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Die Saga von Thale 01 - Elfenfeuer

Titel: Die Saga von Thale 01 - Elfenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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kleines Loch in das Eis auf der Scheibe.
    »Habt Ihr die Feuer gesehen?«, fragte er und deutete nach draußen. »Sie verbrennen ihre Toten draußen vor der Stadt. Ganz Nimrod stinkt nach verbranntem Fleisch.«
    Der Sequestor ächzte. »Ja, der Gestank ist wirklich Ekel erregend«, pflichtete er dem Meistermagier bei. Dann zog er die Augenbrauen hoch und fragte erstaunt: »Seit wann interessiert Ihr Euch für diesen nutzlosen Haufen halb verhungerter Menschen? Jeder Einzelne von ihnen ist leicht zu ersetzen und es nicht wert, auch nur einen Gedanken an ihn zu verschwenden.« Schwerfällig erhob er sich und trat neben den Meistermagier.
    »Aber Ihr habt Recht, seit wir ihre Vorräte und ihr Brennholz beschlagnahmt haben, sterben sie wie die Fliegen«, stellte er fest. »Tarek dürfte nicht zulassen, dass sie bettelnd vor den Toren der Festung herumlungern und ihre Toten so nahe an der Stadt verbrennen, aber…« Er sah den Meistermagier viel sagend an. »Ihr wisst ja, wie seltsam er ist, seit sein Sohn vermisst wird.« Asco-Bahrran schwieg und betrachtete interessiert die Menschenmenge vor den Festungsmauern; Männer, Frauen und Kinder, die verzweifelt darauf hofften, dass die wohlhabenden Bürger der inneren Festung sich ihrer erbarmten.
    »Also, was gibt es?«, fragte der Sequestor. »Ihr seid doch sicher nicht zu mir gekommen, um Euch über den Schnee und den Gestank zu beschweren?«
    »Nein, das nicht«, antwortete der Meistermagier. Er drehte sich um, ging zum Feuer zurück und setzte sich wieder. »Ich habe ein anderes Problem«, sagte er. »Heute Morgen habe ich eine Botschaft des Erhabenen erhalten. Diesmal fordert er von uns gleich fünfzig Menschen. Aber der Kerker ist inzwischen schon so gut wie leer. Wir wissen nicht mehr, wo wir die vielen Menschen hernehmen sollen ohne Aufsehen zu erregen.« Er nahm den Schürhaken zur Hand und stocherte damit in der Glut, bis knisternde Funken aufsprangen. »Hätten wir nicht so viel Schnee, könnten wir wieder Krieger in die abgelegenen Dörfer schicken. Aber die Straßen sind unpassierbar und der Erhabene will die Menschen schon morgen Abend.«
    Der Sequestor trat vom Fenster zurück. Er ahnte bereits, was der Meistermagier von ihm erwartete, ließ sich mit seiner Antwort jedoch Zeit. »Warum schickt Ihr nicht jemanden vor das Tor?«, fragte er schließlich. »Wenn er den Menschen dort draußen etwas Nahrung verspricht, werden sie ihm scharenweise folgen.« Er lächelte kalt. »Ich denke, das wird am wenigsten Aufsehen erregen und Euer kleines Problem schnell beseitigen.«
     
     
    Die wenigen Krieger an dem mächtigen Flügeltor zur inneren Festungsstadt hatten große Mühe, dem stetigen Strom der hereindrängenden Menschen Einhalt zu gebieten. Ihr Befehl lautete, das Tor wieder zu schließen, wenn es etwa hundert Menschen passiert hatten. Doch obwohl die Wachen vorsichtshalber nur einen der beiden Flügel geöffnet hatten, schafften es die Krieger kaum, ihn wieder zu schließen.
    Immer wieder huschten verzweifelte Menschen durch den schmalen Spalt, in der Hoffnung, so dem Tod durch Hunger oder Erfrieren zu entgehen.
    Auch Fayola stemmte sich mit aller Kraft gegen das Tor und hoffte, dass es ihnen bald gelang, es wieder zu verriegeln. Ihre Lage war aussichtslos, doch dann erhielten sie endlich Verstärkung und der Spalt nach draußen wurde rasch schmaler.
    »Mein Kind! Kümmert Euch um mein Kind.« Irgendwie wusste die junge Kriegerin, dass die Worte der hysterischen Frauenstimme ihr galten. Sie wandte den Kopf und erkannte neben sich einen hageren Arm, der ein zerlumptes, schwarzhaariges Mädchen im letzten Moment durch den Spalt schob, bevor das Tor krachend ins Schloss fiel.
    Atemlos lehnte sich Fayola an die hölzernen Pfähle des Tores und schloss die Augen. Als sie sie wieder öffnete, stand das Mädchen noch immer an derselben Stelle und sah sie mit ihren dunklen tief liegenden Kinderaugen unsicher an. Das Kind tat ihr Leid. Es konnte nicht viel älter sein als acht Sommer und war sicher noch nie so allein gewesen.
    Fayola zwang sich zu einem Lächeln und streckte dem Mädchen ihre Hand entgegen. »Komm mit mir«, sagte sie freundlich. »Ich bringe dich zu den anderen. Vielleicht bleibt von dem Essen ja so viel übrig, dass du etwas davon für deine Mutter mitnehmen kannst.« Fayolas freundliche Worte verfehlten ihre Wirkung nicht. Schüchtern ergriff das Mädchen ihre Hand und folgte ihr.
    Die Gruppe der Menschen, denen man etwas Nahrung versprochen hatte,

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