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Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers

Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers

Titel: Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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Freund und starrte neugierig in die Grube. Die armdicken Seile der Hebemaschinen waren inzwischen zum Zerreißen gespannt. Über das Stöhnen und Ächzen der sechzig Cha-Gurrlinen-Krieger hinweg, die nach Leibeskräften an den Seilen zogen, konnte man das
    Knarren des Holzes und der Seile hören, deren Fasern sich unter einem enormen Gewicht dehnten.
    »Ist wohl ziemlich schwer, wie?«, fragte Okowan, ohne den Blick von den wallenden Rauchschwaden abzuwenden.
    »So schwer wie sechzig Frauen, dreißig ausgewachsene Männer und vierzig Kinder.«
    Asco-Bahrran konnte die innere Anspannung kaum unterdrücken. Ungeduldig wartete er darauf, dass sich unter dem Rauch erste Umrisse zeigten, und die bange Frage, ob ihm das Meisterwerk auch wirklich gelungen war, machte das Warten für ihn unerträglich.
    »Ob die Seile und Baumstämme standhalten?« Besorgt deutete Okowan auf eine der Hebemaschinen, deren Stamm sich bedrohlich über die Grube neigte.
    »Sie müssen! Ah, da ist er...« Der Magier trat einen Schritt vor und blickte voller Stolz in die Grube, wo sich in diesem Augenblick etwas Schwarzes vor den grauen Rauchschwaden abzeichnete. Langsam schob es sich daraus hervor, ein unförmig wirkendes Monstrum, schwärzer als die Nacht und so schwer, dass selbst die übermenschlichen Kräfte der sechzig Cha-Gurrlinen kaum ausreichten, um es aus der Grube zu schaffen. Der Hebevorgang stockte, und für endlose bange Augenblicke steckte das schwarze Ungetüm zur Hälfte inmitten der Rauchschwaden fest.
    »Weiter, weiter! Bei den Toren, worauf wartet ihr?« Ungeduldig feuerte Asco-Bahrran die Krieger an, doch erst als zwanzig weitere zur Unterstützung herbeigeholt wurden, konnte die schwere Arbeit fortgesetzt werden.
    Wenig später erhob sich ein gewaltiger, schwarz glänzender Koloss über der Grube. Okowan trat bis an den Rand der Grube heran, um ihn genauer zu betrachten. Auf den ersten Blick sah er aus wie ein drei Längen hoher und zwei Längen breiter Felsen, der auf einem Podest stand, doch dann drehte er sich ein wenig, und es kam eine Ausbuchtung zum Vorschein, die wie eine Sitzfläche mit zwei schmalen Armlehnen aussah. Es war ein Thron!
    Ein schrecklicher, Furcht einflößender Thron von solch abstoßender Hässlichkeit, dass Okowan erschauerte. Die Oberfläche war nicht glatt, sondern wies unzählige Wölbungen und Ausbuchtungen auf, deren Bedeutung er aus der Entfernung nicht sofort erkennen konnte. Doch er fühlte, dass man sie sich besser nicht aus der Nähe betrachtete. Als die Cha-Gurrlinen-Krieger den massigen schwarzen Block schließlich ganz aus der Grube hoben und auf dem Platz abstellten, kam Okowan jedoch nicht umhin, sich den finsteren Koloss aus der Nähe anzusehen. Neugierig trat er heran und erkannte schließlich, worum es sich bei den unbekannten Gebilden handelte: Es waren Menschen.
    Trotz der enormen Größe schien der Thron einzig aus ineinander verkeilten menschlichen Leibern zu bestehen. Viele von ihnen hatten die Arme in flehender Geste erhoben, andere kauerten in geduckter Haltung oder umklammerten schützend ein Kind. Überall waren verzweifelte Männer, Frauen und Kinder zu sehen, die in grauenhafter Todesfurcht erstarrt waren. Viele hatten die Münder zu stummen Schreien geöffnet, und die Blicke der erloschenen Augen zeigten unermessliches Grauen.
    Prüfend umrundete Okowan den Thron und betrachtete das Werk des Magiers von allen Seiten. Er war schon immer ein skrupelloser Mensch gewesen, der sich nicht um die Not und das Elend anderer kümmerte, doch was er hier sah, erschütterte ihn zutiefst.
    Aber da war noch etwas anderes. Obwohl der Anblick des Throns ihn abstieß, zog er ihn doch magisch an. Mehrfach ertappte sich Okowan dabei, wie er, ohne es zu wollen, die Hand hob, um über die glänzende Oberfläche zu streichen und die gemarterten Körper zu berühren. Er wollte, nein, er musste fühlen, was diese Menschen erlitten hatten. Es war wie ein innerer Zwang, den er nicht beherrschen konnte, und er stellte erschrocken fest, dass er trotz der Abscheu, die der Anblick der Toten in ihm hervorrief, eine geradezu erotische Erregung empfand.
    »Er ist vollkommen, nicht wahr?« Asco-Bahrran war hochzufrieden, hob die Hand und strich lüstern grinsend über die Brüste einer jungen Frau, die sich im Augenblick des Todes halb entblößt hatte. »Sie leben noch, spürst du es?«, raunte er Okowan zu. »Sie sind tot, gestorben im Feuer des Zaubers, der dieses Prachtstück schuf, doch die Seelen

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