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Die Saga von Thale 01 - Elfenfeuer

Titel: Die Saga von Thale 01 - Elfenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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dass Kjelt sie nicht wieder fortlassen würde, wenn er sie erkannte. Der Rebellenführer hatte keine Ahnung, dass er eine Tochter besaß, und auch Sunnivah hatte noch nie nach ihrem Vater gefragt. Und so sollte es vorerst auch bleiben.
    Leise sprach sie die Worte, die sie durch die Zwischenwelt in das Lager der Rebellen bringen würden, und spürte sogleich ein vertrautes und angenehmes Prickeln auf der Haut – ein Zeichen dafür, dass sich das Tor zur Zwischenwelt öffnete. Langsam löste sich ihr Körper aus der Wirklichkeit und glitt, das Ziel fest vor Augen, durch das dunkle Tor in die Kälte der Zwischenwelt.
    Naemy war noch nicht weit gekommen, als ihr plötzlich ein eisiger Schauer über den Rücken lief und ihre feinen Elfensinne alarmierte. Aufmerksam blickte sie sich um, aber die Dunkelheit dieser Sphäre machte es selbst ihr unmöglich, etwas zu erkennen. Für einen winzigen Moment trug sie sich mit dem Gedanken umzukehren, verwarf ihn aber gleich wieder.
    Sie musste sich täuschen. Nebelelfen waren die einzigen Wesen, die die Zwischenwelt betreten konnten. Hier drohte ihr keine Gefahr. Energisch versuchte Naemy das beklemmende Gefühl abzuschütteln, während sie gleichzeitig immer tiefer in die Zwischenwelt hineinglitt.
    Ohne jede Vorwarnung griff der Quarlin an.
    Seine mächtigen Pranken prallten heftig gegen Naemys Schultern und stießen sie nach vorn. Noch im Fallen gelang es ihr, sich umzudrehen, aber ihr blieb nicht genügend Zeit, nach ihrem Messer zu greifen. Der Quarlin war ein erfahrener Jäger. Seine klauenbewehrten Pranken pressten Naemys Arme schmerzhaft auf den Boden und das Gewicht seines Körpers lähmte ihre Beine, als er sich drohend über sie stellte.
    Naemy war entsetzt. Fassungslos starrte sie auf das riesige Tier. Das konnte nicht wahr sein! Der letzte Quarlin war schon vor über hundert Sommern getötet worden.
    Der Quarlin öffnete sein riesiges Maul und brüllte seinen Sieg in die Finsternis hinaus. Seine langen gebogenen Zähne blitzten trotz des schwachen Lichts gefährlich und das ohrenbetäubende Brüllen ließ den Boden erzittern. Naemy schloss die Augen und wartete darauf, den reißenden Schmerz der messerscharfen Zähne an ihrer Kehle zu spüren, doch der Quarlin tötete sie nicht.
    »Wo ist das Pulver?« Die raue Stimme eines Mannes übertönte den hechelnden Atem des Quarlins. In der Sphäre der Zwischenwelt klang sie dunkel und seltsam gedämpft, trotzdem waren seine Worte gut zu verstehen.
    Überrascht öffnete Naemy die Augen und sah in das bärtige Gesicht eines Kriegers, der furchtlos neben dem Quarlin kniete und sie mitleidlos ansah.
    »Sag schon, wo hast du es versteckt, Elfe?«, fragte er ungeduldig und zog drohend seinen Dolch.
    Der Quarlin knurrte, doch der Krieger schenkte ihm keine Beachtung und setzte Naemy den Dolch an die Kehle.
    Naemy schluckte. Sie war froh, den Beutel mit dem Pulver Sunnivah gegeben zu haben. »Ich habe ihn nicht bei mir«, presste sie hervor.
    »Hast du nicht, wie?«, fragte der Krieger grimmig. »Das werden wir ja sehen!« Er nahm den Dolch von Naemys Kehle und legte ihn auf den Boden. Dann begann er mit seinen großen Händen den Körper der Nebelelfe abzutasten, wobei der Quarlin, der noch immer über Naemy stand, ihn erheblich behinderte.
    »Hau ab, du Mistvieh«, knurrte der Krieger ärgerlich. »Du hast sie gefangen. Damit ist deine Aufgabe beendet.« Offenbar war er sich der Gefahr, die von dem unberechenbaren Tier ausging, überhaupt nicht bewusst, denn er versuchte das große Tier mit der Schulter zur Seite zu schieben.
    Der Quarlin legte gereizt die Ohren an und fauchte böse. Die Nebelelfe gehörte ihm! Fast spielerisch hob er seine Pranke zu einem kurzen und kräftigen Hieb und schlug zu. Blut spritzte, als der Quarlin die Kehle des Kriegers zerfetzte. Mit einem erstickten Laut brach er zusammen und stürzte neben Naemy zu Boden.
    Der Krieger starb langsam. Mit jedem Herzschlag sickerte mehr Blut aus der klaffenden Wunde oberhalb seiner Schulter. Blankes Entsetzen stand in seinen Augen, doch er konnte nicht mehr schreien, denn dort, wo eben noch seine Kehle gewesen war, gab es nur noch einen Haufen blutiger Hautfetzen. Alles, was er zustande brachte, war ein heiseres Gurgeln. Dann sackte er kraftlos zusammen und das Licht seiner Augen erlosch.
    Ohne die Nebelelfe loszulassen begann der Quarlin das warme Blut des Kriegers vom Boden zu lecken, dessen Dolch nicht einmal eine Armeslänge von Naemy entfernt auf dem Boden lag.

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