sein Herz zusurrte.
    Den Troshengst traf eine Tomate zwischen den Augen. Er hatte das Geschoß kommen sehen, doch er hatte weder gezuckt noch den Kopf geduckt, während er die Ohren wie ein Visier auf die Leute richtete. Er war schließlich ein Streitroß.
    Aber Tempus erzürnte sich über die Unverschämtheit des

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