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Die Saga vom Eisvolk 10 - Wintersturm

Die Saga vom Eisvolk 10 - Wintersturm

Titel: Die Saga vom Eisvolk 10 - Wintersturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margin Sandemo
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ein anderer kurz.
    »Was ist mit den Dänen?« fragte sie mit scharfer Stimme.
    »Lassen Sie es sich erklären«, sagte der Anführer, »wir sind keine Vogelfreien, wir wohnen auf unseren Höfen, aber wir müssen uns ab und zu treffen und auch in der Stille arbeiten.«
    »Was arbeiten?« fragte sie zornig.
    »Unser Ziel ist ein freies Norwegen.«
    Sie musste nachdenken. Nachdem sie lange Zeit still gesessen hatte, drang die Kälte auch durch ihre Kleider.
    »Norwegen ist doch frei«, sagte sie ruhig und fest.
    »Ist es das?« fragte der Anführer.
    »Ja, Norwegen und Dänemark sind eins.«
    Eine Weile war es still.
    »Aber die sind doch seit vielen hundert Jahren zusammen«, sagte sie in die Stille.
    »Aber nicht mehr lange, wir wollen alle Dänen aus dem Land haben, und wir wollen einen eigenen König. Ich glaube, unser Statthalter Gyldenlöve will sich zum König von Norwegen ausrufen lassen.«
    Villemo wandte ein: »Aber er ist doch auch Däne.«
    »Ja, aber er ist ein guter Mann.«
    »So ist das also - ihr hasst alle Dänen«, sagte sie nachdenklich.
    Eldar beugte sich zu ihr. »Glaubt Ihr denn wirklich noch die alten Geschichten, mit denen man uns von unserem Hof jagte? Wir wissen, dass es nicht eure Schuld war, das war der alte Wollerbauer, der den Hof mit betrügerischen Mitteln erworben hat. Angefangen hat es damit, dass er einen seiner Leute in unserem Wald erschossen und es uns in Schuhe geschoben hat, das war der Anfang und das Ende unseres Großvaters. Ja, wir hassen sie, weil sie Verbrecher sind.«
    »Aber ich bin keine Dänin«, protestierte sie heftig, »mein Vater ist genauso Norweger wie du.«
    Die heftige Diskussion ging weiter.
    »Dein Vater, ja, aber ist er nicht mit einer Dänin verheiratet? Deine Großmutter Cecilie war am dänischen Hof und verheiratete sich mit einem Paladin. Auch die alte Baronesse Liv - was war sie?«
    »Meine Großmutter«, sagte sie kleinlaut.
    »War sie nicht mit einem reinen Dänen verheiratet, mit Dag von Meiden?«
    »Ja, das ist richtig«, musste sie zustimmen, »aber Niklas ist auf jeden Fall ein reiner Norweger.«
    »Ja, Lind vom Eisvolk - die von Lindenallee, die sind rasserein. Deshalb haben wir auch bei der Arbeit am Stall geholfen.«
    »Tarjei war mit einer Deutschen verheiratet.«
    »Ja, ich kenne auch alle Toten und Lebenden, auch sein Sohn Mikael war mit einer adligen Schwedin verheiratet.«
    »Französin«, sagte sie geistesabwesend, »aber man kann auch in der Seele Norweger sein.«
    »Sind Sie es?«
    »Ja, verd—!«
    Sie wurde zornig, zornig auf sich selbst und zornig auf den verdammten Eldar, der alles, aber auch alles über ihre Familie wusste, doch sie fasste sich.
    »Aber man kann auch Freunde in einem anderen Land haben, unter anderen Völkern - ich sehe nicht ein, warum man nicht in Frieden leben kann mit allen Menschen, sollte es ein Norweger, Däne oder sonst wer sein, das ist genau das warum es immer wieder Krieg gibt.«
    »Das sind wunderbare Gedanken, mein Fräulein«, sagte der Anführer, »aber hier geht es um ein unfreies Land. Unser Land.«
    Sie ließ den Kopf sinken, saß schweigend einige Zeit.
    Dann fragte sie: »Warum kann ich nicht nach Hause?«
    »Weil der Mann vom Vogt nun weiß, wer Sie sind. Eldar war unvorsichtig, als er das von Ihren Augen sagte. Für den Vogt ist es leicht, der hat sich schon ausgerechnet, dass, der, der vom Eisvolk die Nacht nicht zu Hause war, nur Fräulein Villemo von Elistrand sein kann.«
    »Das stimmt«, musste sie zugeben.
    »Damit der Vogt nichts erfährt, müssen wir seinen Mann abfangen, auch, damit er nichts erfährt von Eldar und - was noch wichtiger ist - dass er nicht von Hengtmannsmyra hört.«
    Sie erschauerte. »Wisst ihr, was wir durchgemacht haben mit dem Erhängten dort unten im Tal, die zwei Wollers und ich?«
    Eldar schnalzte mit der Zunge. »Das war ich, der dort hing. Ich musste euch schließlich so erschrecken, das ihr auf schnellstem Weg das Tal verlasst, es ist immerhin unser sicherster Geheimplatz - außer unseren Waffen haben wir da noch viele andere Sachen gelagert.«
    »Du? Wie hast du das gemacht?« fragte sie neugierig.
    »Ich hing nur an einem Arm. Sie konnten meinen Kopf nicht sehen, nur die Seite und ein Stück von meinem Rücken.«
    »Ja, das ist wahr.« Sie lächelte. Die bedrückende Stimmung löste sich unter Gelächter auf. Eldar sah sie Gedankenvoll an.
    »Erkläre mir mehr über die Wollers, auch über den Mord an dem Knecht von Grastensholm.«
    »Das sollen Sie hören.

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