Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Samenhändlerin (German Edition)

Die Samenhändlerin (German Edition)

Titel: Die Samenhändlerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
Vom Netzwerk:
nur daran denke, wie er für dich da war, damals, in der Stunde deiner größten Not. Unserer größten Not! Ohne ihn wären wir ins Armenhaus gekommen!«
    Ich will das nicht hören , schrie es in Seraphine. Sie wollte gar nichts von Valentin hören. Sie war froh, dass er fort war! Er fehlte ihr überhaupt nicht, ein Blödsinn war das. Sollte er doch in Amerika glücklich werden! Er war ihr eh nur eine Last.
    Warum tat es dann so gut, seinen Namen zu hören? Seraphine schüttelte sich, als habe sie etwas Bitteres geschluckt, und stand dann abrupt auf.
    »Ich muss jetzt gehen. Wollte dir nur sagen, dass ich für eine Weile weg sein werde. Helmut und ich –« Sie hielt kurz inne, um sich am Klang dieser Worte zu erfreuen. Waren sie der Grund, dass sie ihre Mutter aufgesucht hatte? »Ich werde ihn nach Böhmen begleiten. Einer muss ja Valentins Platz einnehmen, jetzt, wo er weg ist.«
    Mit den unausgesprochenen Fragen ihrer Mutter im Kopf machte sie sich auf den Nachhauseweg. Sie ließ sich Zeit, es gab keinen Grund, sich zu beeilen.
    Die Luft war erfüllt vom Geruch der ersten Kartoffelfeuer, die rings um Gönningen auf den Feldern abgebrannt wurden. Das Gekreische von lauten Kinderstimmen drang von dort ins Dorf, erzählte von Unbeschwertheit und wilden Spielen. Lächelnd hielt Seraphine inne, die Nase im Wind, Witterung aufnehmend, die Sinne geschärft.
    Wie es wohl in Böhmen riechen würde?
    Als sie unter ein paar tief hängenden Ästen hindurchlief, legten sich feuchte Spinnweben auf ihr Gesicht. Sie wischte sichüber die Augen. Dann blieb sie erneut stehen, stirnrunzelnd, als verschleierten die Spinnweben immer noch ihren Blick.
    Einer muss ja jetzt Valentins Platz einnehmen – hatte sie das wirklich zu ihrer Mutter gesagt? Was für ein Unsinn! Es war nicht Valentins Platz, den sie einnehmen wollte, es war Hannahs!
    Und endlich würde alles zurechtgerückt werden, was so lange aus dem Lot gewesen war.
    Seltsam – warum konnte sie sich nur wenig an diesem Gedanken erfreuen? Warum machte ihr Herz keinen Hüpfer?
    Sie war müde. Der Besuch bei der Mutter hatte sie erschöpft, das war der Grund.
    Sie war müde. Wie die Mutter. Müde vom Leben.

53
    »Verflixt!« Mit triefend nassen Haaren und brennenden Augen suchte Margarita den Boden der Waschküche nach dem Seifenstück ab, das ihr aus der Hand gerutscht war. Ausgerechnet hinter die Wanne war es gekullert!
    »Kind! Was machst du für Verrenkungen?« Grinsend stand Piet im Türrahmen.
    »Und was machst du noch hier?«, konterte Margarita. »Ich dachte, du und Valentin, ihr wärt längst auf dem Weg nach Amsterdam.« Angewidert starrte sie auf das Stück Seife, das nun in eine Schicht aus Staub und Schmutz eingehüllt war. »Ich glaube, ich muss ein ernstes Wort mit Antje reden, hier ist seit Ewigkeiten nicht mehr geputzt worden!«
    »Valentin hat sich entschieden, doch nicht mitzukommen, er ist im Stall und striegelt den Schwarzen.« Piet seufzte. »Und Antje ist der Grund, dass ich noch hier bin. Sie … ihr geht esheute nicht so gut, sie wollte, dass ich den Arzt für sie rufe. Aber dann meinte sie, Ruhe würde ihre Kopfschmerzen auch vertreiben.«
    »Kopfschmerzen! Die Magd hat Kopfschmerzen – wieder einmal.«
    Um die Waschküche mit ihren triefend nassen Haaren nicht noch weiter unter Wasser zu setzen, band sich Margarita ein Tuch um den Kopf. Wütend funkelte sie ihren Vater an. Sie hasste es, wenn sie bei ihrer Toilette gestört wurde. Und sie hasste, was sie von ihm zu hören bekam.
    »Korrigiere mich, wenn ich etwas Falsches sage: Letzte Woche hatte sie Rückenschmerzen, die Woche davor war es ein Krampf in der linken Hand. Kann es sein, dass unsere Antje ein wenig anfällig geworden ist – für Krankheiten jeder Art?« Mit Genugtuung beobachtete sie, wie der Vater ihrem Blick auswich. »Und kann es sein«, fuhr sie fort, »dass all diese Zipperlein, von denen sie sich jedes Mal ausgiebig erholen muss, erst seit dem Tag aufgetreten sind, an dem du sie in dein Bett geholt hast?«
    »Blödsinn«, nuschelte Piet.
    »Das ist kein Blödsinn, sondern die Wahrheit. Das Mädchen glaubt seitdem, sich alles erlauben zu können! Und ich muss es ausbaden. An wem bleibt denn heute wieder die ganze Arbeit hängen? Wenn das so weitergeht, werfe ich sie eigenhändig raus!« Margarita tauchte eine Hand in das Wasser. »Nur noch lauwarm, na wunderbar!« Jetzt würde sie Mühe haben, die schon aufgeschäumte Seife, die langsam in ihrem Haar einzutrocknen begann,

Weitere Kostenlose Bücher