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Die Samenhändlerin (German Edition)

Die Samenhändlerin (German Edition)

Titel: Die Samenhändlerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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fragte, ob man für die Kirchenbänke Blumengirlanden binden solle, zuckte sie lediglich mit den Schultern. Dabei gab es inzwischen Blumen in Hülle und Fülle! Wann immer Hannah die Zeit erübrigen konnte, spazierte sie über die Wiesen rund um Gönningen und kam mit einem dicken Blumenstrauß zurück. Wie sehr hätte sie sich ein bisschen Farbe für ihre eigene Hochzeitgewünscht, doch im Winter war außer ein paar Buchsbaumkränzen nichts aufzutreiben gewesen.
    Auch die Gästeliste interessierte Seraphine nicht. Am Ende nahm Wilhelmine die Sache selbst in die Hand und schrieb die entsprechenden Namen auf.
    Hannah, die immer unruhiger auf ihrem Stuhl hin- und hergerutscht war, vermochte sich an dieser Stelle nicht mehr zurückzuhalten. Wie konnte sich eine Braut derart das Zepter aus der Hand nehmen lassen, wenn es um den schönsten Tag in ihrem Leben ging? »Willst du denn nicht wenigstens deine Freundinnen und deren Ehemänner einladen?«, fragte sie Seraphine erstaunt und bekam zur Antwort: »Ich habe keine Freundinnen.«
    Ein junges Mädchen, das in seinem ganzen Leben noch nie aus dem Dorf hinausgekommen war, das seine Kinder- und Jugendjahre hier verbracht hatte, besaß keine Freundinnen?
    Das war in Hannahs Augen wirklich mehr als wunderlich.
    Bei dem Gedanken, bald mit Seraphine unter einem Dach zu wohnen, wurde ihr immer unwohler …
    Wer weiß, versuchte sie sich aufzumuntern, vielleicht gehen Seraphine so kurz vor dem großen Tag wie einem jungen Pferd die Nerven durch. Wenn sie daran dachte, wie aufgeregt sie gewesen war, war dies ihre einzig logische Erklärung für das seltsame Verhalten des Mädchens.

20
    Vor lauter Feierlichkeiten kam Hannah in den nächsten Wochen nur noch selten zum Grübeln. Stattdessen ließ sie sich im Gönninger Trubel treiben und genoss jede Minute: Am Sonntag nach Ostern wurde Gottlieb Kerner in denGönninger Gemeinderat gewählt, woraufhin der Schultheiß eine glühende Rede über die Vorzüge des neuen Ratsmitglieds hielt und über die Hoffnungen, die man in ihn setzte. Gottliebs Einzug ins Rathaus wurde gefeiert, als hätte man einen König gewählt!
    Am darauf folgenden Wochenende fand die Hochzeit von Valentin und Seraphine statt.
    Wenn sich jemand über das schmucklose Kleid wunderte, in dem die Braut vor den Altar trat, so tat er dies hinter vorgehaltener Hand. Als Valentin, über das ganze Gesicht strahlend, zu Seraphine sagte: »Jetzt gehören wir zusammen, für immer und ewig!« und die Braut die letzten Worte wiederholte, waren es nur wenige, die bemerkten, dass Seraphines Blick dabei nicht ihrem Bräutigam, sondern dessen Bruder galt. Hannah gehörte dazu und klammerte sich umso heftiger an Helmut, der neben ihr stand.
    »Und nachher geht’s auf den Acker!« Helmut warf einen Blick aus dem Fenster. »Hoffentlich hält das Wetter, ich habe keine Lust, im nassen Boden herumzuwühlen.«
    »Wenn mir jemand Bescheid gesagt und gezeigt hätte, wie es funktioniert, hätte ich die Kartoffeln längst in die Erde bringen können. Wir hatten schließlich genügend schöne Tage in den letzten Wochen«, erwiderte Hannah, die beim Morgenmahl an einem Marmeladenbrot kaute. Und genug Langeweile hatte sie auch erleiden müssen …
    Ihr Blick fiel auf die Fensterbank, wo seit Ende Januar alle möglichen kleinen Pflänzchen vorgetrieben wurden. Zwischen den Töpfen und Schalen hätte nicht einmal mehr ein Fingerhut Platz gehabt! Auch diese Pflanzen mussten endlich hinaus ins Freie. Mehrmals hatte sie Wilhelmine gefragt, warum sie diese Arbeit nicht längst taten. Zu früh, zu früh, wir müssen erst noch die letzten Nachtfröste abwarten, hatte Wilhelmine ihr jedes Mal zur Antwort gegeben. »Gepflanzt wird erst nachden Eisheiligen.« Also hieß es, bis Mitte Mai abzuwarten. Und nun war es endlich so weit.
    Während Wilhelmine schon dabei war, die Teller der Männer in die Spüle zu tragen, huschte Seraphine wie ein Geist zur Tür herein. Wie so oft bei ihrem Anblick erschrak Hannah. Sie hatte sich noch immer nicht daran gewöhnt, dass Seraphine nun im selben Haus wohnte. Wie kann man nur so lange schlafen?, fragte sie sich mürrisch. Immer kam Seraphine als Letzte zum Morgenmahl und hielt damit den ganzen Haushalt auf. Demonstrativ starrte sie auf die Wanduhr, deren Zeiger auf sieben Uhr zugingen.
    Gottlieb tätschelte Hannahs Arm. »Bist eine ganz Fleißige, das muss man dir schon lassen. Aber Kartoffeln werden bei uns immer erst nach den Eisheiligen ausgebracht!«
    Vom

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