Die Saga von Thale 01 - Elfenfeuer
auch über die weiteren Ereignisse keine Auskunft.
»Nun, jedenfalls scheint sie dich zu mögen. Immerhin hat sie dir das Leben gerettet«, bemerkte Naemy, als er geendet hatte. Sie hatte dem Kaninchen das Fell abgezogen und war gerade dabei, es auszuweiden. Die Nebelelfe spürte, dass der Krieger ihnen nicht alles erzählte, und sah ihn nachdenklich von der Seite an.
Vhait hielt dem Blick gelassen stand. Das Schicksal hatte ihn aus einem ganz bestimmten Grund mit den Frauen zusammengeführt, dessen war er sich jetzt ganz sicher. Doch er blieb vorsichtig und war nicht bereit, mehr von sich preiszugeben, als unbedingt notwendig war.
Naemy verscheuchte eine Fliege und wandte sich wieder dem Kaninchen zu. »Sobald wir gegessen haben, werde ich Alani von hier fortbringen!«, erklärte sie ohne den Blick zu heben.
»Warum?« Fayola schlang die Arme um ihren Schützling und sah die Nebelelfe überrascht an.
»Weil dies nicht der richtige Ort für ein Kind ist!« Naemy legte ihr Messer zur Seite, schob einen fingerdicken Ast durch den Körper des Kaninchens und hängte es über das Feuer. »Ich weiß, du hast Alani das Leben gerettet und fühlst dich deshalb für sie verantwortlich«, sagte sie zu Fayola und ihre Worte klangen versöhnlich. »Aber das, was sie jetzt dringend braucht, können wir ihr dort, wo wir hingehen, nicht geben.«
Fayola drückte Alani an sich und strich sanft über ihr Haar. Obwohl ihr Herz sich noch dagegen sträubte, wusste sie, dass Naemy Recht hatte. Schon als Sunnivah ihnen am vergangenen Abend berichtet hatte, welche Aufgabe der Druide ihr übertragen hatte, hatte sie geahnt, dass es so kommen würde. Alani war viel zu schwach, um sie weiter zu begleiten, doch es fiel Fayola schwer, sich von ihr zu trennen.
»Wohin wirst du sie bringen?«, fragte sie betrübt.
»Zu Mino-They, einer Heilerin in Daran«, erwiderte Naemy. »Wir können ihr vertrauen. Sie ist eine gute Freundin von Sunnivah und mir und wird sich liebevoll um Alani kümmern.«
»Naemy hat Recht«, sagte Sunnivah. »Alani kann uns nicht begleiten. Bei Mino-They ist sie in Sicherheit.«
Fayola widersprach ihr nicht. »Du brauchst keine Angst zu haben«, sagte sie leise zu Alani. »Naemy wird dich an einen sicheren Ort bringen, an dem du dich ausruhen kannst. Wenn alles vorbei ist, werde ich zu dir kommen und dich nach Hause bringen.«
Der Morgen verrann und der Moment des Abschieds rückte näher. Naemy stand in der Mitte eines Pentagramms und sprach leise mit Sunnivah. Alani saß noch am Feuer und hatte ihre dünnen Arme fest um Fayolas Hals geschlungen. Sie sagte kein Wort, doch die Tränen auf ihren Wangen und der flehende Ausdruck in ihrem zarten Kindergesicht zeigten der Kriegerin, dass sie sich getäuscht hatte.
Alani wollte nicht fort.
Obwohl sie der Nebelelfe schon einmal durch die Zwischenwelt gefolgt war, weigerte sie sich nun ängstlich, das Pentagramm ohne Fayola zu betreten. Alle liebevollen Versuche, das Mädchen zu beruhigen, prallten wirkungslos an der Mauer aus Angst, die Alani um sich errichtet hatte, ab und brachten die Kriegerin fast zur Verzweiflung. Sie konnte Alani nicht begleiten. Sunnivah brauchte ihre Hilfe. Andererseits brach es ihr das Herz, mit anzusehen, wie sehr Alani unter der bevorstehenden Trennung litt. Plötzlich spürte sie das weiche Fell der Wölfin an ihrem Handrücken. Erstaunt blickte sie hinunter und sah das graue Tier unmittelbar neben sich stehen. Aber die Wölfin beachtete sie nicht. Ihre ganze Aufmerksamkeit richtete sich auf Alani und der durchdringende Blick ihrer Wolfsaugen zog das Mädchen in ihren Bann.
Alani starrte die Wölfin an, stand auf und folgte ihr zu dem Pentagramm. Naemy streckte ihr einladend die Hand entgegen. Die Nebelelfe lächelte und sagte etwas, das Fayola nicht verstehen konnte. Auch Alani lächelte. Widerspruchslos ergriff das Mädchen die Hand der Nebelelfe und trat in das Pentagramm. Fayola sah, wie sich die Lippen der Nebelelfe bewegten und die beiden Gestalten verschwammen. Dann waren sie fort.
Fayola seufzte. »Wie lange wird sie wegbleiben?« Ihre Frage galt Sunnivah, die sich gerade daranmachte, frisches Wasser aus dem Bach zu holen.
»Nicht lange. Naemy wollte zurückkommen, sobald sie alles zusammenhat, was wir für unsere Reise benötigen.«
»Ich hoffe, du hast Recht.« Fayola warf einen raschen Blick zum Himmel. »Der Gedanke, noch eine Nacht so dicht an der Festungsstadt zu verbringen, gefällt mir gar nicht.« Sie erhob sich
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