Die Satansbraut
vergeblich gehofft, fern von Westindien ein neues vielversprechendes Leben beginnen zu können.
Wie in Trance erledigte sie ihre Einkäufe. Der Tuchhändler schüttelte nur den Kopf, als sie sein Geschäft verließ. Der arme Mr. Sherbrooke hatte offenbar eine geistig behinderte Frau geheiratet. Wirklich ein Jammer!
Wieder zu Hause, zog sich Sophie ins Schlafzimmer zurück, das Ryder und sie von Grund auf verändert hatten. Die Wände waren hellgelb gestrichen, und ein herrlicher cremefarbener und blauer Aubusson-Teppich diente als Blickfang. Sie trat ans spiegelblanke Fenster und starrte auf den frisch gemähten Rasen hinab. Alles war so schön. Der reinste Garten Eden. Dies war ihr Heim. Aber nicht mehr lange. Langsam sank sie auf die Knie, vergrub ihr Gesicht in den Händen und begann zu schluchzen.
Mrs. Chivers, die neu eingestellte Haushälterin, sah sie weinen, sagte kein Wort und suchte statt dessen nach dem Hausherrn. Ryder war fast davon überzeugt, daß Mrs. Chivers sich geirrt haben mußte, aber er eilte trotzdem ins Schlafzimmer und erschrak zutiefst, als er Sophie in Tränen aufgelöst vorfand.
»Sophie«, rief er, »was in aller Welt ist denn nur passiert?«
Sie drehte sich verstört um. O Gott, was sollte sie ihm nur sagen? Daß jetzt alles vorbei war? Daß der gute Ruf der Sherbrookes bald dahin sein würde, und daß sie daran schuld war? Ryder mochte aus Leichtsinn vorübergehend sein Mobiliar verloren haben, sie aber hatte seine ganze Familie ins Unglück gestürzt.
Er kauerte neben ihr nieder, und sie spürte seine Hände auf ihren Oberarmen. Langsam und sehr sanft zog er sie an sich. Ihr Gesicht war aschfahl, ihre Augen waren vom Weinen geschwollen.
Er drückte ihre Wange an seine Schulter. »Nicht mehr weinen, Sophie«, flüsterte er. »Die Ehe hat einen großen Vorteil — man ist nicht mehr allein. Es ist immer ein Mensch da, der dir helfen kann, bei jedem Problem, in jeder Lebenslage. Bitte erzähl mir, was los ist, Liebling.«
Sie schüttelte wortlos den Kopf.
Ryder runzelte die Stirn. Sophie war es gewesen, die ihn seit der Ankunft in dem völlig verwahrlosten Haus aufgerichtet und schließlich sogar in gute Laune versetzt hatte. Sie hatte nicht nur den Dienstboten Anweisungen gegeben und sich um das Essen gekümmert, sondern auch selbst geputzt und Staub gewischt und dabei noch gelächelt. Verdammt, sie war glücklich gewesen, das wußte er genau. Was konnte nur passiert sein?
Sie hörte auf zu weinen, hatte jetzt aber Schluckauf, und die stoßweisen Bewegungen ihrer Brüste an seiner Brust ließen in ihm starke Lustgefühle aufsteigen. Ihre Menstruation war vor einigen Tagen zu Ende gegangen, aber sie war abends immer so todmüde gewesen, daß er sie nur in den Armen gehalten hatte.
Doch jetzt begehrte er sie wahnsinnig.
»Erzähl es mir, Sophie«, wiederholte er.
Sie beugte sich etwas zurück. »Mir tun die Knie weh.«
»Wozu haben wir ein Bett? Komm, setzen wir uns.«
Sie warf einen flüchtigen Blick auf das Bett. Seine Erregung war ihr natürlich nicht entgangen. Sie mochte noch so verstört sein, aber blind war sie nicht. Bilder aus der Vergangenheit überfielen sie plötzlich: Lord David, der sie geküßt und seine Zunge in ihren Mund gezwängt hatte, bevor sie ihn ablenken konnte, der sich stets vor ihr ausgezogen hatte, um ihr stolz seinen nackten Körper vorzuführen, mit seinem großen Penis zu prahlen und im voraus anzukündigen, auf welche Weise er sie nehmen würde.
Und Charles Grammond, dieser Mann mit Bauch in mittlerem Alter, im Grunde kein übler Kerl, der rührend dankbar gewesen war, als sie ihn zu ihrem Liebhaber erkoren hatte. Doch dann hatte er sich verändert, und einmal hatte er sie am hellichten Tag gegen einen Baum gepreßt, und sie hatte mit der Reitpeitsche nach ihm geschlagen, aber er hatte nur gelacht und sein Glied aus der Hose geholt und verlangt, daß sie ihn mit dem Mund befriedigte. O Gott, sie hatte mitgeholfen, ihn zu ruinieren, während sie ihm weismachte, daß er ein wunderbarer Liebhaber sei. Und er hatte überall mit seiner Potenz geprahlt — na ja, schließlich konnte er vier Kinder als Beweise anführen.
Und jetzt waren beide hier, Lord David und Charles! Beide hielten sie für eine Hure, und beide würden sie bestimmt mit wahrer Wonne ruinieren. Sie erinnerte sich lebhaft an die lüsternem Blicke, die beide Männer ihr bei jeder Begegnung zugeworfen hatten, an all die zweideutigen Bemerkungen und selbstzufriedenen Kommentare über
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